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Campino, Kästner und das Unbehagen

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Deutschland,

Der Frontmann der Toten Hosen, Campino, veröffentlicht sein zweites Buch und gibt Einblicke in seine persönliche Geschichte sowie kritische Ansichten zur aktuellen Gesellschaft.

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Campino vor einer Gastvorlesung an der Universität Düsseldorf. (Archivbild) - Oliver Berg/dpa

Tote-Hosen-Frontmann Campino (62) hat sein zweites Buch geschrieben. Die Basis bilden seine Vorlesungen als Gast-Professor an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Nachträglich hat er sie allerdings deutlich ergänzt – und dabei wird er auch sehr privat.

«Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer – Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik», heisst das Buch (Piper Verlag). Hing bei seinem Erstlingswerk «Hope Street», in dem es hauptsächlich um seine Leidenschaft für den FC Liverpool ging, noch der Haussegen schief, sei es diesmal anders: Seine Frau habe sich gefreut. «Beim ersten Buch hat sie den Trick von mir natürlich sofort durchschaut, dass ich meine Besuche in Liverpool als Arbeit legitimieren wollte.»

Im ersten Teil des neuen Buches erläutert Campino, wie er zum Songschreiber geworden ist, welchen Einflüssen er gefolgt ist, was ihn inspiriert hat. Es geht um immerhin 768 Lieder in rund 45 Jahren.

Vom rebellischen Jugendlichen zum Punk-Rock-Star

Dabei wird er auch sehr privat. Sein Hadern mit der Schule, das schwierige Verhältnis zu seinem Vater – dem Kriegsheimkehrer -, Juristen und CDU-Mitglied. Aus der spiessbürgerlichen Vorstadtenge flüchtet der Jugendliche Campino in die aufkommende Punkbewegung. Es ist die Entstehungsgeschichte der Toten Hosen.

Im zweiten Teil geht es um die Kakophonie, die Missklänge der Gegenwart, das Internet. Die Risse zögen sich heute ganz anders durch die Gesellschaft als früher. «Gute Freunde, mit denen wir jahrelang klargekommen sind, stehen bei entscheidenden Themen plötzlich auf der anderen Seite.» Die Art und Weise der Auseinandersetzung habe sich verschärft, verroht und bleibe oft oberflächlich.

Die Herausforderungen unserer Zeit

«Wir müssen es schaffen, dass wir unabhängige Berichterstattung, freien Journalismus – dass wir das irgendwie in die neue Zeit retten -, dass diese Freiheit nicht angegriffen wird», sagte Campino.

Für ihn selbst ist das eine Zäsur: «Das sind alles Entwicklungen, die es leichter machen, mir einzugestehen – dass ich plötzlich doch mehr mit dem sogenannten System zu tun habe -, als das früher der Fall war. Es geht darum – dass unsere Gesellschaft für den Erhalt unserer Demokratie kämpfen muss und auch für unser Sozialwesen -, das zwar reparaturbedürftig ist, aber vom Prinzip her ja steht. Das alles haben wir hart errungen und dürfen es nicht riskieren.»

Kommt sein Buch nun ins Regal der Boomer-Bücher? Der alten weissen Männer? «Dass ich ein älterer Herr bin, muss ich zugeben und weiss bin ich auch. Aber ich hoffe, dass ich dem Klischee des alten weissen Mannes zumindest in mir wichtigen Teilen widerspreche.»

Ein Blick auf die Zukunft der Musik

Campino gibt ein Beispiel: «Der Begriff Groupie war in der Punk-Welt absolut verpönt. Es ist nicht so – als hätten wir nicht auch unsere Liebeleien gehabt und alle möglichen Abenteuer -, aber eben auf Augenhöhe und nicht aus der Situation heraus, dass jemand seine Position ausnutzt.»

Schliesslich verrät er im Buch, dass die Toten Hosen sich nicht nur mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt haben, sondern sie auch schon testweise zur Song-Produktion eingesetzt haben. Das Ergebnis sei erschreckend gut gewesen. Auf dem nächsten Album der Hosen werde dennoch eher kein KI-Song enthalten sein und falls doch, dann ordentlich gekennzeichnet.

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