Bill Cosby: Femen-Aktivistin beschimpft ihn als Vergewaltiger
Verzögert durch einen Zwischenfall mit einer halbnackten Frau und Zweifeln an der Jury hat am Montag die Neuauflage des Strafprozesses gegen den US-Entertainer Bill Cosby wegen sexueller Nötigung begonnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im US-Bundesstaat Pennsylvania wird erneut über Missbrauchsvorwürfe gegen Bill Cosby verhandelt.
- Eine Femen-Aktivistin und Zweifeln an der Jury verzögerten den Prozessauftakt jedoch.
Ursprünglich hatte der Prozess bereits am Montagmorgen starten sollen. Der Richter entschied jedoch, sich zunächst mit einem Einwand der Verteidigung zum Zweifel an der Unabhängigkeit eines Jurors zu beschäftigen. Dieser habe ausgeräumt werden können, sagte der Richter danach.
Topless protestor charges Bill Cosby with "Women's Lives Matter" painted on her chest https://t.co/V6Mg4WIXcC pic.twitter.com/Bi15PvmamV
— CBS News (@CBSNews) April 9, 2018
Zuvor war es auf Cosbys Weg zum Gericht zu einem Zwischenfall gekommen. Eine halbnackte Frau sprang dem 80-Jährigen vor dem Gerichtsgebäude in den Weg und schrie «Mister Cosby, Vergewaltiger». Das Wort «Vergewaltiger» (Rapist) hatte sie sich auch in roter Farbe auf den nackten Oberkörper geschrieben. Kurz darauf wurde sie von der Polizei überwältigt, festgenommen und abgeführt. Cosby musste umkehren und warten, bis sich die Lage beruhigt hatte.
Ihm droht eine lange Haftstrafe
Ein erster Prozess war vor rund zehn Monaten geplatzt, weil die Jury sich auch nach tagelangen Beratungen nicht auf ein Urteil hatte einigen können. Für den zweiten Prozess gibt es nun eine neue Jury, ausserdem hat Cosby neue Verteidiger.
Ein dunkler Teil seiner Vergangenheit hat den Entertainer eingeholt. Die frühere Basketballspielerin Andrea Constand, die er einst an der Temple Universität kennenlernte, wirft ihm vor, sie an einem Abend 2004 sexuell missbraucht zu haben. Eigentlich hatte er sich schon ein Jahr danach aussergerichtlich mit ihr geeinigt und ihr sogar mehr als drei Millionen Dollar gezahlt, wie Staatsanwalt Kevin Steele zum Prozessbeginn erstmals öffentlich bekanntgibt Der Entertainer, der in den 1980er Jahren mit der «Bill Cosby Show» weltberühmt geworden war, weist die Anschuldigungen zurück.
«Es geht in diesem Fall um Vertrauen», sagt Staatsanwalt Kevin Steele in seinem Eröffnungsplädoyer. «Es geht um Verrat und dieser Verrat führte zur sexuellen Nötigung einer Frau namens Andrea Constand.» Cosby habe Constand Tabletten gegeben und sie dann ohne ihre Zustimmung begrapscht. Drei Fälle sexueller Nötigung werden Cosby vorgeworfen, bei Verurteilung könnte ihm eine lange Haftstrafe drohen.