Deutschland hofft auf neues Welterbe

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China,

Wer wird Welterbe? Jüdische Kultur in Deutschland, Kurorte, die Künstlerkolonie Mathildenhöhe und Teile des römischen Limes bewerben sich um den begehrten Titel. Entscheidend ist ihr universeller Wert.

Die Mathildenhöhe in Darmstadt möchte Weltkulturerbe werden. Foto: Andreas Arnold/dpa
Die Mathildenhöhe in Darmstadt möchte Weltkulturerbe werden. Foto: Andreas Arnold/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kultur- und Naturstätten des Welterbes müssen aus Sicht der Unesco besser geschützt werden.

Die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, warnte zum Beginn der zweiwöchigen Tagung des Welterbekomitees am Freitag vor Bedrohungen für die weltweit 1121 Stätten durch Klimawandel, Umweltzerstörung, Massentourismus oder auch bewaffnete Konflikte. Wegen der Corona-Pandemie war das Treffen im chinesischen Fuzhou vor einem Jahr verschoben worden und wird jetzt zumindest online nachgeholt.

Unter den rund 40 Nominierungen sind fünf Bewerbungen mit deutscher Beteiligung: die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt, das jüdische Kulturerbe in Mainz, Speyer und Worms, die Kurorte Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen als Teil bedeutender historischer Bäder in Europa sowie die römischen Grenzwälle Donaulimes und Niedergermanischer Limes. Über diese Anträge wird am Samstag und Sonntag in einer Woche (24./25. Juli) entschieden, wie es hiess. In Deutschland gibt es bisher 46 Welterbestätten.

Auf seiner Sitzung wird das Komitee auch beraten, was zum Schutz gefährdeter Stätten getan werden muss. Welterbestätten seien auch «Labore der Nachhaltigkeitswende», sagte Böhmer. «Wollen wir sie bewahren, müssen wir in Zukunft noch mehr dafür tun, dass unsere Stätten ökologisch verträglich und sozial gerecht arbeiten und dabei zugleich wirtschaftlich auf sicheren Füssen stehen.»

Die Folgen nicht nachhaltiger Entwicklung seien weltweit an vielen dieser Orte zu spüren. «Vor allem Umweltveränderungen im Zuge des Klimawandels wirken sich in teils gravierendem Masse auf unser natürliches und kulturelles Erbe aus», sagte Böhmer. «Die Klimakrise ist zu einem der grössten Risiken für Welterbestätten geworden und könnte dazu führen, dass wir manche von ihnen für immer verlieren.»

Aktuell seien 53 Welterbestätten als gefährdet eingestuft. «Weitere könnten folgen.» Böhmer zeigte sich besorgt, dass erstmals in der Geschichte der Welterbe-Konvention gleich zwei Stätten ihren Titel verlieren könnten: So soll am Sonntag über das Hafenviertel von Liverpool entschieden werden, das durch ein Stadtentwicklungsprojekt gefährdet ist. Am Montag wird dann über das Wildreservat Selous in Tansania beraten, das wegen Wilderei auf der Roten Liste steht.

Mitte nächster Woche wird auch beraten, wer neu auf diese Schutzliste gefährdeter Stätten kommt. So könnte beispielsweise das weltberühmte Great Barrier Reef in Australien aufgenommen werden. Es ist durch die Folgen des Klimawandels wie warmes Wasser und Korallenbleiche bedroht. Um einen Eintrag zu verhindern, hat die australische Regierung mehr als ein Dutzend Botschafter zu einem Schnorchelausflug an das berühmte Korallenriff eingeladen. Unter ihnen seien Diplomaten aus neun Staaten, die ein Stimmrecht im Unesco-Komitee hätten, berichtete die australische Nachrichtenagentur AAP.

Die fünf Anträge mit deutscher Beteiligung:

KURORTE

Baden-Baden (Baden-Württemberg), Bad Ems (Rheinland-Pfalz) und Bad Kissingen (Bayern) bewerben sich mit acht anderen europäischen Kurorten als «Great Spas of Europe». Dazu zählen Bäder, die vom späten 18. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert internationale Bedeutung erlangten. Zu den elf Kurstädten, die Teil der Bewerbung sind, zählen auch Spa (Belgien), Vichy (Frankreich), Bath (Vereinigtes Königreich) sowie Karlsbad, Franzensbad und Marienbad aus der Tschechischen Republik.

MATHILDENHÖHE

Die im ausgehenden 19. Jahrhundert gegründete Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt (Hessen) mit 15 Gebäuden, Parkanlage und Skulpturen gilt als Schnittpunkt zur Moderne der Architektur. Es ist nicht einfach ein Jugendstil-Ensemble, sondern auch ein Schritt zum Bauhaus. Peter Behrens als einer der ersten Künstler war später Lehrer des Bauhausbegründers Walter Gropius.

JÜDISCHES ERBE

Als Orte des jüdischen Mittelalters treten Mainz, Speyer und Worms an. Mit diesen sogenannten Schum-Stätten gemäss den hebräischen Anfangsbuchstaben der drei Städte im heutigen Rheinland-Pfalz würde erstmals jüdisches Kulturgut in Deutschland als Welterbe anerkannt. Die Schum-Stätten, auch «Jerusalem am Rhein» genannt, gelten als eine Wiege des europäischen Judentums.

NIEDERGERMANISCHER LIMES UND DONAULIMES

Im Rahmen des seriellen Welterbes «Grenzen des Römischen Reiches» bewerben sich der Niedergermanische Limes und der westliche Teil des Donaulimes. Der Limes am Rhein beginnt in Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz, zieht sich mit Kastellen und Legionslagern durch Nordrhein-Westfalen und endet an der Nordsee in den Niederlanden. Antragsteller sind NRW, Rheinland-Pfalz und die Niederlande.

Der westliche Teil des Donaulimes ist ein Antrag von Deutschland, Österreich, der Slowakei und Ungarn. Der Donaulimes erstreckt sich im bayerischen Abschnitt von Bad Gögging im Landkreis Kelheim über Regensburg und Straubing bis nach Passau.

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