Diana-Interview: Schwere Vorwürfe von Harry und William
Im britischen Königshaus will einfach keine Ruhe einkehren. Dieses Mal ist es das tragische Schicksal von Prinzessin Diana, das die Royals umtreibt. Ihre Söhne verurteilen die Medien für ihre Rolle bei dem Unglück.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Trauma vom Unfalltod Prinzessin Dianas vor einem knappen Vierteljahrhundert hat die britischen Royals in dieser Woche mit Macht eingeholt.
Zuerst kamen die für die BBC vernichtenden Ergebnisse einer Untersuchung zum Zustandekommen des legendären Diana-Interviews aus dem Jahr 1995. Dann liess auch noch Prinz Harry mit neuen Äusserungen über die schweren psychischen Folgen des Unglücks eine weitere Bombe platzen. Prinzessin Diana starb 1997 bei einem Autounfall in Paris auf der Flucht vor Paparazzi.
Harry, der sich im vergangenen Jahr aus dem engeren Kreis der Königsfamilie zurückgezogen hatte, machte eine Kultur des Schweigens bei den Royals für seine psychischen Probleme verantwortlich. Er habe sich zeitweise in Alkohol und Drogen geflüchtet, um mit der lange unterdrückten Trauer fertig zu werden, gestand er in einer am Freitag veröffentlichten Doku-Serie des Streamingdiensts Apple TV, die er mit US-Talkshowlegende Oprah Winfrey moderiert. Er sei von Panikattacken und Angstzuständen geplagt worden. Erst vor vier Jahren habe er therapeutische Hilfe gesucht, weil ihm klar geworden sei, dass er sonst seine spätere Ehefrau Herzogin Meghan (39) verlieren könnte.
Auch Meghan habe schwer unter dem Druck durch die Medien und des Palastlebens gelitten, so der 36-Jährige weiter. Nur ihm zuliebe habe sie sich nichts angetan, als sie während ihrer Schwangerschaft mit dem inzwischen zwei Jahre alten Sohn Archie unter sehr konkreten Suizidgedanken litt. «Was sie davon abhielt, war, wie unfair das gegenüber mir sein würde, nach all dem, was mit meiner Mutter geschehen ist und nun in eine Situation geworfen zu sein, eine weitere Frau in meinem Leben zu verlieren mit einem Baby in ihr.» Von seiner Familie habe er nichts als «Schweigen und Gleichgültigkeit» erfahren, klagte Harry. «Ich werde mich sicherlich nicht mehr zum Schweigen bringen lassen», fügte er hinzu.
Für den Tod seiner Mutter macht Harry indirekt die Medien verantwortlich. «Der Welleneffekt einer Kultur der Ausbeutung und der unethischen Praktiken hat sie letztendlich das Leben gekostet», so Harry in einer Mitteilung nach der Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse zum Diana-Interview der BBC von 1995. Aus dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht geht hervor, dass ein Reporter der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt gefälschte Dokumente eingesetzt hatte, um Zugang zu Diana zu erhalten. Die fingierten Kontoauszüge sollten beweisen, dass Diana von Menschen in ihrem Umfeld bespitzelt wird. Später hatte die BBC das Fehlverhalten vertuscht.
Dianas Entfremdung von der Königsfamilie wurde nach Ansicht Prinz Williams (38) durch die Lügen und falschen Behauptungen der BBC-Mitarbeiter verstärkt. Das Interview habe einen «wesentlichen Beitrag» geleistet, dass sich die Beziehung seiner Eltern verschlechtert habe, sagte William in ungewöhnlich deutlichen Worten am Donnerstagabend. «Es ist meine Ansicht, dass die betrügerische Weise, in der das Interview zustande kam, substanziell beeinflusst hat, was meine Mutter sagte», so der 38-Jährige weiter. Das Versagen der BBC habe erheblich zu ihrer Angst, Paranoia und Isolierung beigetragen.
William erhob schwere Vorwürfe gegen die damalige Führungsebene der Rundfunkanstalt, die weggeschaut habe, statt harte Fragen zu stellen. Ihn mache besonders traurig, dass die bereits 1995 aufgekommenen Bedenken und Beschwerden nicht ordentlich untersucht worden seien. «Meine Mutter wäre sich bewusst geworden, dass sie betrogen wurde», so der zweite in der britischen Thronfolge. Das Interview solle nie wieder gezeigt werden, forderte William.
Auch Premierminister Boris Johnson äusserte sich besorgt über die Untersuchungsergebnisse. «Ich kann nur ahnen, was die Königsfamilie empfindet», sagte er beim Besuch eines Flugzeugträgers in der Hafenstadt Portsmouth und fügte hinzu: «Ich hoffe sehr, dass die BBC jeden erdenklichen Schritt unternimmt, um sicherzustellen, dass so etwas nie wieder geschieht.»
Das im Fernsehen zur besten Sendezeit ausgestrahlte Exklusiv-Gespräch lockte im November 1995 rund 23 Millionen Menschen in Grossbritannien vor die Bildschirme. Die bereits von Prinz Charles getrennte, aber noch nicht geschiedene Diana beschrieb darin, wie sie sich in der medialen Dauerbeobachtung zuerst vom Königshaus alleine gelassen und dann nach der Trennung regelrecht sabotiert und gezielt in ihrem Ruf beschädigt fühlte - auch aus Neid auf ihre grosse Beliebtheit. Und sie legte die Affäre ihres Mannes mit Camilla Parker-Bowles offen. «Wir waren zu dritt in dieser Ehe», sagte Diana in die Kamera - ein unerhörter Tabubruch. Kurz darauf reichte Charles die Scheidung ein.