Kommt Epstein-«Zuhälterin» Ghislaine Maxwell heute frei?
Das Wichtigste in Kürze
- Sie soll bei den Sexualverbrechen von Epstein eine entscheidende Rolle gespielt haben.
- Nun kommt Ghislaine Maxwell vor Gericht.
- Richterin Alison Nathan will über eine mögliche Freilassung auf Kaution entscheiden.
Vor rund einem Jahr wurde der US-Unternehmer Jeffrey Epstein wegen Sexualverbrechen angeklagt und dann tot in seiner Gefängniszelle gefunden. Seine Ex-Partnerin soll bei den Verbrechen entscheidend mitgewirkt haben. Jetzt wird Ghislaine Maxwell vor Gericht erwartet.
Richterin Alison Nathan will ihr dann per Videoverbindung offiziell die Anklage vorlesen und über eine mögliche Freilassung auf Kaution entscheiden. Maxwells Anwälte hatten im Vorfeld um eine Freilassung ihrer Mandantin gegen eine Kaution von fünf Millionen Dollar gebeten, weil ihrer Darstellung nach kein Fluchtrisiko bestehe.
Sechs Anklagepunkte gegen Maxwell
Die 58-Jährige, die Anfang Juli um US-Bundesstaat New Hampshire festgenommen worden ist, soll bei den Sexualverbrechen Epsteins eine massgebliche Rolle gespielt haben. Ihr werden sechs Anklagepunkte vorgeworfen, darunter Verführung Minderjähriger zu illegalen Sexhandlungen und Meineid. Auf die Anklagepunkte stehen jeweils Höchststrafen von fünf bis zehn Jahren im Gefängnis. Wann ein Prozess beginnen könnte, war vorerst unklar.
Die Anklagepunkte beziehen sich laut Staatsanwaltschaft auf die Jahre 1994 bis 1997. Der Missbrauch von Frauen und Mädchen, von denen eines nur 14 Jahre alt gewesen sein soll, habe hauptsächlich in Epsteins Anwesen in New York, Palm Beach und Santa Fe sowie in Maxwells Wohnsitz in London stattgefunden. Maxwell gehörte laut Staatsanwaltschaft zu Epsteins «engsten Verbündeten» und spielte eine «entscheidende Rolle» bei seinen Machenschaften.
Der einschlägig vorbestrafte amerikanische Geschäftsmann soll Dutzende Minderjährige missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben. 2008 war er in dieser Sache schon einmal einem Bundesverfahren entgangen, indem er eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft einging.
Epstein bekannte sich damals teilweise schuldig und bekam eine milde Haftstrafe. Im vergangenen Sommer wurde er in New York erneut angeklagt und nahm sich kurz darauf in einer New Yorker Gefängniszelle das Leben.
Anwälte: «Maxwell ist nicht Epstein»
Maxwells Anwälte versuchten im Vorfeld, ihre Mandantin von Epstein zu distanzieren. Die beiden hätten vor seinem Tod mehr als zehn Jahre lang keinen Kontakt mehr gehabt, teilten sie in einem an das Gericht adressierten Dokument mit. «Ghislaine Maxwell ist nicht Jeffrey Epstein.»
Maxwell habe die Vorwürfe gegen sich immer zurückgewiesen. Sie habe auch nicht deswegen in den vergangenen Monaten so zurückgezogen gelebt, um der Strafverfolgung zu entgehen, sondern der «unerbittlichen und aufdringlichen Medienberichterstattung».
Maxwell stammt aus Grossbritannien und ist das neunte Kind des Medienzaren Robert Maxwell und der französischstämmigen Holocaust-Forscherin Elisabeth Meynard.
Geboren in Frankreich und aufgewachsen in der Nähe des englischen Oxford siedelte Ghislaine nach dem Tod ihres Vaters in die USA über, wo sie Epstein auf einer Party kennenlernte. Anfangs waren sie für einige Jahre ein Liebespaar, später sprach er von seiner «besten Freundin».