«Grey's Anatomy»-Drehbuchautorin täuschte Krebsdiagnose vor
«Grey's Anatomy»-Drehbuchautorin Elisabeth Finch tischte ihren Kollegen dreiste Lügen auf und wollte so ihre Karriere vorantreiben.
Das Wichtigste in Kürze
- «Grey's Anatomy»-Drehbuchautorin Elisabeth Finch täuschte eine Krebserkrankung vor.
- Nach zahlreichen weiteren Lügen verlor sie ihren Job bei der Serie.
- «Nichts wird meine Lügen (...) jemals wiedergutmachen», gestand sie nach den Enthüllungen.
Stolze 172 Episoden lang schrieb Elisabeth Finch (46) am Drehbuch für die beliebte US-amerikanische Arztserie «Grey's Anatomy» mit. Dass die Handlungen darin frei erfunden sind, ist natürlich kein Geheimnis. Doch auch Finch selbst führte mit ihrer eigenen Person eine Art von Schauspiel.
Die Drehbuchautorin hat ihre Kollegen am Set jahrelang mit Geschichten zur eigenen Person angelogen.
So behauptete Finch, an Krebs erkrankt zu sein. Dabei ging sie so weit, einen Chemo-Port (Katheter zur Verabreichung von Medikamenten) auf ihrer Brust zur Schau zu stellen.
«Sie hatte etwas Seltsames an sich»
Mark Wilding, ehemaliger Autor der Serie, verrät nun der «DailyMail»: «Sie nutzte ihren vorgetäuschten Krebs als Mittel, um bei ‹Grey's› aufzusteigen und als Keule gegen jeden, der sich gegen sie aussprechen könnte.»
Zudem habe die Autorin wiederholt sogenannte «Kotzpausen» eingelegt – ein vermeintlicher Nebeneffekt der Chemotherapie. «Ich hörte sie im Badezimmer würgen – heute würde ich sagen, sie tat so, als würde sie würgen», erinnert sich Wilding. «Damals tat sie uns allen leid, denn sie schien sehr krank zu sein.»
Laut dem Autor habe ihr Verhalten jedoch für Stirnrunzeln gesorgt. «Sie hatte etwas Seltsames an sich, war angespannt und intensiv», meint er. «Aber wer ist schon misstrauisch, wenn einem jemand sagt, dass er Krebs hat? Man nimmt es für bare Münze.»
Nebst ihrer vermeintlichen Krebserkrankung hatte Finch ihre Kollegen mit einer Reihe anderer erschreckender Geschichten getäuscht.
Unter anderem erzählte die 46-Jährige, fälschlicherweise schwanger geworden zu sein. Dazu schrieb Finch einen Artikel über ihr Dilemma zwischen Abtreibung oder Fortsetzung ihrer angeblichen Krebsmedikation.
Im Oktober 2018 behauptete sie, einen Freund beim Anschlag auf die Tree of Life Synagoge in Pittsburgh verloren zu haben. Sie soll ihren Kollegen gar erzählt haben, dass sie zur Stadt geeilt sei, um Körperteile aufzuräumen.
Ehefrau deckte Finchs dreiste Lügen auf
Nachdem sich ihre Lügen vermehrt hatten, war es Finchs Ehefrau, Jenn Beyer, die als erste ihre Täuschungen durchschaute. Sie begann, ihre erfundenen Geschichten mit ihren Posts auf sozialen Medien zu vergleichen – und entdeckte viele Unstimmigkeiten.
In der Dokumentation «Silent All These Years» schildert sie: «Ich habe so weit gescrollt, wie ich konnte. Aber dann finde ich plötzlich Beiträge zum Datum der Schiesserei (in der Tree of Life Synagoge).»
Und stellte dabei fest: «Sie ist nicht in Pittsburgh, sie ist mit ihren Freunden in einer Bar. Sie hat mir gesagt, dass sie dort war, das passt überhaupt nicht zusammen. Was zur Hölle ist hier los?»
Damit nicht genug: Beyer fand auch Fotos von Finch mit dem Chemo-Port und bemerkte, dass keine Narbe vorhanden war: ein klares Zeichen dafür, dass Finch nie Krebs hatte.
«Ich habe so viel gelogen»
Nachdem ihre Lügen entlarvt wurden, hatte Beyer Finchs Autoren-Kollegin Shonda Rhimes (54) über die erfundenen Schicksalsschläge aufgeklärt. Für die 46-Jährige bedeutete dies das Ende ihrer Tätigkeit bei «Grey's Anatomy».
Kurz darauf meldete sich Finch im März 2022 auf Instagram zu Wort und gestand: «Ich habe so viel gelogen. Die Wahrheit ist, es gibt keine Entschuldigung, keine Rechtfertigung – nichts wird meine Lügen gegenüber irgendjemandem jemals wiedergutmachen.»
Laut Wilding versuchte Finch einige der Autoren zu kontaktieren, um Wiedergutmachung zu leisten. Aber: «Sie alle ignorierten sie», sagt er. Ihre ehemaligen Kollegen und Freunde seien über ihre komplexen Täuschungen wütend gewesen.
Autorin wollte durch Lügen «Aufmerksamkeit» erzielen
Bis heute bleibt unklar, warum Finch solche zwanghaften Lügen erzählte. In einem Interview 2022 behauptete sie, dass es das Ergebnis eines realen Traumas sei. Darunter die angeblichen Schläge ihres Bruders in ihrer Kindheit.
«Ich habe gelogen und mir etwas ausgedacht, weil ich Unterstützung und Aufmerksamkeit brauchte, und so habe ich es mir geholt. Da hat diese Lüge angefangen – mit diesem Schweigen.»
Eines ist klar: Trotz dieser schockierenden Enthüllungen war Finch eine überzeugende Darstellerin ihrer eigenen Lügen – so talentiert wie die Schauspieler, für die sie schrieb. Ihre aussergewöhnliche Geschichte wurde im vergangenen Jahr in einer Dokumentarserie namens «Anatomy Of Lies» verfilmt.