Gottschalk versus Bohlen: Show-Dinos im Clinch
Seit Tagen liefern sich Thomas Gottschalk und Dieter Bohlen ein Sprüche-Scharmützel. Auslöser: «Thommy» nahm auf Wunsch von RTL Platz auf Bohlens Stuhl bei «DSDS». Es geht um Frisuren und Arbeitsethos.
Das Wichtigste in Kürze
- Es fing eigentlich ganz harmonisch an.
Der Privatsender RTL entschied im März, dass Thomas Gottschalk den krank gemeldeten Langzeit-Juror Dieter Bohlen bei der Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» vertreten möge.
Damals liess sich Gottschalk mit den Worten zitieren, «ein Titan» lasse «den anderen» eben nicht hängen, und sagte für das Halbfinale und das Finale zu. Das klang wie ein Gefallen für den offenbar maladen Pop-Titanen. Wie eine Geste der Freundschaft. Das Problem: Bohlen ist einfach kein Harmonie-Typ.
Der einstige «Wetten, dass..?»-Zampano Gottschalk und das frühere Modern-Talking-Mastermind Bohlen liefern sich seitdem ein verbales Fernduell auf offener Bühne. Mal stichelt der eine, mal frotzelt der andere - bei abschüssigem Niveau. Die Ex-Quotenkönige - einst mythische Gestalten ihres Fachs - gehen im Rentenalter noch einmal in ein Scharmützel, das ein bisschen an eine Grundschule erinnert.
Auszüge? Nach Gottschalks erstem Auftritt bei «DSDS» stellt Bohlen ein Video online und grüsst die Kandidaten, um die sich nun Gottschalk kümmert. «Warum lispelt der Gottschalk, haben die dann gefragt», sagt der 67-Jährige mit wie immer blendend weissem Grinsen. «Weil RTL ihm ordentlich Kohle gegeben hat und er sich jetzt neue Zähne gekauft hat.» Zudem macht er Witzchen über Gottschalks Haare («Die Leute sahen 1970 so in etwa so aus»). Den Tusch muss man sich denken.
Gottschalk fährt einen Konter in seinem SWR-Podcast «Podschalk», in dem er über seinen «DSDS»-Teilzeitjob philosophiert. Ihm jedenfalls wäre das nicht passiert mit der Absage, versichert er: Er würde «auch auf Gips einmarschieren.» Im Grunde seien sie aber gar nicht so verschiedene Typen, merkt er süffisant an: «Dieter ist Geschichte, ich bin Legende.» Im «DSDS»-Finale sagt Gottschalk in Bohlens einstigem Wohnzimmer dann, dass jede Blase mal platze. «Der Dieter sitzt auch in Mallorca und sortiert seine Camp-David-Hemden jetzt.» Bohlen kommentiert via Instagram: «In der Welt der Egomanen spielt er in einer anderen Liga.»
Dass die beiden eine recht eindeutige Meinung voneinander haben, ist bekannt. Beide sind Kinder der 50er, beide Karrieren kamen in den 80ern richtig in Schwung. Oft schon kreuzten sich die Wege. Bohlen etwa griff mit «DSDS» zeitweise Gottschalks «Wetten, dass..?»-Thron am Samstagabend an. Später sassen sie kurz zusammen in der Jury von «Das Supertalent», was aber eher an das Kräftemessen zweier Super-Egos erinnerte. «Mit starrem Blick auf die eigene Person unterwirft er alles dem Ziel, selber gut auszusehen», schilderte Gottschalk später in seiner Biografie seine Eindrücke von Bohlen.
«Beide sind eitel, was in dieser Branche normal ist», analysiert Marcus S. Kleiner, Professor für Medienwissenschaft an der SRH Berlin University of Applied Sciences. Gottschalk gehe die Sache aber etwas entspannter an, weil ihm - wie es scheint - klar sei, dass er Showmaster einer vergangenen Epoche ist. «Bohlen hat währenddessen offenkundig noch nicht damit abgeschlossen.» Auslaufmodelle seien beide. «In fünf Jahren sieht die TV-Landschaft ganz anders aus.»
Dass sich beide bald ernsthaft an die Gurgel gehen, glaubt der Experte nicht. «Das ist ein PR-Kampf, der beiden Aufmerksamkeit bringt», sagt er. Die beiden seien eben Profis. «Je mehr sie auf die Pauke hauen, desto länger bleiben sie beim Publikum noch Thema.»