Elena Ferrante: Neues Buch über die Höhen und Tiefen Neapels
Diese blöden Erwachsenen! In ihrem neuen Neapel-Roman schlüpft Elena Ferrante in die Rolle eines Teenagers, der an seinen Eltern verzweifelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Elena Ferrante hat ein neues Buch veröffentlicht: «Das lügenhafte Leben der Erwachsenen».
- Zuvor konnte die anonyme Schriftstellerin mit «Meine geniale Freundin» überzeugen.
«Meine geniale Freundin» ist ein vierbändiger Romanepos der italienischen Schriftstellerin Elena Ferrante. Allein in der deutschen Fassung nach Verlagsangaben zwei Millionen Exemplare verkauft.
Es ist ein Epochenroman, der dem Lebenslauf zweier Frauen aus Neapel folgt. Das Drama verknüpft ein halbes Jahrhundert italienischer Geschichte mit dem gesellschaftlichen Wandel in ihrer Stadt.
Auch in ihrem neuen Roman «Das lügenhafte Leben der Erwachsenen» führt die geheimnisumwitterte Autorin ihre Leser wieder nach Neapel. Der Schauplatz in diesem Buch ist die Oberstadt am Vomero-Hügel, wo die Besserverdiener leben.
Hauptfigur ist die Schülerin Giovanna, zu Beginn der Handlung 1992 ist sie 13 Jahre alt. Sie muss lernen, zwischen Schein und Sein zu unterscheiden. Sie entdeckt, dass es eine Tante und noch mehr Verwandtschaft in der Unterstadt gibt, von denen sie gar nichts wusste. Ihr Vater, Gymnasiallehrer und stadtbekannter Intellektueller, will mit denen da unten nichts zu schaffen haben.
Viele vertraute Ferrante-Elemente finden die Leser auch im neuen Roman: Freundschaft und Familienzwist, Liebe und Verrat, Vergangenheit, die sich nicht verdrängen lassen will.
Kritik am neuen Buch von Elena Ferrante
Die Assoziation verlogene Reiche oben und herzensgute Arme unten wirkt allerdings manchmal etwas klischeehaft. Was nicht die einzige Schwäche des Romans ist. Die Handlung plätschert ohne grosse Höhepunkte dahin, der Lesesog mag sich nicht recht einstellen.
Ein goldener Armreif, der etliche Male die Besitzerin wechselt, als eine Art roter Faden wirkt am Ende leicht überstrapaziert. Die Schilderungen von Sexualität sind derb und nicht unbedingt gelungen.
Elena Ferrante ist ein Pseudonym. Seit Jahren stellen sich die Leser und Kritiker die Frage, wer eigentlich hinter dem Namen steckt. Es gibt diverse Vermutungen, doch bestätigt wurden keine davon. Ein italienischer Enthüllungsjournalist schrieb 2016, es müsse sich um die Übersetzerin Anita Raja handeln.
So weiss der Leser auch nicht, aus welchem Kontext Ferrantes Texte entstanden sind. In «Meine Geniale Freundin» könnten durchaus autobiografische Elemente eingeflossen sein, nachweisen lässt sich das wegen der Anonymität nicht. Sollte sie jemals enttarnt werden, dann werde sie aufhören zu schreiben. Das hat Ferrante in einem Interview vor einigen Jahren einmal gesagt.