Charles Baudelaire wurde vor 200 Jahren geboren

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Frankreich,

Das bekannteste Werk von Charles Baudelaire ist «Die Blumen des Bösen». Seine Kunst wurde jedoch von nur wenigen seiner Zeitgenossen verstanden und geschätzt.

charles baudelaire
Der italienische Land-Art-Künstler Dario Gambarin hat im Jahr des 200. Geburtstags des französischen Dichters Charles Baudelaire ein riesiges Abbild von ihm in einen Acker gefräst. «Le virus du mal» (Das Virus des Bösen) steht neben dem Konterfei des Lyrikers. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Charles Baudelaire wurde am 9. April 1821 geboren.
  • Seine Lyrik ist untrennbar mit der literarischen Moderne in Europa verbunden.
  • Sein bekanntestes Werk löste jedoch kurz nach seinem Erscheinen einen Skandal aus.

Charles Baudelaire hat mit «Die Blumen des Bösen» die Dichtkunst revolutioniert. Ohne ihn ist die literarische Moderne in Europa nicht denkbar.

Hässlich, abscheulich, morbide, blasphemisch und obszön: Frankreichs Presse liess kaum ein gutes Haar an dem legendären Gedichtband «Die Blumen des Bösen» (Le Fleurs du Mal). Dieser stammt von Charles Baudelaire und erschien im Juni 1857.

Heute ist das Buch das bekannteste Werk Baudelaires, der vor 200 Jahren, am 9. April 1821, geboren wurde. Ohne seine Lyrik ist die literarische Moderne in Europa nicht vorstellbar.

Gedichte als obszön und unmoralisch kritisiert

Der Gedichtzyklus löste einen Skandal aus. Nur zwei Wochen nach seinem Erscheinen wurde gegen Baudelaire ein Prozess eingeleitet. Dies wegen Beleidigung der öffentlichen Moral und der guten Sitten.

Im August wurde der Pariser Lyriker dann zu einer Geldstrafe von 300 Francs verurteilt. Sechs Gedichte, die als obszön und unmoralisch beanstandet wurden, mussten aus der Ausgabe entfernt werden. An seinem Hauptwerk hat Baudelaire rund zehn Jahre gearbeitet. Der Grossteil der Gedichte ist zwischen 1840 und 1850 entstanden, viele davon sind zuvor schon einzeln erschienen.

Doch mit seinem Buch hat Charles Baudelaire nicht einfach nur eine Anthologie veröffentlicht. Er verfasste ein zusammenhängendes Ganzes vom Leiden an der Welt, das wegweisend für die moderne Lyrik war. Denn sowohl formal als auch inhaltlich brach Baudelaire mit der traditionellen Poesie.

Baudelaire als Wegbereiter für die Moderne

Als Vorläufer der Symbolik, der sich von der Romantik befreite, ebnete er den Weg für die Moderne. Pessimismus, Melancholie, Tod, Eros, Ekstase, Sehnsucht, Absturz: Motive, die seine Gedichte durchziehen.

Doch im Gegensatz zu den Romantikern erhebt er sie in seinen Versen nicht ins Sinnliche, Fantastische und Schaurige. Sondern stellt sie als hässliche und abscheuliche Realität dar und den Menschen als zerrissenes Wesen zwischen Gut und Böse.

In dem Gedichtzyklus evoziert er ein ungerechtes Weltbild, schreibt über die Grossstadt, die Welt der Armen, der Obdachlosen und Prostituierten. Seine Gedichte sind verschlüsselte, selbstkritische, leidenschaftliche, aggressive und verzweifelte Texte eines an sich und der Gesellschaft Verzweifelten.

Hässliches verkehre mit Verabscheuungswürdigem, lautete damals die Kritik der französischen Tageszeitung «Le Figaro». Und: Diese negative Wertschätzung werde das dominierende Urteil der Zeit werden, war weiter zu lesen. Als Charles Baudelaire das Gedichtband veröffentlichte, war er 36 Jahre alt.

Wenige Zeitgenossen verstanden seine Kunst

Baudelaire hat «Die Blumen des Bösen» in einer Zeit geschrieben, die politisch unruhig war. Dies mit der Julirevolution von 1830 und der Februarrevolution von 1848. Gekennzeichnet von Industrialisierung und einem neu aufkommenden Arbeiterproletariat. Bei der Februarrevolution ging er als Revolutionär auf die Strasse.

Seine Dichtkunst wurde von nur wenigen seiner Zeitgenossen verstanden und geschätzt. Darunter Gustave Flaubert, der seine düstere und distanzierte Sichtweise auf den Menschen und die Welt lobte. Oder Victor Hugo, für den Charles Baudelaire einen neuen Nervenkitzel geschaffen hatte.

Bevor Baudelaire sein Skandalwerk veröffentlichte, war er vor allem für seine Kunst- und Literaturkritiken bekannt. Und seine Übersetzungen der Bücher von Edgar Allan Poe. Seine Versuche, von der Schriftstellerei als Beruf zu leben, blieben wenig erträglich. Er veröffentlichte sporadisch einzelne Gedichte und Novellen, darunter «Fanfarlo» aus dem Jahr 1847.

«Die künstlerischen Paradiese»

In der Prosaerzählung schildert er seine lange Liebesbeziehung zu der Schauspielerin und Tänzerin Jeanne Duval. In «Die künstlerischen Paradiese» setzt er sich mit der Wirkung und Bedeutung von Drogen auf das künstlerische Schaffen auseinander. Der Essay erschien im Jahr 1860.

Baudelaires «Blumen des Bösen» sind stark mit seiner Lebensgeschichte verwebt. Früh wurde er zum Halbwaisen. Die rasche Wiederheirat seiner Mutter mit dem autoritären und ehrgeizigen Offizier Jacques Aupick hatte er nie so recht überwunden. Er entwickelte sich zu einem schwierigen, depressiven und sich ungeliebt fühlenden Jungen, der in Internate abgeschoben wurde.

Der Dichter führte ein Leben, das den bürgerlichen Werten, die seine Familie verkörperte, den Rücken kehrte. Er ging in der Pariser Literaten- und Künstler-Bohème ein und aus und zog sich die Syphilis zu. Er verschleuderte durch eine luxuriöse Dandy-Existenz das Erbe seines Vaters, eines wohlhabenden, literatur- und kunstliebenden ehemaligen Verwaltungsbeamten.

Charles Baudelaire unter finanzieller Vormundschaft

Wegen seines ausschweifenden Lebenswandels mit Alkohol, Drogen und Frauen liess ihn seine Familie 1844 unter finanzielle Vormundschaft stellen. Im Jahr 1864 ging er nach Brüssel, weil er hoffte, dort mit Vorträgen über Literatur Geld zu verdienen.

Doch der Versuch scheiterte. Nach einem Schlaganfall kehrte er unmündig und verarmt nach Paris zurück, wo ihn seine Mutter pflegte. Mit nur 46 Jahren starb er am 31. August 1867.

Baudelaire hat mit seinen «Blumen des Bösen» sein Hauptwerk geschrieben, das er mit Anfang 20 begann. Den Erfolg hat er nicht erleben dürfen. Erst 1949, nach 92 Jahren, wurde die Zensur der sechs Gedichte aufgehoben. Ein Prozess vor dem Kassationsgericht rehabilitierte den Herausgeber – und Charles Baudelaire.

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