Stadt Zürich

Wie ein Booker aufstrebende Musikschaffende auf die Bühne holt

Keystone-SDA
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Zürich,

Beim m4music Festival lautet das Versprechen konkret: Musikschaffende aus dem alternativen Pop präsentieren, die kurz vor dem Durchstarten sind.

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Ein Festival. (Symbolbild) - Keystone

Das m4music Festival gibt jährlich jenen eine Bühne, die in der Schweizer Szene des alternativen Pop gerade angesagt sind. Wie man die der breiten Masse noch unbekannten Acts aufspürt, erzählt Co-Booker Stipe Svalina im Gespräch mit Keystone-SDA.

2024 eroberte EDB aus Bern mit seinem Indiepop auf Mundart die Festivalbühnen. Es war auch das Jahr der Rapperin und Musikerin Soukey, die den Sprung auf die grösseren Bühnen schaffte und diese etwa mit Nemo teilte. Auch die Zürcher Punkband Batbait gehört zu den aufstrebenden Acts der Schweizer Musikszene. Sie alle treten am m4music Festival auf, das in einer Woche während zweier Tage in Zürich stattfindet.

Die genannten Musikschaffenden gehören zu den bekannteren Namen, die am Festival auftreten. Hier wird oft neue Musik entdeckt. Musikliebhaberinnen und -liebhaber treffen hier im ganz normalen Publikum auf Branchenprofis. 1500 Menschen aus der Musik- und Veranstaltungsbranche haben sich für die kommende Festivalausgabe angemeldet. Ziel des Festivals von Migros-Kulturprozent ist es, die Popmusik in der Schweiz zu fördern. Doch wie spürt man die noch aufstrebenden Newcomer auf?

Stipe Svalina verantwortet mit Matthias Schlemmermeyer das Booking. Sie holen die oft neuen Gesichter in der Schweizer, aber auch internationalen Musikszene ans m4music Festival.

Svalina konnte sich längst als Booker etablieren, und so werden ihm Bands oft zugespielt. «Wenn ich mir dann den Videoclip einer Band ansehe, weiss ich nach zehn Sekunden schon sehr viel», sagte er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

So könne er sich rasch einen Eindruck davon machen, welches Potenzial die Band mitbringt: «Ich kenne dann den Vibe der Gruppe, kann einschätzen, wie gut sie in den aktuellen Markt passt und welche potenzielle Zielgruppe sie erreichen kann.»

Zum Dasein des Bookers gehört es, im Nachtleben unterwegs zu sein und Konzertveranstaltungen zu besuchen. Aber: «Je älter ich werde, desto wichtiger wird die Grundausbildung, die man im Musikkuchen gemacht hat. Nun weiss ich ganz genau, auf welche Parameter ich mich verlassen kann.»

Diversität der Popmusik wichtig

Eine Ausbildung zum Booker im traditionellen Sinne gibt es nicht. Für den 1984 geborenen Svalina, der im Zürcher Oberland aufgewachsenen ist, habe alles in der Jugend angefangen. Ende der 90er-Jahre sei er ein Hip-Hop-Kind gewesen. «Ich wollte Teil der Szene sein, und das mit allem, was zum Hip-Hop gehört: Rap, Jams, Graffiti.» Im Alter von 16 Jahren begann Svalina gemeinsam mit Kollegen, Veranstaltungen zu organisieren. Bis 2007 war er in der Szene als Hip-Hop-Veranstalter tätig.

Mit nur 22 Jahren übernahm er in Bubikon (ZH) den Club Rampe. Heute ist er Mitinhaber vom Exil in Zürich und arbeitet als Creative Director für andere Veranstalter auf Mandatsbasis. Aktuell mischt er auch beim Openair Frauenfeld mit. Für das m4music-Festival bucht er seit 2016 Bands.

Auf die Frage, ob man ausschliesslich Künstlerinnen und Künstler bucht, die man selber mag, entgegnete Svalina: «Zum Glück nicht. In meinem Verständnis muss ich als Booker dafür sorgen, dass ein Festival sein Versprechen ans Publikum einlösen kann – und nicht meine Lieblingsbands auf die Bühne holen.»

Beim m4music Festival lautet das Versprechen konkret: Musikschaffende aus dem alternativen Pop präsentieren, die kurz vor dem Durchstarten sind. «Wir sollten weder eine ultra-progressive Gruppe buchen, noch sollten wir uns im Mainstream-Bereich der Popmusik bewegen», so Svalina.

Die Diversität der Popmusik sei wichtig: «Wir wollen Rock, New Jazz und Hip-Hop und weitere Stile.» Dann wolle man auch auf Diversität bei den Geschlechtern und Sprachregionen achten. So ist die Romandie am m4music mit einigen Acts vertreten, darunter der Psy-Rock-Band Fomies aus Vevey. Ausserdem sei die Balance von Schweizer Künstlerinnen und internationalen Acts wichtig. Die Hälfte der auftretenden Acts am m4music sind aus der Schweiz.

Im Vorfeld des Festivals erhalten Newcomer die Möglichkeit, ihr Demo einzusenden. Werden sie ausgewählt, können sie, eingeteilt nach Genre, am Festival im Schiffbau ihre Songs vor Publikum und Jury performen und gewinnen. Im diesjährigen Line-up sind mit den Manic Pixxies die letztjährigen Gewinner des Hauptpreises «Demo of the Year» auf der Bühne.

Was Stipe Svalinas Liebling am diesjährigen Festival angeht, so nennt er gleich zwei. «Miso Extra haben wir in letzter Sekunde buchen können. Auf sie freue ich mich besonders», so der Booker. Miso Extra singt und rappt und macht verträumt-elektronisch angehauchten Pop. Ein weiterer Höhepunkt für Svalina sei das Zürcher Rap-Duo L Loko & Drini, welches den Sprung in die Schweizer Charts bereits geschafft hat und am Festivalfreitag Headliner ist. «Aus der Perspektive der beiden, die bereits kommerziellen Erfolg haben, ist es speziell, bei einem Festival wie dem m4music als Headliner aufzutreten. Ich finde es super, kommen die zwei Secondos aus Wiedikon zu uns, die mit ihrem Zürcher-Slang rappen.»

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