Erziehungspapst Remo Largo gestorben
Der bekannte Schweizer Kinderarzt und Erziehungsratgeber Remo Largo ist verstorben. Mit seinen Büchern unterstützte der Eltern weltweit.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweizer Erziehungsberater Remo H. Largo ist im Alter von 76 Jahren verstorben.
- Seine Ratgeber waren Bestseller.
«Der Remo» – wenn ein Autor beim Vornamen bekannt ist und genannt wird, gehört er praktisch zur Familie. So war es bei Remo Largo, dem Kinderarzt, der Millionen Eltern in aller Welt Gelassenheit predigte.
Der bekannte Schweizer Kinderarzt und Erziehungsratgeber Remo H. Largo ist tot. Er starb am 11. November im Alter von 76 Jahren, wie der Piper Verlag am Freitag in München mitteilte.
Largo hat Standardwerke zur kindlichen Entwicklung geschrieben, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Für Millionen Eltern in aller Welt waren seine Werke Stütze während der Erziehung. Seine Bücher «Babyjahre» (1993), «Kinderjahre», «Schülerjahre», «Jugendjahre» und «Glückliche Scheidungskinder» wurden Bestseller.
Remo Largo: «Bleibt entspannt»
Wann ein Kind sitzen, sprechen oder durchschlafen muss? Bleibt entspannt, sagte Largo den Eltern: Jedes Kind sei anders, wie früh oder spät der nächste Entwicklungsschritt komme, sei unerheblich. Baby hat Fieber? Bleibt gelassen, so Largo, das kommt immer mal vor.
«Wenn sich jedes Kind nach seinen individuellen Bedürfnissen und Begabungen entwickeln kann, hat auch die Gesellschaft am meisten davon.» Das sagte er im vergangenen Jahr dem Schweizer Sender SRF. Er lehnte «Förderwut», strikte Stundenpläne und Leistungsdruck ab. Das verdeutlichte er gerne mit einem afrikanischen Sprichwort: «Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.»
Die gesunde Entwicklung der Kinder sah er aber zunehmend in Gefahr und wurde darüber zum Gesellschaftskritiker. Die Leistungsgesellschaft, die Gefahr der Vereinsamung in der Massengesellschaft – für Remo Largo war das alles Gift für Kinder. Er fürchtete, dass die Menschen in immer engere Bahnen gedrängt und den Bedürfnissen der Wirtschaft untergeordnet werden.
Hohe Erwartungen an Kinder
«Wenn es ein Wunschkind wird, führt das dazu, dass man hohe Erwartungen hat», sagte Remo Largo. «Ich habe manchmal das Gefühl, ein durchschnittliches Kind langt nicht mehr, es muss mehr als das sein.» Aber die Rechnung «je mehr Input ich meinem Kind biete, desto mehr Output» gehe nicht auf. Die individuellen Bedürfnisse und Stärken der Kinder würden zu wenig berücksichtigt.
Dabei müssten die Kleinen altersgerecht auch mal sich selbst überlassen sein. Allein im Wald spielen oder ohne Aufsicht und Termine mit Nachbarskindern rumhängen. «Ein Kind muss mit anderen Kindern zusammen sein», sagte Largo. «Sie werden nur so sozial kompetent.»
Largo studierte Medizin an der Universität Zürich und der Entwicklungspädiatrie an der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Er wurde Kinderarzt und leitete fast 30 Jahre die Abteilung für Wachstum und Entwicklung am Kinderkrankenhaus Zürich. Dort wurden seit den 50er Jahren Entwicklungsdaten von mehr als 700 Kindern erfasst. Remo Largo setzte diese Untersuchungen fort und wurde mit diesen Langzeitstudien ein weltweit angesehener Akademiker.