Brigitte Macron: Frankreichs Première Dame wird 70
Brigitte Macron (70) ist die First Lady von Frankreich, oder besser gesagt: die Première Dame. Eine elegante, fast mädchenhafte Erscheinung. Klug, dezent, souverän. Dennoch begegnet dieser charmanten Frau ständig eine ausgesprochen uncharmante Konfrontation: Wann immer von ihr die Rede ist, spricht man über ihr Alter.
Am 13. April wird sie 70 Jahre alt. Und man sieht es ihr an, dass sie die Diskussionen um ihr Alter jung halten. «Sie ist die Älteste mit dem kürzesten Kleid, und sie kann es tragen», schreibt der «Stern». Und: «Sie steht zu ihrem Alter samt den natürlichen Falten. Damit setzt sie einen Kontrapunkt zum Botoxwahn aus Hollywood.»
«Moderne Frisur statt opulenter Bob! ... Dieser Look lässt Brigitte Macron aussehen wie 30», erklärt die «Bunte». Donald Trump (76) sagte (als er noch US-Präsident war) zu ihr: «Sie haben sich so gut gehalten.» Und zu ihrem Mann Emmanuel Macron (45): «Sie ist ja toll in Form!» Das «... für ihr Alter» liess er zwar weg, aber jeder konnte sehen, wie er es meinte.
Ihre Familie ist berühmt für süsse Spezialitäten
Dass ihr Alter als ständiges Thema abgehandelt wird, erlebt Brigitte Macron, seitdem sie ihren Mann Emmanuel Macron kennengelernt hat. Denn der ist nicht nur Frankreichs (derzeit glückloser) Staatspräsident, sondern auch 25 Jahre jünger.
Brigitte Macron stammt wie ihr Mann aus dem nordfranzösischen Amiens, und es ist eine delikate Ironie ihrer Liebesgeschichte, dass ihre wohlhabende Familie Trogneux den Nachnamen ihres Mannes berühmt gemacht hatte, lange bevor man von Emmanuel gehört hat. Die Trogneuxs sind seit 1872 Chocolatiers und vertreiben die landesweit gerühmte süsse Spezialität Macarons d'Amiens.
Sie lernten sich an der Schule kennen
Das Paar begegnete sich erstmals am Lycée la Providence, dem Jesuiten-Gymnasium von Amiens. Sie war Lehrerin für Latein und Französisch, er Schüler. Für die Theatergruppe, die sie ebenfalls leitete, verfassten die beiden gemeinsam ein Theaterstück. «Das Schreiben hat uns jeden Freitag zusammengebracht und eine unglaubliche Nähe ausgelöst», erzählt Brigitte Macron später dem Magazin «Paris Match». «Ich spürte, dass ich ins Wanken gerate – und er auch.» Bei der Aufführung stand Macron als Vogelscheuche auf der Bühne, sie sass im Publikum und dachte: «Was für eine Präsenz!»
Es ist an sich nichts Aussergewöhnliches, wenn Schüler in diesem Alter für ihre Lehrerin schwärmen. Emmanuel Macron hatte es sich jedoch in den Kopf gesetzt, mit dieser Frau, die mit dem Bankier André-Louis Auzière verheiratet und Mutter von drei Kindern war, zusammen zu leben.
Macrons Eltern, beide Ärzte, waren entsetzt und sollen zunächst angeblich erwogen haben, Brigitte wegen Verführung eines Minderjährigen anzuzeigen, entschieden sich aber letztlich dagegen.
Um einen Skandal zu vermeiden, wechselte Macron an die Pariser Eliteschule Henri IV, wo er sein Abitur machte. Beim Abschied soll er Brigitte versprochen haben, dass er wiederkomme. Da war er 17 und sprach angeblich filmreif: «Egal, was Sie tun, Madame: Ich werde Sie heiraten.»
Emmanuels Grossmutter habe letztendlich der Beziehung ihren Segen und damit eine Zukunft gegeben, berichtete die Macron-Biografin Anne Fulda einmal. «Sowohl Emmanuel und Brigitte wussten, dass es vorbei gewesen wäre, wenn sie nicht zugestimmt hätte. Sie war die wichtigste Frau in seinem Leben – sogar noch vor Brigitte.»
Hochzeit 2007
Brigitte liess sich 2006 von ihrem Banker scheiden. André-Louis Auzière starb 2019 im Alter von 65 Jahren. 2007 hatte seine Ex den jungen Macron geheiratet. Bei der Hochzeit sagt der Ehemann: «Vielleicht sind wir kein normales Paar, wenn es das überhaupt gibt. Aber wir sind ein Paar.»
Eigene Kinder hat das Paar keine, dafür ist Emmanuel Macron Stiefvater des zwei Jahre älteren Brigitte-Sohns Sébastien sowie der gleichaltrigen Tochter Laurence und der sieben Jahre jüngeren Tiphaine. Laurence hat er als Mitschülerin am Lycée la Providence noch vor Brigitte kennengelernt. Ausserdem ist seine Frau mehrfache Grossmutter.
Brigitte Macron hat nie versucht, ihre Falten zu kaschieren. Im Gegenteil: Von Anfang an verlieh sie dem jugendlich wirkenden Macron eine Aura von Reife und Charakter. In den knapp sechs Jahren seiner Präsidentschaft hat «Bibi», so ihr Kosename, eine gute Figur gemacht. Ihr souveränes Erscheinungsbild wird vor allem durch ihren stilsicheren Modegeschmack geprägt. «Lässige Eleganz und ausgewählte Accessoires machen Brigitte Macron zu einer der einflussreichsten Fashion-Ikonen Frankreichs», schreibt das Magazin «Brigitte». Bernard Arnault (74), Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH, und seine Familie zählen zum engsten Freundeskreis der Macrons.
«Ein wahr gewordener Traum»
Darüber hinaus engagiert sich die Première Dame für die Fortbildung junger Arbeitsloser sowie für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen des französischen Krankenhauspersonals und der Patientenpflege. Und sie berät nach wie vor ihren Mann. Der schwärmt von seiner Frau: «Ohne sie wäre ich nicht derjenige, der ich heute bin.» Auch sie spart nicht mit Komplimenten an ihren Mann: «Emmanuel ist ein wahr gewordener Traum.»
Mittlerweile sind die Macrons während der andauernden massiven Proteste gegen die Rentenreform bei vielen Franzosen in den Ruch der Arroganz und Verschwendungssucht geraten. Doch dieser Vorwurf richtet sich in erster Linie gegen das Staatsoberhaupt, weniger gegen seine Frau, die nach 31 Jahren im Schuldienst, aus dem sie 2017 mit der Präsidentschaftswahl Macrons ausgeschieden ist, längst die Berechtigung für eine Lehrerrente haben dürfte.
Auch sie selbst bringt ihr Alter mit ins Spiel, vor allem, wenn sie sich über die Differenz der Jahre zwischen ihrem Mann und ihr lustig macht: «Diesen Altersunterschied merken wir bestenfalls, wenn wir gemeinsam frühstücken – ich mit meinen Falten, er mit seiner Frische.»
Diesen Humor braucht sie auch, wenn mal wieder von der Amour fou des Ehepaars Macron die Rede ist. Diese Liebe habe immerhin die Menschen sensibilisiert, glaubt die «Neue Zürcher Zeitung», die ihre Anspielung auf das Alter von Brigitte Macron in ein artiges Kompliment verpackt hat: Man dürfe «das Subversive an ihrer Beziehung» bewundern «und sich freuen darüber, dass auch Frauen jenseits der 60 sexuelle Wesen bleiben.»