Vergangenheit von Tom Kummer in Roman-Form: «Von schlechten Eltern»
Tom Kummer ist für sein Buch «Von schlechten Eltern» für den Schweizer Buchpreis 2020 nominiert. Die Geschichte dreht sich um seine eigene Vergangenheit.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Autor Tom Kummer hat im März das Buch «Von schlechten Eltern» veröffentlicht.
- Dafür wurde er für den Schweizer Buchpreis 2020 nominiert.
- Die Geschichte dreht sich unter anderem um seine eigenen Erlebnisse.
Tom Kummers Roman «Von schlechten Eltern» ist eine intime Trauergeschichte, die auf seiner eigenen Biografie beruht. Kommentieren will er damit nichts. Er wünscht seinen Leserinnen und Lesern neue Erfahrungen, dass sie sich darauf einlassen.
In seiner Geschichte reist Tom Kummer, so heisst auch sein Protagonist, als Fahrer einer Limousine quer durch die dunkle Schweiz. Dabei befördert er nachts zwielichtige Geschäftsleute aus dem Botschaftsumfeld. Während der Fahrten verwickeln ihn seine Fahrgäste immer wieder in tiefgründige Gespräche.
Das Hauptthema des Romans ist aber Toms Trauer um seine verstorbene Frau Nina. Regelmässig erscheint sie ihm als Geist, legt den Arm um ihn und will ihn ins Totenreich ziehen. Nachts vertieft sich Tom in seine Erinnerungen an sie, tagsüber muss er für seinen Sohn da sein.
Aus der eigenen Lebensgeschichte
Tom Kummer schöpft den Stoff des Romans, der für den Schweizer Buchpreis 2020 nominiert ist, aus seiner eigenen Lebensgeschichte. Lange Zeit lebte er mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Söhnen in Los Angeles, wo er als Journalist arbeitete. Nachdem seine Partnerin 2014 an Krebs gestorben war, kehrte er mit dem jüngeren Sohn in die Schweiz zurück.
Obwohl ihm das Schreiben durchaus geholfen habe, lag seine Motivation zu diesem Roman aber nicht etwa in der Trauerbewältigung. «Mein Ziel war, mein Erfahrungsmaterial in einer Geschichte zu verdichten und eine Meditation der Trauer zu schaffen.»
Tom Kummer: «Trauer hat auch gute Seiten»
Damit erzähle er auch von einer Gesellschaft, die das Trauern verlernt habe: «Trauern ist ein unproduktiver Zustand, den wir schnellstmöglich hinter uns lassen wollen oder sollen. Dabei hat die Trauer auch sehr gute Seiten, die einem helfen können», sagt er.
«Mein Protagonist zelebriert die Melancholie geradezu und zeigt: Die Welt vorbeiziehen lassen und nur in sich selbst zu existieren, das kann die höchste Lebensfreude bedeuten.» Gerade in der Corona-Pandemie, die viele ratlos mache, könne diese Perspektive noch stärker wirken.
Kummer arbeitet bereits an seinem dritten autofiktionalen Werk; danach möchte er sich anderen Stoffen zuwenden.