Johnny Depp gegen Amber Heard: Gibt es nur Verlierer?
Eigentlich klagt Johnny Depp gegen einen britischen Verlag. Aber der Prozess entwickelt sich zur Schlammschlacht eines längst geschiedenen Paares - zwischen Depp und seiner Schauspielerkollegin Amber Heard.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schlammschlacht von Johnny Depp und Amber Heard vor Gericht in London ist zu Ende.
- Eine Entscheidung über die Klage gegen «The Sun» wird wohl erst im September fallen.
- Schon jetzt ist klar: Depp und Heard gehören zu den Verliereren.
Rosenkrieg vor Gericht: Selten hat Grossbritannien eine solche Schlammschlacht von Prominenten erlebt: US-Schauspieler Johnny Depp und Amber Heard geben sich vor Gericht mächtig aufs Dach.
Drogen, Alkoholmissbrauch, eine abgetrennte Fingerkuppe, Fäkalien im Bett und Gewaltvorwürfe: Wochenlang zeichneten Depp (57) und seine 23 Jahre jüngere Ex-Ehefrau das Bild einer zutiefst zerstörerischen Beziehung.
Die Kernfrage lautete: Ist Johnny Depp («Fluch der Karibik») ein Frauenschläger? Auch am Dienstag, dem letzten Tag, ging es im Gericht hoch her. Das Urteil wird erst in einigen Wochen verkündet.
Viele Fans für Johnny Depp
Zum letzten Prozesstag waren viele Fans vor dem High Court in London versammelt. Sie hatten Blumen dabei und riefen Depp aufmunternd zu: «Wir lieben dich!» oder «Gerechtigkeit für Johnny». Heard erschien im schwarzen Kleid und händchenhaltend mit ihrer Partnerin Bianca Butti zum Prozess.
Seit 7. Juli hatten sich beide Seiten dort mit Vorwürfen überzogen. Depps Anwalt nannte Heard zum Abschluss sogar eine «zwanghafte Lügnerin». Nie in seinem Leben habe ihr Ex-Ehemann eine Frau geschlagen.
In ihrer Stellungnahme sagte Heard hingegen: «Es war unglaublich schmerzhaft, die Trennung meiner Beziehung noch einmal zu erleben ... und die traumatischsten und intimsten Details meines Lebens mit Johnny vor Gericht zu teilen.»
Klage gegen «The Sun»
Johnny Depp klagt eigentlich gegen den Verlag der britischen Boulevardzeitung «The Sun» wegen eines Artikels. Dort wurde behauptet, er habe Heard körperlich misshandelt.
Die Schauspielerin sagte vor Gericht aus, sie habe Todesangst vor ihm gehabt: «Er hat mir viele Male explizit damit gedroht, mich zu töten.» Heard präsentierte Fotos, die angeblich von Johnny Depp verursachte Flecken zeigen.
Er habe sie oft angeschrien, getreten, sogar gewürgt. Sie warf ihrem Ex-Mann auch vor, «sehr gut im Manipulieren von Leuten» zu sein. Für sein Fehlverhalten habe er ein «Monster» verantwortlich gemacht.
Doch Depp drehte im Prozess den Spiess um: Er beschuldigte seine Ex-Ehefrau, selbst gewalttätig gewesen zu sein. So habe sie zum Beispiel in einem der vielen Streits eine Flasche auf ihn geworfen. Dabei soll sie einen Teil seines Fingers abgetrennt haben.
Mit dem Blut habe er dann einen Spiegel bemalt. Die Beziehung zu Heard («Zombieland») sei «kompliziert» gewesen, niemals habe er ihr aber Gewalt angetan.
Ex-Partnerinnen unterstützen Depp
Unterstützung bekam Depp in schriftlichen Aussagen von prominenten Ex-Partnerinnen. US-Schauspielerin Winona Ryder (48) sagte, sie habe Depp während ihrer vierjährigen Beziehung nur als «wirklich guten Mann» kennengelernt.
Niemals sei er gewalttätig oder ausfällig gegenüber irgendjemandem gewesen. Auch die französische Sängerin Vanessa Paradis (47 äusserte sich positiv: Sie habe ihn als «freundlich, aufmerksam, grosszügig und nicht gewalttätig» erlebt. Mit Paradis war Depp 14 Jahre lang zusammen und hat zwei erwachsene Kinder.
Depp zählt zu den bestbezahlten Schauspielern Hollywoods. Er und Heard hatten sich bei den Dreharbeiten zum Film «The Rum Diary» kennengelernt. Im Jahr 2015 heirateten sie. Sie trennten sich aber bereits 2016 nach nur 15 Monaten Ehe wieder.
Völlig unstrittig war im Prozess: Depp litt immer wieder unter seiner Drogen- und Alkoholsucht. Auch er selbst räumte das ein. War er im Rausch gewalttätig gegenüber seiner Ex-Ehefrau? Oder spielt Heard ein böses Spiel, um als Schauspielerin mit Blick auf ihre Karriere mehr Aufmerksamkeit zu bekommen?
Urteil wohl erst im September
Richter Andrew Nicol in London muss nun alle Aussagen genau abwägen und ein Urteil treffen: Das werde aber wohl erst in einigen Wochen, vermutlich im September sein. Das sagte eine Gerichtssprecherin der Deutschen Presse-Agentur.
Es ist nicht die einzige gerichtliches Auseinandersetzung des Paares: Auch in den USA hat Johnny Depp wegen der Gewaltvorwürfe eine Verleumdungsklage eingereicht. Er klagt dort aber direkt gegen seine Ex-Frau. Sie hatte in der «Washington Post» über ihre Gewalterfahrungen berichtet - ohne Depp jedoch beim Namen zu nennen.
Egal, wie der Prozess in London ausgeht: Kommentatoren meinen, dass beide schon jetzt die Verlierer seien. Als zu heftig werden die gegenseitigen Vorwürfe und Einblicke ins Privatleben gewertet. Einen Gewinner in dem international vielbeachteten Prozess dürfte es dennoch geben - unabhängig vom Urteilsspruch: die «Sun».