Feuerwerk irischer Emotionalität: Glen Hansard in Berlin

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Deutschland,

Mark Knopfler und Glen Hansard beehren Berlin - eine perfekte Woche für Fans grosser Singer-Songwriter-Kunst. Dem makellosen Auftritt des britischen Rockveteranen folgt ein Feuerwerk irischer Emotionalität.

Glen Hansard begeisterte in Berlin. Foto: Anti/Stephan Vanfleteren
Glen Hansard begeisterte in Berlin. Foto: Anti/Stephan Vanfleteren - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Vorabend hatte der fast 70-jährige Mark Knopfler vor über 15.000 Fans in der nüchternen Mercedes-Benz-Arena ein herausragendes Konzert gegeben - bewegend, nostalgisch, ohne jede altbackene Bräsigkeit oder Eitelkeit.

Gar nicht so einfach für Glen Hansard, den starken Auftritt des Briten unmittelbar danach in Berlin noch zu toppen.

Der 49-jährige Ire setzt Knopflers Abgeklärtheit und Virtuosität am Donnerstagabend vor rund 1700 Verehrern im Admiralspalast von Beginn an seine wilde, mitreissende Emotionalität entgegen - am Ende steht ein knapper Sieg nach Punkten. Und die Erkenntnis für alle Fans wertkonservativer Songwriter-Kunst, dass Hansard auf Augenhöhe mit seinen Vorbildern Bob Dylan, Leonard Cohen und Van Morrison angelangt ist.

Vor zwei dieser Helden verbeugt sich Hansard während des zweieinhalbstündigen Gigs mit Anekdoten. Eine skurrile Begegnung mit Dylan sei Inspiration für das Lied «The Closing Door» (vom tollen neuen Album «This Wild Willing») gewesen, erzählt er. Und ein zu Tränen rührender Sydney-Gig des alten Cohen habe ihn letztlich zu Javier Mas geführt - dem 67 Jahre alten spanischen Ausnahme-Gitarristen, der mittlerweile auf Hansards Platten spielt und nun auch (meist würdevoll auf einem Stuhl sitzend) mit ihm die Bühne teilt.

Hansard, einst Frontmann von The Frames und The Swell Season, widmet gleich mehrere seiner Songs an diesem Abend - auch die von ihm bewunderte schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg, der grosse Kollege Nick Cave und die irische Songwriterin Lisa O'Neill werden liebevoll gewürdigt. Dieser Musiker redet eben gern und viel zwischen seinen Liedern, der Kontakt zum Publikum ist ihm wichtig. Er weiss ja auch, was er an seinen Fans hat, die auf seine Gefühle reagieren, Melodien mitsingen, gern lachen und ihm auch mal spontan «We love You» zurufen.

150 Minuten Musik, das hat fast die Länge eines der legendären Bruce-Springsteen-Gigs - es könnte zäh sein. Doch davor schützt Hansard neben seiner sympathisch-offenen Kumpelei eine neunköpfige Band, die zurückhaltend, abwechslungsreich und auf den Punkt perfekt agiert. Drei Streicherinnen verstärken die kammermusikalischen Elemente von Hansards Solo-Songs aus den vier Studioalben seit 2012. Pianistin Ruth O'Mahony Brady und Bassist Joseph Doyle sind ohnehin essenziell für den oft getragenen Celtic-Soul-, Blues- und Folkrock-Sound.

Und zuguterletzt ist Glen Hansard natürlich ein enorm intensiver Sänger - zwischen heiserem Flüstern, mildem Crooning (etwa im 2008 Oscar-verzierten Lied «Falling Slowly» aus dem Film «Once») und Gebrüll hat seine volle, warme Baritonstimme viel zu bieten. Mit Ovationen endet ein denkwürdiger Berliner Auftritt, dem zwei weitere Konzertabende im schönen Admiralspalast am 17. und 19. Mai folgen. Ausserdem spielt Hansard mit seiner Band laut Webseite in diesem Sommer noch einmal im deutschsprachigen Raum - am 24. Juli beim «Blue Balls Festival» in Luzern.

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