In «Segnali di Vita» trifft Wissenschaft auf Volksglauben
Der Film «Segnali di Vita» erzählt die Geschichte eines Astrophysikers und seiner Begegnung mit den Bewohnern eines Dorfes im Aostatal.
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«Segnali di Vita» von Leandro Picarella spielt in einem Dorf im Aostatal. Im dortigen Observatorium arbeitet Paolo. Der Film changiert zwischen Dokumentation und Fiktion – und er erzählt vom Aufeinandertreffen zweier vermeintlich unvereinbarer Welten.
Es gehört nicht zu den Stärken des Astrophysikers Paolo, seine Ungeduld zu verbergen. Dinge erklären, um die Leute von ihren falschen Vorstellungen abzubringen, mag er auch nicht. Gut also, dass sich vor Paolos Teleskop nur selten Menschen verirren.
Besonders glücklich wirkt er trotzdem nicht. Seine langjährige Beziehung sei in die Brüche gegangen, erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer. Er habe zu sehr nach oben geschaut und nicht wahrgenommen, was um ihn herum passierte – bis es zu spät war.
Auftrag führt zur Konfrontation mit dem Unbekannten
Zu den ungefähr dreissig Menschen im Dorf müsste der Einzelgänger eigentlich kaum Kontakt haben. Doch als sein Teleskop nicht mehr funktioniert, erhält er den Auftrag, «für statistische Zwecke» die Leute im Dorf zu ihrem Wissen über astronomische Gegebenheiten zu befragen.
Die Antworten lassen dem Wissenschaftler die ohnehin schon etwas zotteligen Haare zu Berge stehen. Statt auf minimalstes astronomisches Wissen – über die Bewegungsarten der Erde etwa oder über die physikalische Beschaffenheit der Sonne und anderer Sterne – trifft er hauptsächlich auf abergläubische Vorstellungen.
Solche zum Beispiel, die den Einfluss des Mondes auf die Feldbestellung betreffen oder noch schlimmer: die Astrologie.
Wissenschaft versus Aberglaube
Als er die Geduld verliert und sich über das mangelnde Vertrauen in die Wissenschaft beklagt, kommt zurück, dass es doch eigentlich die Wissenschaft sei, die allem misstraut. Es wirkt wie der Anfang einer Erkenntnis: jener nämlich, dass sich mit der wissenschaftlichen Methode nicht alles ergründen lässt.
Fern von Kitsch oder wissenschaftlicher Herablassung erzählt «Segnali di Vita», der nun in den Deutschschweizer Kinos anläuft, vom Aufeinandertreffen zweier Welten. Diese erweisen sich gar nicht so unvereinbar, wie es zunächst scheint. Auch der Film als solcher legt sich nie ganz fest, ob er ein Dokumentarfilm ist oder ob gewisse Momente wie in einem Spielfilm inszeniert sind.
Eine der Geschichten über die Dorfbewohner ist jene eines älteren Mannes, der auf der Suche nach der späten Liebe Paolos Hilfe benötigt. Wie die Liebe allerdings in einer Welt auftauchen kann, die grösstenteils aus Sternenstaub besteht, darauf weiss auch der Astrophysiker keine Antwort.
*Dieser Text von Dominic Schmid wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.