Heuler sind nicht immer mutterlos
Der Ruf junger Seehundbabys nach der Mutter klingt oft herzzerreissend. Aber nicht immer ist die Lage so hoffnungslos, wie sie auf den ersten Blick scheint.
Das Wichtigste in Kürze
- Angesichts der beginnenden Nachwuchszeit bei den Seehunden warnt die Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer davor, scheinbar verlassene Seehundbabys anzufassen und zu stören.
Die Heuler genannten Tiere heissen so wegen ihres Rufes nach der Mutter. «Das kann herzzerreissend klingen, ist aber nichts anderes als ein normaler Kontaktlaut», sagte der Seehundexperte der Nationalparkverwaltung Armin Jess. Denn häufig sei das Junge, zum Beispiel durch die Strömung, vorübergehend von der Mutter getrennt worden. «Das Heulen dient dann der Wiedererkennung zwischen beiden.»
Aktuell hat die Hauptgeburtszeit bei den Seehunden begonnen, die zwischen Anfang Juni und Mitte Juli liegt. Menschen, die einem solchen Heuler begegnen, sollen das Tier den Angaben zufolge auf keinen Fall anfassen, Hunde von ihm fernhalten und auf Abstand bleiben, damit die Mutter sich ungestört nähern kann.
Es gibt allerdings auch Fälle, in denen ein solcher kleiner Seehund wirklich menschliche Hilfe benötigt, wie die Nationalparkverwaltung mitteilte. Da dies aber nur Fachleute der Verwaltung - die sogenannten Seehundjäger - erkennen können, sollte im Falle eines Heulerfundes demnach umgehend der zuständige Seehundjäger oder die Polizei informiert werden.
Die Experten veranlassen gegebenenfalls auch den Transport zur Seehundstation Friedrichskoog. Hier wird seit Mitte Mai mit «Lønne» der erste Heuler der Saison aufgepäppelt. Das Jungtier wurde am 11. Mai als Frühchen in List auf Sylt gefunden.