Ex-Ermittler-Star Mehmet Kurtulus erklärt das Phänomen «Tatort»
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass Mehmet Kurtulus als «Tatort»-Ermittler aufgehört hat. Im Interview erklärt er das Phänomen der Sonntagskrimis.
Das Wichtigste in Kürze
- Schon über 50 Jahre hält der «Tatort» die Zuschauerschaft nun schon gebannt.
- Während vier dieser Jahre war auch Mehmet Kurtulus als Ermittler Teil des Erfolgs.
- Jetzt erklärt Kurtulus das Phänomen hinter der Show selbst.
Mehmet Kurtulus feiert am heutigen 27. April nicht nur seinen 51. Geburtstag, sondern auch die Premiere des sehenswerten TV-Zweiteilers «Mordach – Tod in den Bergen» (27./29. April, 20:15 Uhr, das Erste). In dem Krimi spielt er einen undurchsichtigen Frankfurter BKA-Beamten, der im Alpenidyll unter Mordverdacht gerät... Unvergessen ist aber auch seine Rolle des verdeckten Ermittlers Cenk Batu, die er von 2008 bis 2012 in der Sonntagskrimireihe «Tatort» spielte. Was er davon hält, dass er heute noch darauf angesprochen wird, verrät der Schauspieler im Interview mit spot on news. Dabei erzählt er auch, wie er das Phänomen dieser extrem langlebigen TV-Reihe einst an einer US-Universität erklärte.
2010 haben Sie an einer Universität in New York einen kleinen Vortrag zum Phänomen «Tatort» gehalten. Was war der Anlass?
Kurtulus: Der «Tatort» ist wirklich etwas Besonderes. Der erste Krimi aus der Reihe ist inzwischen vor mehr als 50 Jahren gelaufen. Es gibt keine andere Serie auf der Welt, der das gelungen ist – das war auch der Grund, warum ich nach New York eingeladen worden bin. Es war sehr aufregend, dort über den «Tatort» zu sprechen.
Was war Ihre Kernaussage für die Studentinnen und Studenten?
Kurtulus: Ich habe unter anderem beschrieben, dass der «Tatort» in Deutschland auch einen dokumentarischen Wert hat. Jeder einzelne Film ist immer auch eine Momentaufnahme – eine Sozialstudie, die in einem bestimmten, gesellschaftlich relevanten Milieu spielt. Das heisst, wenn wir heute neugierig sind, wie es auf den Strassen von Duisburg Anfang der 1980er Jahre war, dann sind die damaligen Schimanski-«Tatorte» eine belastbare Quelle. Diese Krimis sind nie «nur» Entertainment, sondern auch immer Zeitdokument.
Von 2008 bis 2012 waren Sie selbst fester Teil des «Tatort»-Kosmos. Wie oft werden Sie heute noch auf Ihre Rolle des verdeckten Ermittlers Cenk Batu angesprochen?
Kurtulus: Das kommt heute noch ab und zu vor. Ich empfinde Demut und Erstaunen – da es eigentlich nur sechs Filme waren und der letzte schon über zehn Jahre her ist.
Und nervt Sie das?
Kurtulus: Im Gegenteil. Es bedeutet, dass ich an etwas mitgewirkt habe, was den Menschen Freude bereitet hat. Diese Menschen erinnern sich gern daran, wenn sie mich sehen und teilen es mit mir. Es gibt doch eigentlich nichts Schöneres.
Es ist dennoch verblüffend, noch dazu, wo Sie auch in Los Angeles gelebt haben. Wo ist denn heute Ihr Lebensmittelpunkt?
Kurtulus: Ich lebe nach wie vor in Deutschland. Vor Kurzem war ich beispielsweise zu Dreharbeiten in Marokko für eine amerikanische Produktion. Wir waren in den Atlas Studios von Ouarzazate. Dort wurde ich auch mit verschiedensten Erfahrungen beschenkt – die ich in mein (Lebens)-Buch schreiben und mit nach Hause nehmen durfte. Am Ende ist Heimat dort, wo man lacht.
Als nächstes dürfen sich die Fans auf den TV-Zweiteiler «Mordach – Tod in den Bergen» freuen. Teil eins wird an Ihrem Geburtstag ausgestrahlt. Werden Sie sich den Film ansehen oder feiern Sie lieber?
Kurtulus: Das hängt ganz von meinen Gästen ab. Möglicherweise könnte auch Topfschlagen oder Blinde Kuh auf der Tagesordnung stehen. Weiss man's? In jedem Fall empfinde ich es als ein sehr schönes Geburtstagsgeschenk.