Der unberechenbare Gitarrengott - Jeff Beck wird 75

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Grossbritannien,

Der Rockvirtuose improvisiert wie ein Jazzmusiker, lässt die Gitarrensaiten mal im Metal-Stil wummern, dann wieder trompeten und leise weinen. Nun feiert Jeff Beck seinen 75. Geburtstag.

Der britische Musiker Jeff Beck wird 75. Foto: Herbert Neubauer/epa apa
Der britische Musiker Jeff Beck wird 75. Foto: Herbert Neubauer/epa apa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Angeblich diente Jeff Beck als Vorbild für den Sologitarristen in der Rocksatire «This is Spinal Tap», aber das hat der Weltstar immer bestritten.

Nur das Haar sei ähnlich, der markante zottelige Haarschnitt, der dazu führte, dass ihn kreischende Mädchen in den 60er Jahren mit dem Stones-Sänger Mick Jagger verwechselten. Am heutigen Montag (24. Juni) feiert der preisgekrönte Meistergitarrist seinen 75. Geburtstag.

Geboren wurde er in einem südlichen Vorort von London. Seine Mutter wollte, dass er Klavierspielen lernte, aber der junge Geoffrey - kurz Jeff - war so fasziniert von den amerikanischen Rock 'n' Roll- und Blues-Legenden, dass er sich eine Gitarre aus Zigarrenkisten baute. Stoff für viele Auseinandersetzungen mit den Eltern, erinnerte sich Beck in der Musikzeitschrift «Rolling Stone», aber sie hätten ihn zumindest nicht aufgehalten: «Ich nehme an, sie dachten, 'Wenn er die Gitarre hat, geht er wenigstens nicht raus, um zu stehlen.' Die einzigen Freunde, die ich hatte, waren ziemlich zwielichtig.»

Seine Schwester machte ihn mit einem anderen E-Gitarren-Enthusiasten bekannt: «Sie kam eines Tages in mein Zimmer und sagte: 'Es gibt einen Spinner in der Schule, er hat eine verrückte Gitarre wie deine»' und schlug dann die Tür zu», sagte Beck dem Online-Musikmagazin «Classic Rock». Es war Jimmy Page, der später Led Zeppelin gründete. Seither sind die beiden Gitarrenlegenden miteinander befreundet.

Beck spielte mit verschiedenen Bands in und um London, bis ihn Jimmy Page 1965 den Yardbirds als Nachfolger ihres Gitarristen Eric Clapton empfahl - er selbst wollte seine lukrative Karriere als Studiomusiker nicht aufgeben. Während Clapton eher als Purist galt, hatte sich Beck als Saiten-Zauberer etabliert, der bisher ungehörte Sounds mit Fingerfertigkeit, technischen Tricks und Raffinessen erzeugte. Avantgarde- und experimentelle Klänge hatten es ihm angetan. «Ich machte die seltsamsten Geräusche, die ich konnte», bekannte er im «Rolling Stone».

Beck machte sich bei The Yardbirds einen Namen als musikalischer Perfektionist und prägte die unverwechselbaren Riffs ihrer bekanntesten Hits «Over Under Sideways Down» und «Shapes Of Things». 1966 stiess Jimmy Page als zweiter Leadgitarrist dazu und übernahm, als sich Beck während einer US-Tour mit der Band überwarf. Es war die erste einer Reihe von unberechenbaren Entscheidungen, die dazu führten, dass er trotz musikalischer Brillanz nie in den Olymp der Megastars aufstieg.

Danach schaffte Jeff Beck es in die britischen Charts mit den zwei Singles «Hi Ho Silver Lining» und «Tallyman» und etablierte seine Erkennungsmelodie «Beck’s Bolero», bevor er mit seinem ersten Soloalbum «Truth» (1968) seinen Ruf als Gitarrenlegende zementierte. Unterstützt wurde er von solchen Ausnahmemusikern wie Rod Stewart, dem späteren Stones-Bassisten Ron Wood, The-Who-Schlagzeuger Keith Moon, dem späteren Zeppelin-Mitglied John Paul Jones und Keyboarder Nicky Hopkins. Doch bereits nach zwei Alben als Jeff Beck Group und nur drei Wochen vor ihrem geplanten Auftritt in Woodstock löste er seine Band auf.

Später arbeitete er in vielen unterschiedlichen Formationen mit Mick Jagger, Roger Waters, Brian May, Paul Rodgers und Stevie Wonder zusammen, sowie mit Tina Turner an ihrem «Private Dancer»-Album. Dabei spielte er sich virtuos durch die unterschiedlichsten Musikstile von Heavy Blues über Pop bis Rock, Funk, Trance und natürlich Jazz. Nur eines blieb: Er erfand Sound immer wieder neu.

Seit Jahren wechseln sich neue musikalische Abenteuer und Reparaturen an seinen geliebten Oldtimern ab - und daran möchte der legendäre Gitarrist auch nichts ändern. Zuletzt kam seine Platte «Loud Hailer» im Jahr 2016 heraus, diesmal mit Ausflügen in den Elektrorock und futuristischen Blues. Dem Online-Magazin «Elsewhere» sagte Jeff Beck einmal: «Nachdem ich so viele Bands kommen und gehen gesehen habe, die sich auf bestimmte Richtungen festgelegt haben, war es einfach, das nicht zu tun. Und ich mag es sowieso, schwer fassbar zu sein. Ich geniesse die Freiheit.»

Am 27. September wird er nach vielen Jahren wieder mit Rod Stewart zusammen auf der Bühne stehen, für eine Ausnahmeshow in der Hollywood Bowl in Los Angeles.

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