«Tatort: MagicMom»: So wird der neue Münster-Krimi
Endlich wieder Münster-Krimi mit Thiel und Boerne! Das Erste schickt im neuen Film «MagicMom» zum ersten Mal in diesem Jahr die wohl kauzigsten «Tatort»-Ermittler auf Verbrecherjagd. Lohnt sich das Einschalten?
Es geht um Social-Media, ein aussterbendes Männerbild und – natürlich – um einen Todesfall. Der neue Münster-«Tatort: MagicMom» (Sonntag, den 5. März, ab 20:15 Uhr im Ersten) lädt die Zuschauer auf eine Reise in die Moderne ein, ohne zu überdrehen oder jemanden zurückzulassen. Das Besondere: Boerne (Jan Josef Liefers, 58) und Thiel (Axel Prahl, 62) schaffen es mit Respekt, aber einigen spitzen Bemerkungen, sich allem Neuen doch irgendwie offen zu präsentieren – trotz ihrer Zweifel. Lohnt sich der Film auch für Krimi-Interessierte, die normalerweise um den Klamauk-Tatort aus Münster einen Bogen machen?
Darum geht es im Münster-«Tatort: MagicMom»
Kommissar Frank Thiel (Prahl) und Professor Karl Friedrich Boerne (Liefers) entern in ihrem neuesten Fall unbekanntes Terrain: Die sozialen Medien sind bisher an ihnen weitestgehend vorbeigegangen, einen Mordfall und eine Leiche gibt ist es bei ihnen nur in der Realität. Doch jetzt führt ein Fall sie mitten in virtuelle, ja für die beiden Männer geradezu exotische Welten, in denen vor allem Frauen eine Hauptrolle spielen.
So hat die frisch verstorbene Evita Vogt (Laura Louisa Garde, 34) mit ihren selbstironischen Videos eine riesige Fangemeinde. Als «MagicMom» zählt sie zu den erfolgreichsten sogenannten Momfluencerinnen: eine sympathische junge Mutter, die zu ihren vermeintlichen Fehlern steht und Tipps und Tricks für andere Mütter parat hat. Doch nun wird sie in ihrem luxuriösen Zuhause erhängt aufgefunden. Alles deutet darauf hin – doch hat sich Evita Vogt wirklich das Leben genommen? Eine echte Herausforderung für Professor Boerne und seine Assistentin Silke Haller (ChrisTine Urspruch, 52); eine Fremdeinwirkung kann Prof. Boerne zunächst nicht zweifelsfrei ausschliessen.
Evitas Mann Moritz (Golo Euler, 40) ist schockiert und mag das alles nicht glauben: Weder Selbstmord noch Mord ergeben für ihn Sinn. Die Ermittlungen von Kommissar Thiel zeigen schnell, dass «MagicMom» unter denen, die ihr im Netz folgten, auch zahlreiche sogenannte Hater hatte. Hass und verletzende Kommentare gab es auch von anderen Influencerinnen wie Sabine Hertweck aka «BusyBine» (Agnes Decker, 37). Und dass Evita Vogt und ihre Nachbarin Thekla Cooper (Monika Oschek, 36) kein gutes Verhältnis hatten, ist auch kein Geheimnis ...
Lohnt sich das Einschalten?
Absolut! «MagicMom» bringt Spass, ist abwechslungsreich und spannend bis zum Schluss. Der ganz, ganz grosse Wurf bleibt zwar aus, aber – wie so oft bei den Münster «Tatort»-Folgen, sind die 90 Minuten ein perfekter Abschluss des Wochenendes für alle Krimifans, die in manchen Szenen auch mal ein wenig Schmunzeln möchten. Erneut überzeugen Prahl und Liefers in ihren Rollen mit Wortwitz, süffisantem Unterton und gelegentlichen Spitzen – gegen sich selbst, den jeweils anderen oder auch völlig Unbeteiligten. Auch die Dosierung der Zutaten ist wohl gewählt: Bisweilen machte auch schonmal zu viel Klamauk den Zauber der Münsteraner «Tatort»-Ausgabe in der Vergangenheit kaputt.
Auch der immer wieder zelebrierte Narzissmus von Boerne wird in einer Szene herrlich überspitzt dargestellt. Es sei nur gesagt: ein Professor wird zum Schlagersänger. Hervorzuheben ist in jedem Fall auch die Episodenrolle von Golo Euler, der den Witwer mit einer bemerkenswerten Tiefe und einem lobenswerten Realismus interpretiert. Ist Moritz Vogt ein aus der Bahn geworfener Ehemann, der sich in der Realität wiederfindet und – wie er selbst sagt – «einfach nur funktioniert». Oder steckt mehr dahinter? Skrupelloser Mord oder vielleicht auch ein tragischer Unfall? Am Sonntagabend um 21:45 Uhr wissen die Zuschauer mehr ...