Alicia Keys: Jazz, Blues und Soul im Doppelpack
Vor 20 Jahren begeistert Alicia Keys erstmals die Musikwelt. Mit ihrem neuen Doppelalbum feiert die Soul-Sängerin aus dem New Yorker Arbeiterviertel Hell's Kitchen nun eine Art Heimkehr.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwanzig Jahre nach ihrem Debüt präsentiert US-Topstar Alicia Keys ein künstlerisch anspruchsvolles Doppelalbum: Auf «Keys» wandelt die Sängerin zwischen Jazz-Bar und R&B-Club, zwischen der Pop-Moderne und ihren Wurzeln.
Wer das achte Studioalbum der New Yorkerin durchhören will, muss viel Zeit mitbringen. Es besteht aus 26 Songs - die Originalversionen und die von Produzent Mike Will Made It gemischten Remixe, die Keys «Unlocked»-Versionen nennt, also «entriegelte» Fassungen. Passend dazu steht die Musikerin auf dem Cover in einem überdimensionalen Türschloss.
«Ich wollte wissen: Wie hört es sich an, wenn ich mich selbst in einen neuen musikalischen Kontext setze? Die Remixe sollten in einer komplett eigenen Stratosphäre existieren», erklärte Keys bei einer Präsentation vor Journalisten.
Zurück zu den Anfängen
Die Originalsongs erinnern in der Tat an die Anfänge der 40-Jährigen. Ihr Debüt «Songs in A Minor» begeisterte 2001 mit seiner Mischung aus Motown-Elementen und modernem R&B die Kritiker. Viele Lieder schrieb Keys schon als Jugendliche. Sie begleitet sich meist selbst auf dem Piano, das sie bereits mit fünf Jahren spielte.
Die damals 20-Jährige wurde vom legendären Plattenboss Clive Davis entdeckt - wie zuvor bereits Whitney Houston oder Janis Joplin. «Songs in A Minor» - inklusive Welthit «Fallin'» - brachte Keys fünf Grammys ein, mittlerweile hat sie 15. Mit Songs wie «Girl On Fire», «Empire State Of Mind» und zuletzt «Underdog» schaffte die charismatische Soul-Sängerin immer wieder auch den Schritt in den Mainstream.
Die Songs auf «Keys» erinnern mit ihrer Schlichtheit und Eleganz an eine rauchige Piano-Bar, in der man mit einem Glas Whiskey den Feierabend geniesst. «Das Album ist wie eine Heimkehr für mich, es bringt mich an meine Anfänge und Wurzeln zurück», sagt Keys selbst über ihr neuestes Werk. «Es geht vor allem um meine Beziehung zum Piano, um grossartige Songs mit einer Rauheit und mit Emotionen. Es hat eine jazzige Seite und einen Blues-Ton - meine Inspirationen.»
Das über sechsminütige «Is It Insane», das Keys als «Eckpfeiler des Albums» bezeichnet, beginnt mit einem wispernden «Turn my mic on» («Mach mein Mikro an»), danach singt Keys im Stile einer Ella Fitzgerald, fast ausschliesslich vom Piano begleitet.
Zwischen Bar und R&B-Club
In der «Unlocked»-Version ist der laszive Jazz-Song mit einem dezenten R&B-Beat unterlegt, was für den Remix-Teil des Albums stilbildend ist. Keys wandelt damit zwischen Bar und R&B-Club, in zwei Welten, in der sich die zweifache Mutter zweifelsfrei wohlfühlt.
Textlich orientiert sie sich an ihrem vorherigen Album «Alicia», das erst vor einem Jahr veröffentlicht worden war. Lieder wie «Dead End Road» oder «Nat King Cole» sind geprägt von Positivismus und der Ermutigung, selbstbestimmt zu leben. Die Songs seien «eine Einladung, hemmungslos zu sein und die eigene Grossartigkeit zu feiern», sagte Keys dem Magazin «Glamour». «Zu oft verstecken wir Emotionen, die uns wichtig sind.»
Auf ihrem neuen Album tobt sich die US-Künstlerin musikalisch aus. Die doppelte Ladung Blues, Jazz und Soul bezeichnet sie als «Vision» und «Kunstprojekt». Sie wolle ihre Fans in ihr «Keys-Universum» einladen. «Das ist elegant, prachtvoll und etwas übertrieben. Es soll uns alle ermutigen, unser bestes Ich zu sein.»