«Die neun Leben des Ozzy Osbourne» bei Arte
Arte zeigt eine bewegende, eindrucksvolle Dokumentation über Ozzy Osbourne, den «fucking Prince of Darkness». Er habe nie jemandem was zuleide tun wollen, sagt er darin. Ausser vielleicht Fledermäusen.
Das Wichtigste in Kürze
- Sie wird ihn sein Leben lang verfolgen, die Sache mit der Fledermaus: Ozzy Osbourne gilt als Pate des Heavy Metal, als einer der ganz grossen Rockstars unserer Zeit.
In die Geschichte eingegangen ist er aber, weil er einer Fledermaus auf der Bühne den Kopf abgebissen hat.
«Das mit der Fledermaus war eigentlich ein Unfall», sagt der inzwischen 72 Jahre alte unangefochtene «Prince of Darkness» (Fürst der Finsternis) in der Dokumentation «Die neun Leben des Ozzy Osbourne», die Arte am Freitag um 21.40 Uhr zeigt. Er dachte, das Tier, das ein Fan auf die Bühne geworfen hatte, sei aus Plastik.
Nah an der Unsterblichkeit
Der Film von Regisseur Greg Johnston, der auch schon die erfolgreiche Fernsehserie «Die Osbournes» als Produzent mitbetreut hat, zeichnet Ozzys Leben nach - beginnend mit dessen Kindheit und Jugend in bitterer Armut in Birmingham - und zeigt damit vor allem, wie erstaunlich es ist, dass er immer noch lebt und inzwischen schon über 70 ist. Der Titel mit den «neun Leben» bezieht sich nicht zufällig auf die sprichwörtliche Unverwüstlichkeit von Katzen. Im Film fällt der Satz: «Niemand ist unsterblich. Aber Ozzy kommt dem schon ziemlich nahe.»
Johnston hat mit Freunden, Black-Sabbath-Bandkollegen, Osbournes Frau Sharon und zwei seiner fünf Kinder, Jack und Kelly, gesprochen - am meisten aber mit Ozzy selbst, der bei dem Interview in einem Kinosessel sitzt und auf der Leinwand Bilder seines unglaublichen Lebens an sich vorbeiziehen sieht. Es sind bewegende, rührende Momente dabei.
Keine glückliche Kindheit
«Die meisten Komiker, die ich kenne, sind abseits der Bühne sehr unglückliche Menschen. Und das gilt auch für mich», sagt Osbourne und erzählt, wie furchtbar ängstlich er als Kind gewesen sei. Wie er sich als Kind und Jugendlicher dafür schämte, dass er sich ohne Seife und fliessendes Wasser zu Hause kaum waschen konnte, dass er immer das Gefühl hatte, zu stinken. Wie er sich Socken, Schuhe und Parfüm kaufte von seinem ersten mit Black Sabbath verdienten Geld - nachdem er sich erstmal hatte volllaufen lassen.
Ganze Wochen, Monate sind verschwunden aus seinem Gedächtnis, sagt er. An die Anträge, die er seiner zweiten Frau Sharon machte, kann er sich nicht erinnern (an die Hochzeit aber schon) und ob es wirklich stimmt, dass er auf Tournee mit Mötley Crüe einmal - wie es die Legende will - rote Ameisen geschnupft hat, das weiss er schlicht nicht mehr. «Definitiv möglich», sagt er dazu.
Dass Ozzy die unbeschreiblichen Alkohol- und Drogenexzesse überlebt hat, beschreibt Dokumentarfilmer Johnston als das Wunder, das es ist. «Einer von uns muss nüchtern bleiben», begründet Sharon Osbourne ihre Entscheidung, seit der Geburt der ersten Tochter Amy keinen Tropfen Alkohol mehr anzurühren.
Er leidet an Parkinson
Die Rocklegende hat aber nicht nur das überlebt, sondern sprang dem Tod noch öfter von der Schippe. Als das Kleinflugzeug mit seinem Kollegen und Freund Randy Rhoads und weiteren Mitgliedern seines Teams 1982 bei einem kleinen Rundflug in eine Garage in Florida stürzte und dort explodierte, streifte die Maschine noch den Tourbus, in dem Ozzy und Sharon schliefen. Jahre später versuchte er im Drogenrausch und völlig neben sich stehend, seine Frau zu erwürgen. Weitere Jahre später wäre er nach einem schweren Unfall mit einem Quad beinahe gestorben. Und inzwischen ist bekannt, dass er an Parkinson leidet. Kein Grund, ihn zu bemitleiden, heisst es in dem Film: «Ozzy braucht kein Mitleid, er braucht eine Bühne.»
Es sind aber nicht nur tragische Momente, die der Film aufgreift, sondern auch sehr lustige. Vor allem die Dialoge des Ehepaars Osbourne sind Gold wert: «Du hast es mit jedem Groupie getrieben, das es gab.» - «Das war Teil des Jobs!» Sohn Jack kämpft gerührt mit den Tränen, als er erzählt, dass seine Tochter, Ozzys Enkelin, im Schultheater Opas Riesen-Hit «Crazy Train» singt.
Wer die Rocklegende bislang darauf reduziert hat, in eine Fledermaus zu beissen, wird also eines Besseren belehrt in diesem Film. Er hat nämlich nicht nur einer Fledermaus mit seinen Zähnen den Kopf abgerissen, sondern auch einer weissen Friedenstaube, die er mit zu einem Vorstellungsgespräch bei Produzenten gebracht hatte.
Er reagiere zwar nicht auf seinen Geburtsnamen John - «aber ich bin John», betont Osbourne in dem Film. «Sie haben Ozzy Osbourne erfunden, nicht ich», sagt er über seine Fans, die immer verrücktere Dinge von ihm zu erwarten schienen. «Ich habe nur den Fehler gemacht, einer Fledermaus den Kopf abzubeissen.» Zum Schluss des Films verspricht er: «Wisst Ihr, wann ich aufhören werde? Wenn sie meinen Sarg zunageln. Und selbst dann werde ich noch eine verdammte Zugabe geben. Ich bin der Fürst der Finsternis.»