SRF: Luzia Tschirky erklärt Fake-Meldung zu Russen-Folter
Ein Bild von Russen-Folter entpuppt sich als Fake. Luzia Tschirky, Russland-Korrespondentin von SRF, teilte es auf Twitter. Gegenüber Nau.ch erklärt sie, warum.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Schreckens-Bild aus dem Ukraine-Krieg ging viral, entpuppte sich aber als Fake.
- Auch SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky teilte es.
- Nun nimmt sie dazu Stellung.
Dieses Schreckens-Bild ging um die Welt: Eine Kiste voller Zahnkronen wurde im ukrainischen Dorf Pisky-Radkiwski gefunden, daneben eine Gasmaske.
Das ukrainische Verteidigungsministerium vermutete dahinter die Überbleibsel einer russischen Folterkammer, eine Art «Mini-Auschwitz».
Auf Social Media wurde der grausige Fund fleissig geteilt – auch von SRF-Russland-Korrespondentin Luzia Tschirky (32).
Ständig kommen weitere Details über Folterkammern aus den von Russland monatelang besetzten und inzwischen befreiten Gebiete der Ukraine ans Licht. Zum Beispiel aus einer Folterkammer nicht weit entfernt von Isjum: Eine Kiste mit Goldzähnen. https://t.co/G4ymDgAn55
— Luzia Tschirky (@LuziaTschirky) October 4, 2022
Eine Recherche des «Bild»-Journalisten Paul Ronzheimer (37) entlarvte aber die wahre Geschichte hinter den Goldzähnen. Der Journalist besuchte das kürzlich befreite Dorf in der Region Charkiw und deckte auf: Die Zahnkronen stammen von Patienten eines örtlichen Zahnarztes.
Die Russen sollen die Zähne geklaut haben, um die Ukrainer einzuschüchtern, glaubt der Zahnarzt.
SRF: Luzia Tschirky nimmt Stellung
Mittlerweile hat Luzia Tschirky auf Twitter auf die Enthüllungen reagiert. «Korrigenda: Die in Pisky-Radkiwski gefundenen Goldzähne wurden laut Recherchen von Paul Ronzheimer dem lokalen Zahnarzt gestohlen (...).»
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt die Russland-Korrespondentin, wie sie aus unzähligen Meldungen zu Folter und Mord auf Twitter die Echten auswählt. «Ich schaue mir die Quelle der Information an, bevor ich sie auf Social Media teile.»
Im konkreten Fall handelte es sich um eine Meldung, die von amtlichen Stellen in der Ukraine geteilt wurde. Tschirky: «In den publizistischen Leitlinien von SRF ist festgehalten, dass polizeiliche und amtliche Mitteilungen in der Regel nicht nachrecherchiert werden müssen.»
Da die Existenz von Folterkellern in Charkiw bestätigt sei, habe sie sich zusätzlich auf die «Plausibilität» der Nachricht abgestützt.
Sie argumentiert: Wenn die Zähne tatsächlich von Russen zur Einschüchterung missbraucht wurden, seien sie trotzdem ein «Instrument zur Folter».
«Als harmlos würde ich die Hintergründe zu den gefundenen Zähnen (...) nicht bezeichnen», stellt die Expertin klar. Vielmehr würde der Fall wieder einmal deutlich machen, wie wichtig die Arbeit von Journalisten vor Ort ist.