«Der göttliche Andere»: Ein eifersüchtiger Gott
Gibt es Gott wirklich? Der Journalist Gregory glaubt nicht daran. Und doch scheint eine überirdische Macht seine Annäherungsversuche bei der hübschen, angehenden Ordensschwester Maria konsequent zu torpedieren. Leichtes Sommerkino für laue romantische Nächte.
Das Wichtigste in Kürze
- Manche glauben an das Schicksal, andere an Gott und wieder anderen ist das alles fremd.
Dem britischen Fernsehjournalisten Gregory zum Beispiel. Und ausgerechnet er soll nun über die Papstwahl in Rom berichten - und läuft dort der bildhübschen, angehenden Ordensschwester Maria über den Weg.
Beide treffen sich wieder und sind schnell voneinander angetan. Und doch gibt es da augenscheinlich jemanden, der das gar nicht gut findet und auf seine Weise jede Annäherung der beiden verhindern will.
Mit dieser Geschichte flattert nun der Film «Der göttliche Andere» in die deutschen Kinos. Die romantische Sommerkomödie von Jan Schomburg («Vergiss mein ich») kommt dabei wie ein kühler Aperol Spritz in einer lauen Sommernacht daher: schmeckt und macht Lust auf mehr.
Der deutsche Regisseur und Autor Schomburg hat für den Film ein internationales Ensemble um sich versammelt. So sind der Brite Callum Turner («Phantastische Tierwesen: «Grindelwalds Verbrechen») und die Italienerin Matilda De Angelis («Giulias grosses Rennen») in den Hauptrollen zu sehen und bringen die Magie des zarten Verliebtseins durchaus überzeugend auf die grosse Leinwand. Vor allem De Angelis ist dabei absolut bezaubernd.
Und gerade jetzt - in Corona-Zeiten ohne viel Auslandsreisen - bringt der in den verwinkelten Gassen Roms gedrehte Film ganz nebenbei auch ein bisschen Urlaubsgefühle und die Sehnsucht nach einer leichten Romanze mit sich.
Und doch hat er auch kleine Schwächen. So manche Figur kommt zu holzschnittartig rüber, so mancher Dialog ist ohne Widerhall auf Tiefsinn getrimmt, so mancher Witz ist zu gewollt. Der Kameramann darf die Rolle des Dauertrottels spielen, der schwule Freund von Maria ist ziemlich stereotyp angelegt und Marias freiheitsliebende Mutter ist in ihrer Verständnislosigkeit wegen der Klosterpläne ihrer Tochter auch eher eindimensional gezeichnet. Wenn Maria zudem zunächst davon spricht, dass die Suche nach etwas Tieferem in dieser Welt schlicht nicht zu finden sei und dann nur zwei Tage später aber doch ins Straucheln gerät, wirkt das wenig authentisch.
Trotzdem ist der Film unterhaltsam. Auch dank seiner - bisweilen recht leichten - Witze. Vor allem der Teil, wenn eine höhere Macht augenscheinlich das Glück des jungen Paares verhindern will, ist amüsant. Ein erster Kuss in einem Tanzclub bahnt sich an - die Soundanlage des Clubs spinnt. Beim nächsten Kussversuch geht der Club gleich ganz in Flammen auf. Die Schlüsselkarte fürs Hotelzimmer für die erste gemeinsame Nacht wird von einem Affen geklaut. Gregory will Maria seine Liebe gestehen - und spricht plötzlich nur noch Finnisch. Gottes Eifersucht gipfelt schliesslich in einem Gehirntumor - der dem Abbild von Jesus verdammt ähnlich sieht.
Damit ist alles klar. Es gibt Gott eben doch, ist Gregory überzeugt. Er will sich der überirdischen Konkurrenz geschlagen geben und Maria freiwillig ziehen lassen. Doch die wird im Kloster mit Ereignissen und Verhaltensweisen konfrontiert, wegen der sie ihre Entscheidung für Gott in Frage stellt.
Die himmlische Romantik-Komödie ist gespickt mit einer Mischung aus Klamauk und philosophischen Mini-Botschaften. Und das kommt nicht von ungefähr, wie Regisseur Schomburg im Presseheft verrät: «Ich liebe die Komödie, und zwar nicht nur die anspruchsvolle, sondern auch den albernen Slapstick. Aber auf der anderen Seite macht es mir auch grossen Spass, komplexen philosophischen Gedanken zu folgen.» Beides hat er in «Der göttliche Andere» gepackt. Für leichtes Sommerkino ist das auf jeden Fall eine angenehme Mischung.
Der göttliche Andere, Deutschland 2020, 91 Min., FSK ab 6, von Jan Schomburg, mit Callum Turner, Matilda De Angelis, Ronke Adékoluejo