Jan Josef Liefers in der Rechtsmedizin: «Die Obduktion»

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Deutschland,

Leichenschau mit Liefers: Der «Tatort»-Star ist nun mit dem echten Gerichtsmediziner Michael Tsokos in einer RTL-Doku zu sehen, was vor einigen Wochen die ARD verstimmt hat.

Jan Josef Liefers macht bei der RTL-Doku "Die Obduktion" mit. Foto: Oliver Berg/dpa
Jan Josef Liefers macht bei der RTL-Doku "Die Obduktion" mit. Foto: Oliver Berg/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr als 14 Millionen sahen Anfang Mai im Ersten den Münster-«Tatort» mit dem Titel «Rhythm and Love».

In dem Krimi führten die Ermittlungen von Kommissar Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Boerne (Jan Josef Liefers) unter anderem in eine spirituelle Kommune. Im Umfeld der Berichterstattung über den TV-Film sorgte damals hingegen ein echter Rechtsmediziner für Schlagzeilen.

Der Berliner Obduzent Michael Tsokos beklagte sich nämlich, weil er als Nebendarsteller aus diesem WDR-Krimi herausgeschnitten worden war: «Es geht hier nicht um mich oder eine herausgeschnittene Szene, die keinerlei Bedeutung hat. Es geht um die Frage: Wo fängt Zensur an?» Hintergrund des Streits ist eine Doku bei der RTL-Konkurrenz und dessen Streamingdienst TVnow. Nun ist diese Crime-Doku erstmals im Free-TV zu sehen: RTL zeigt sie am Donnerstag um 22.15 Uhr.

«Die Obduktion» wird von RTL als Weltpremiere angekündigt: eine echte Autopsie erstmals öffentlich im Fernsehen. Bei TVnow erschien im Juni inzwischen übrigens eine zweite Folge des Leichenschau-Formats.

Professor Tsokos sagte der RTL-Mediengruppe zum Projekt: «Ich bin immer wieder in den letzten Jahren gefragt worden: So eine Obduktion, das würde ich gerne mal sehen, kann man da mal dabei sein? Gibt es das auch öffentlich?» Das habe ihn bewegt, bei den Dokus mitzumachen.

Jan Josef Liefers ist begleitend dabei, natürlich vom Nimbus seiner populären «Tatort»-Rolle profitierend: «Vermutlich hat mich Michael Tsokos gefragt, weil ich so ein Hybridwesen bin. Neugierig und medizinisch stark interessiert. Ich habe genug Fragen im Kopf, um Michael zu löchern, die er normalerweise hier niemals so erklären müsste.» Er sei «der Fährmann zwischen Wissenschaft und Publikum».

Tsokos und andere Rechtsmediziner, die er kenne, liessen sich nicht mehr abschütteln, betonte Liefers im RTL-Gespräch. «Wenn etwas auf Fremdverschulden deutet, dann wird es eng für denjenigen, der das zu verantworten hat. Man könnte es so sagen: Die Rechtsmedizin ist die Grundlage von Rechtsprechung, ja, des ganzen Rechtsstaates.»

Tsokos meint, die Rechtsmedizin sei wie kein anderes Fach in der Medizin ein Spiegel der Gesellschaft. So habe man früh mitbekommen, dass SMS und WhatsApp eine Rolle bei Abschiedsbriefen spielten. «Wir sehen eben auch, dass etwas schiefläuft, wenn zum Beispiel der Grossteil derjenigen, die wir obduzieren, zum Zeitpunkt des Todes unter dem Einfluss von Psychopharmaka oder Alkohol standen.»

Die ARD fühlte sich von alledem offenbar hintergangen und kürzte Tsokos aus ihrem Sonntagskrimi heraus. Der zuständige WDR erläuterte dies im Mai wie folgt: «Lange nach dem Ende der Dreharbeiten für den Münsteraner Tatort "Rhythm and Love" haben wir erst durch Zufall erfahren, dass Jan Josef Liefers und Michael Tsokos für den RTL-Streamingdienst TVnow in einer gemeinsamen Serie auftreten, bei der die beiden gemeinsam obduzieren und die somit optisch fast das gleiche Umfeld der Rechtsmedizin zeigt wie der Münsteraner "Tatort".»

Zudem wäre der von Tsokos gespielte Mediziner im «Tatort» permanent «Koryphäe» genannt worden, was einen werblichen Effekt für das Format des Privatsenders unterstützt hätte, wie der öffentlich-rechtliche WDR meinte. «Hätten wir im Vorfeld von dieser Überschneidung gewusst, hätten wir die Rolle von Beginn an mit jemand anderem besetzt.»

Sicher ist wohl, dass RTL am späten Donnerstagabend mit Liefers und Leiche bei weitem nicht so viele Zuschauer holt wie das Erste sonst.

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