«Der Spitzname» bringt in ein amüsantes Familienchaos
Zur Weihnachtszeit gibt es im Kino mit «Der Spitzname» Trost für alle, die mit nerviger Verwandtschaft gesegnet sind.
Friede, Freude, Weihnachten? Nicht unbedingt. Denn wenn an den Feiertagen die Familie zusammenkommt, ist es mit der Liebe oft nicht weit her. Ablenkung und Trost verspricht die neue Komödie «Der Spitzname» des deutschen Regisseurs Sönke Wortmann.
In der Komödie geht es auch um ein Familientreffen. Es findet anlässlich einer Hochzeit in einem Alpenhotel statt – und gerät langsam aber sicher aus der Bahn. Ein prominentes Ensemble unter anderem mit Iris Berben, Christoph Maria Herbst und Florian David Fitz läuft zur Hochform auf, als es darum geht, den lieben Verwandten auf die Nerven zu gehen – oder ihnen gar eins auszuwischen.
Anna (Janina Uhse) und Thomas (Florian David Fitz) haben für ihre Hochzeit an einem Winterwochenende in ein nobles Alpenresort in Tirol eingeladen. Das sorgt für Häme bei Thomas' Schwager Stephan (Christoph Maria Herbst), der das für Angeberei hält und sich ohnehin von der Bildung her allen überlegen wähnt, zum Leidwesen seiner Frau Elisabeth (Caroline Peters). Auch Dorothea (Iris Berben), Mutter von Elisabeth und Thomas, ist genervt, da ihr Ehemann René (Justus von Dohnányi) wie ein Helikopter nur noch um ihre dreijährigen Zwillinge kreist.
Nach den Vorgängerfilmen «Der Vorname» (2018) und «Der Nachname» (2022) kommt in «Der Spitzname» ein Aspekt hinzu: die Sicht der Jugend. Stephans und Elisabeths Kinder Cajus (Jona Volkmann) und Antigone (Kya-Celina Barucki) sind inzwischen 18 und 17 Jahre alt und leiden vor allem unter den unsäglichen Sprüchen ihres Vaters, der jede grammatikalische Ungenauigkeit penetrant verbessert. Für politisch korrekte oder gendersensible Sprache hat er dagegen nur Verachtung übrig. Eine hitzige Debatte entbrennt, eine von vielen.
Ein amüsanter Ensemblefilm
Wie schon in den ersten beiden Teilen der Trilogie sieht man den Berger-Böttcher-König-Wittmanns dabei zu, wie sie mit all ihren Macken, Erwartungen, Sehnsüchten, Ansprüchen und Egoismen aufeinandertreffen. Und wie sie – oft genüsslich – auf den Empfindlichkeiten der anderen herumreiten.
Die Debatte um einen Spitznamen dient nur als Aufhänger, ausgelöst von der Braut Anna. Sie wirft Thomas vor, dass er Tochter Paula meist Paulchen nennt. Annas Vorwurf: Er hätte wohl lieber einen Sohn gehabt. Ein Satz, den ihre Nichte Antigone, genannt Tigi, so nicht stehen lassen kann: «Woher wisst ihr eigentlich, dass Paula ein Mädchen ist? Vielleicht ist Paula non-binär».
Arge Strapazen also für die Familienbande. Wortmann («Das Wunder von Bern», «Frau Müller muss weg») inszeniert diese gegensätzlichen Typen locker und präzise und entfesselt eine Freude, die ansteckend wirkt. Das Drehbuch von Claudius Pläging, der für die «Carolin Kebekus Show» schreibt, bietet dafür beste Voraussetzungen. Seine Dialoge sind pointiert, frech, authentisch und sehr vergnüglich. Mit Wortwitz hat der Grimme-Preisträger vielschichtige Charaktere geschaffen, die trotz nerviger Eigenheiten und Befindlichkeiten immer auch liebenswert und charmant sind.
Insgesamt ist die turbulente Geschichte ein amüsanter Ensemblefilm mit einer tröstlichen Erkenntnis für Menschen mit nerviger Verwandtschaft: In anderen Familien ist es auch nicht besser. Wenn es darauf ankommt, überwiegen die Gemeinsamkeiten und alles fügt sich, irgendwie und manchmal notgedrungen. Oder wie Besserwisser Stephan seiner Familie erklärt: «Man muss kein Prophet sein um vorherzusagen: Wir werden uns noch oft treffen, streiten und wieder versöhnen».