Harry und Meghan als Puppen: Comeback von «Spitting Image»

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Grossbritannien,

Mit bissigen Karikaturen von Politikern, Prominenten und der Königsfamilie wurde die britische Puppensatire «Spitting Image» in den 80ern Jahren ein grosser TV-Erfolg. In Zeiten von Trump und Brexit arbeiten die Macher jetzt an neuen Folgen der Kultserie.

Spitting Image
Auch Harry und Meghan kehren im deutschen Ableger «The Krauts' Edition» als «Spitting Image»-Karikaturen zurück. Foto: Mark Harrison/ITV/dpa - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Nicht mal die königliche Familie war vor ihr sicher.

Von 1984 bis 1996 machte sich die britische Puppensatire «Spitting Image» über so ziemlich alles und jeden lustig.

Premierministerin Margaret Thatcher, britische Abgeordnete, US-Präsident Ronald Reagan, Popstars, Fussballer und sogar Königin Elizabeth II. sorgten als überzeichnete Latexpuppen jahrelang für Lacher in britischen Wohnzimmern. 25 Jahre nach der Ausstrahlung der letzten Folge soll die Kultserie in diesem Herbst auf den Bildschirm zurückkehren.

Einer der «Spitting Image»-Erfinder, Roger Law, ist als ausführender Produzent und Leiter des Kreativteams an Bord. Er verwies auf das politische Klima. «Es ist ziemlich chaotisch da draussen», sagte der 78-Jährige der britischen Zeitung «Guardian». Law ist offenkundig unglücklich über das, was er täglich in den Nachrichten sieht. Mit «Spitting Image» will er seinem Ärger Luft machen. «Was mich betrifft, ist das besser, als den Fernseher anzuschreien, oder?», meinte der Satiriker. «Also dachte ich: Versuchen wir es mal.»

Wie in der ursprünglichen Serie sollen die Themen und Figuren der Sendung brandaktuell sein. Erste Bilder der neuen Puppen zeigen US-Präsident Donald Trump, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und den russischen Präsidenten Wladimir Putin - provokant mit freiem Oberkörper, Tätowierung und Nietenhalsband. Auch die Royals sind mit Prinz Harry und seiner Ehefrau Meghan vertreten. Die «Spitting Image»-Karikatur der Herzogin von Sussex trägt ein Oberteil mit der Aufschrift «Princess».

Trump sei eine besondere Herausforderung für die Kreativabteilung, betonte Law. «Ich habe einige Satiriker sagen hören, dass er nicht parodierbar ist, weil er selbst schon eine Parodie ist», sagte der 78-Jährige. «Naja, mit Puppen kann man sehr, sehr viel weiter gehen, denn die Schauspieler würden das nicht für dich machen.» Seine Trump-Figur, versicherte Law, sei «ein absolutes Monster».

Ein Latex-Doppelgänger des britischen Premierministers wurde bisher nicht gezeigt. Boris Johnson wird aber sicher dabei sein, genauso wie der wegen seiner Verwicklung in die Epstein-Affäre in Ungnade gefallene Prinz Andrew. Auch Liverpool-Coach Jürgen Klopp könnte es treffen. Law verriet, wen er ausserdem in den neuen Folgen aufs Korn nehmen will: Johnsons Berater Dominic Cummings, Rapper Kanye West und dessen Frau Kim Kardashian. Die Klimaaktivistin Greta Thunberg soll das Wetter präsentieren.

Um das aktuelle Tagesgeschehen abzubilden, sollen die Drehbücher und sogar die Puppen erst kurz vor der Ausstrahlung jeder Episode entstehen. Die Aktualität war - neben dem bissigen Humor - auch damals einer der Erfolgsfaktoren der Serie.

Nach dem Sendestart 1984 dauerte es nicht lange, bis «Spitting Image» nicht nur auf der Insel, sondern auch in den USA ein Publikumserfolg wurde. Die Satire räumte zahlreiche Preise ab, erhielt zwei Emmy Awards und mehrere BAFTA-Auszeichnungen. Als Phil Collins und seine Band Genesis 1986 das Musikvideo zu ihrer Hitsingle «Land Of Confusion» mit «Spitting Image»-Figuren inszenierten, verhalfen sie den Latexpuppen im MTV-Zeitalter zu noch mehr Popularität.

Das Format wurde in anderen Ländern kopiert. Nach britischem Vorbild produzierte der WDR von 1989 bis 1991 «Hurra Deutschland». Statt Thatcher und Reagan verulkte die Sendung den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl oder Aussenminister Hans-Dietrich Genscher. Eine deutlich harmlosere Neuauflage, die von einer Dieter-Bohlen-Puppe moderiert wurde, verschwand 2003 schnell wieder von deutschen TV-Bildschirm.

Das britische Original wurde Mitte der 90er nach rund 130 Folgen in Folge sinkender Einschaltquoten eingestellt. In Zeiten von Donald Trump, Boris Johnson, Brexit und Megxit ist die Zeit jetzt offenbar reif für das Comeback. Die neuen Folgen sollen zunächst exklusiv bei Britbox zu sehen sein, einem gemeinsamen Streamingdienst der Sender BBC und ITV, der in Deutschland nicht verfügbar ist.

Genau wie in den 80er und 90er Jahren dürfte auch in der Neuauflage von «Spitting Image» kaum ein Prominenter verschont bleiben. Nach dem Ende der alten Serie erschien noch zu VHS-Zeiten eine Videokassette mit den besten Sketchen der TV-Serie. Der Titel lautete «Is Nothing Sacred?» - auf deutsch: «Ist gar nichts heilig?» Für die Macher von «Spitting Image» lautet die Antwort auch im Jahr 2020: Nein.

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