Opernhaus Zürich: «Arabella» von Richard Strauss

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Zürich,

Das Opernhaus Zürich inszeniert Richard Strauss' Oper «Arabella».

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Das Opernhaus in Zürich. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Opernhaus Zürich inszeniert die Oper «Arabella».
  • Sie wurde 1933 von Richard Strauss geschrieben.

Auf den ersten Blick unspektakulär, doch tiefgründiger und stimmiger kann man sich diese raffinierte Gesellschaft-Studie kaum vorstellen.

Schlussszene der Oper, die am Sonntag ihre bejubelte Premiere hatte: Arabella, die Titelfigur, reicht ihrem Verehrer Mandryka ein Glas frisches Brunnenwasser. Als Zeichen dafür, dass sie seine Werbung annimmt und ihm als Gattin folgen wird.

Opernhaus Zürich
Das Opernhaus in Zürich. - Keystone

Diese Geste, so haben wir zuvor erfahren, ist in Mandrykas Heimat Slawonien Tradition. Der erhörte Bräutigam leert das Glas und schmettert es zu Boden: Kein anderer soll je wieder aus diesem Glas trinken - so die hintergründige Bedeutung des Brauchs: sozusagen eine klirrende Bestätigung des Hochzeitsversprechens. So besagt es auch die entsprechende Szenenanweisung in Partitur und Libretto.

Doch Regisseur Robert Carsen machte es anders. Besser und zeitgemässer. Die kleine Szene ist erhellend für seinen durchdachten Umgang mit dem Stoff. Arabella nimmt nämlich Mandryka das Glas, bevor er es zerdeppern kann, wieder aus der Hand.

Die Geste besagt zweierlei. Sie offenbart eine bei allem Gefühlsüberschwang selbstbestimmte junge Frau, die den patriarchalen Gehalt dieser Usanz zu relativieren gedenkt. Ferner lässt sie die Frage nach der Dauerhaftigkeit dieser Ehe offen. Diese könnte unter Umständen bereits durch das Heraufdämmern schrecklicher Zeitläufte gefährdet sein.

Denn Carsen lässt die Oper nicht in den 1860er Jahren spielen, sondern in der Zeit, da sie entstanden ist; 1933 ist das Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten.

Politischer Hintergrund in «Arabella»

Die Qualität dieser subtilen Regiearbeit, ist es, die politische Hintergrundfolie zwar höchst beklemmend, aber nur dezent aufscheinen zu lassen: Da und dort eine dieser ominösen Armbinden, und dann, beim Fiakerball des 2. Akts zwei Hakenkreuz-Flaggen an den Seitenwänden.

In aufgekratzter Lustigkeit brilliert hier Aleksandra Kubas-Kruk als Fiakermilli mit ihren gejodelten Koloraturen. Sekundiert vom Schuhplattler einer Schar fescher Burschen mit Lederhosen, Kniestrümpfen und Gamsbart, die der Reihe nach buchstäblich umfallen.

Später, zum Orchester-Vorspiel des 3. Akts, legen die Kerle eine irre Tanzeinlage mit gereckten Armen hin – halb groteske Parodie, halb spukhafter Marionettendrill.

All diese Signale fügen sich mit unheilvoller Selbstverständlichkeit in den Gang der «Lyrischen Komödie», die stringent erzählt wird.

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