Die Schwierigkeit der Avantgarde: Doku über Can-Gründer
Das Wichtigste in Kürze
- Avantgarde hatte es in Deutschland niemals leicht – die deutsche Band Can ist ein Beispiel dafür.
Sie revolutionierte die Rockmusik, was im eigenen Land lange unterschätzt wurde. «Es hat bei Can gedauert», sagt Bandgründer Irmin Schmidt (85) im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. In dem 85-minütigen Dokumentarfilm «Can and Me», der das einzige noch lebende Kernmitglied der Krautrock-Band porträtiert, erfährt man, dass es fünf Jahre brauchte, bis sich für die Musiker mit ihrer Mischung aus Klassik, Rock und Free Jazz, elektronischen Experimenten und unerhörten Klängen und Rhythmen erste Erfolge einstellten. «Es ist seltsam. Ich bin ja viel in Frankreich, habe mit Can einen Grossteil meiner Zeit mit Konzerten in England verbracht und es fällt in beiden Ländern auf, wie sehr die Menschen dort ihre Künstler lieben und verehren.»
Heute wird Can weltweit verehrt – auch im eigenen Land. Die Kölner Band gilt als Klassiker. Und genau das war der Anspruch Schmidts, wie er im Gespräch verrät: «Ich komme von der Klassik und wollte Dirigent werden und war es auch kurz, bevor ich Can gründete. Wenn man Komponist wird, macht man Sachen, die es in 300 Jahren noch gibt. Darüber war ich mir bewusst. Das war der Anspruch, wenn es denn glückt.» Und von diesem Glück mit seiner Band, die etwa zehn Jahre bis 1979 bestand, aber auch den Wunden im Leben des Musikers erzählt dieser Film von Regisseur Michael P. Aust. Und das mit einer zarten Intimität, die niemals entblössend wirkt.
Auch die Geschichte einer Lebensliebe
Ein weiterer Glücksfall im Leben des Irmin Schmidt heisst Hildegard, die Frau an seiner Seite seit über 60 Jahren. Sie managt Can seit dem Beginn. Sie sei es auch gewesen, die das Potenzial der Band sofort erkannt habe: «Sie hat von Anfang an gesagt: Can, das ist ein Klassiker.» So ist «Can and Me» nicht nur ein Film über eine der wichtigsten und einflussreichsten deutschen Bands und deren Mitbegründer, sondern auch die Geschichte einer Lebensliebe. Das ist nicht avantgardistisch, aber sehr aussergewöhnlich. Hildegard und Can, das sei «Arbeit am Glück» gewesen, sagt Schmidt. Dieser Film macht das spürbar.