Jean Paul Gaultier: «Alter in der Mode noch immer ein Tabu»

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Deutschland,

Seine Mode war schon immer grosse Show: Jean Paul Gaultier galt lange Zeit als «enfant terrible» der Branche, prägte die Haute Couture eines halben Jahrhunderts.

Der französische Modedesigner Jean Paul Gaultier, aufgenommen nach einem Interview. Aus seiner Sicht ist Alter in der Mode immer noch ein Tabu.
Der französische Modedesigner Jean Paul Gaultier, aufgenommen nach einem Interview. Aus seiner Sicht ist Alter in der Mode immer noch ein Tabu. - Lennart Preiss/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Modewelt hat aus Sicht von Star-Designer Jean Paul Gaultier (70) noch genau ein Tabu.

«Alter ist in der Mode immer noch ein Tabu. Wahrscheinlich bringen Menschen das Alter nach wie vor mit einem nahenden Tod in Verbindung und sehen das darum nicht so gerne. Aber das ist wahnsinnig schade», sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München.

«Ich erinnere mich daran, dass ich eine Kollektion nur mit weisshaarigen Models machen wollte – mit echt weissem oder grauem Haar, nicht mit Perücken. Eine Journalistin sagte mir damals, sie glaube, das werde nicht funktionieren, weil Frauen sich damit nicht identifizieren wollen. Mensch, das ist doch falsch. Wir gehen diesen Weg doch alle irgendwann mal und darum müssen wir den Blick auf das Alter ändern.»

Der Franzose, der Männer in Röcke steckte und Madonna in ihr ikonisches Gold-Korsett, war einer der ersten, der auch auf Models setzte, die nicht dem klassischen Schönheitsideal entsprachen, dicker waren oder kleiner – und diverser. Es dauerte sehr lange, bis weitere Teile der Branche Gaultiers Vorbild folgten – «weil der Mensch eben langsam ist», sagte Gaultier der dpa. «Es gab eben lange bestimme Regeln und gewisse Codes, die die Modewelt bestimmt haben. Und es dauert lange, bis sich so etwas ändert. Das ist ähnlich wie in der Politik oder bei Behörden. Ich bin sehr glücklich darüber, dass die Menschen heute offener sind, denn ich glaube, es gibt viele, die sich darüber freuen, dass Menschen so unterschiedlich sind.»

«Enfant terrible» der Modeszene

Der französische Designer Jean Paul Gaultier prägte ganze Modejahrzehnte, galt wegen seiner provokanten, manchmal sogar skandalösen Entwürfe lange als «enfant terrible». Vor zwei Jahren verabschiedete sich der heute 70-Jährige, dessen Name auch zu einer Parfümmarke geworden ist, mit einer grossen Haute-Couture-Show vom Laufsteg – aber nicht komplett aus der Modewelt. Im vergangenen Jahr trat er beispielsweise als Gastjuror in Heidi Klums Castingshow «Germany's Next Topmodel» auf – und sorgte mit seinen Designs einmal mehr für Aufsehen, weil er die Nachwuchsmodels in knappe Lederoutfits steckte.

Im kommenden Jahr kommt Gaultiers «Fashion Freak Show» über seine fünf Jahrzehnte im Modezirkus erstmals nach Deutschland, ist vom 20. bis zum 27. Juli in der Münchner Isar-Philharmonie zu sehen. «Meine Fashion Freak Show zeigt vor allem: Wir sind alle Freaks und wir sind alle wunderschöne Freaks», sagte Gaultier. «Schönheit ist überall und kommt in allen Formen: unterschiedliche Geschlechter, unterschiedliche Körper, unterschiedliche Ästhetiken.»

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