Angélique Kidjo und die Liebe zu Afrika
Das Wichtigste in Kürze
- Afrika gilt als Wiege der modernen schwarzen Musik, von Blues, Reggae, Funk und kubanischen Rhythmen.
Pop-Weltstars mit Langzeitwirkung von diesem krisengeschüttelten Kontinent sind dennoch eine Seltenheit.
Der wohl grösste ist eine 60-jährige Frau aus dem westafrikanischen Benin: Angélique Kidjo. Mit ihrem neuen Album setzt die vierfache Grammy-Gewinnerin der Heimat ein musikalisches Denkmal.
Auf «Mother Nature» teilt die lange in Paris und jetzt in New York lebende Kidjo das Rampenlicht mit einigen künstlerischen Nachkommen, etwa Yemi Alade, Burna Boy, Zeynab und Lionel Loueke. Bewusst bietet die beninisch-französische Sängerin, die Miriam Makeba und Nina Simone ebenso verehrt wie Jimi Hendrix und Talking Heads, jungen Kreativen der westafrikanischen Popmusik, des Afrobeat, Dancehall und R&B eine grosse Bühne.
«Mein Traum ist, dass die aus Afrika kommende Musik so etwas wie der Personalausweis und der Fingerabdruck des Kontinents wird», so drückte Kidjo ihren missionarischen Anspruch kürzlich in einem Interview aus. Mit Songtiteln wie «Choose Love» oder «Dignity», mit Appellen wie «Africa, One Of A Kind» oder «One Africa» nutzt die Unicef- und Oxfam-Botschafterin ihre Autorität als wichtigste künstlerische Stimme des Kontinents für einen Trost- und Weckruf.
Dass die überwiegend leichten, auch mal seichten Lieder auf «Mother Nature» nicht zu Kidjos stärksten zählen, lässt sich angesichts der guten Absichten und positiven Vibes verschmerzen.
Wer die Energie und Klasse dieser Sängerin besser kennenlernen will, sollte sich an zwei jüngere Alben aus ihrem 30 Karrierejahre umfassenden Katalog halten: «Remain In Light» (2018), Kidjos grandiose Rückeroberung des Crossover-Hits der Talking Heads, und der Salsa-Ausflug «Celia», der ihr 2019 Grammy Nummer vier («Best World Music Album») einbrachte.