Leslie Mandoki geht mit den «Soulmates» auf Tour
Mit einem Doppelalbum und vier Konzerten melden sich Leslie Mandoki und seine Allstar-Band Soulmates zurück. Studiobesuch bei einem Mann mit exzellenten Verbindungen im deutschen Musikgeschäft.
Das Wichtigste in Kürze
- Was Kochen mit Rockmusik zu tun hat? Ganz einfach: «Der wahre Rock 'n' Roll findet in der Küche statt.
Im Studio muss alles zeitlich genau passen, und so ist es auch in einer guten Küche», sagt Leslie Mandoki. Der Mann muss es wissen, steht er doch mit Stars wie Al Di Meola und Till Brönner im Studio - und in der Küche.
Berühmt ist der Produzent Mandoki für seine exzellenten Verbindungen im deutschen Musikgeschäft. Seit 1991 arbeitet das einstige Mitglied der von Ralph Siegel ins Leben gerufenen Disco-Show-Truppe Dschinghis Khan mit den ganz Grossen.
Angefangen hat es mit dem (2014 gestorbenen) Cream-Bassisten Jack Bruce, dem Gitarrenvirtuosen Di Meola und Jethro-Tull-Chef Ian Anderson. Dazu gesellten sich unter anderem Ikonen wie Soul-Queen Chaka Khan, die Trompeter Randy Brecker und Till Brönner, Toto-Sänger Bobby Kimball, John Helliwell von Supertramp und natürlich Mandokis Nachbar Peter Maffay. Der Name der Allstar-Band ist Programm: Soulmates - also Seelenverwandte.
In seinem Studio im beschaulichen Tutzing am Starnberger See empfängt Mandoki ganz leger in Turnschuhen und Lederjacke. Der 66-Jährige ist gleichermassen Profi wie zuvorkommender Gastgeber. Für die Foto- und Videoaufnahmen der Deutschen Presse-Agentur setzt er sich bereitwillig ans Schlagzeug, ans Mischpult, geht Treppen rauf und runter - und gibt dann noch ein ausführliches Interview.
Er könnte es auch anders machen, mit weniger Zeitaufwand. Denn Mandoki zieht es wieder auf die grossen Bühnen. Sein letzter Konzerttermin war im Januar 2018 im ausverkauften Beacon Theatre in New York. Hier hat Martin Scorsese den Konzertfilm «Shine a light» mit den Rolling Stones gedreht. Ende Oktober startet nun die nächste Tour der Soulmates in Hamburg - sie endet am 9. November, dem Tag des Mauerfalls, in Berlin.
Für Mandoki ein ganz besonderes Datum: «Ich als gebürtiger Budapester Bub bin natürlich sehr glücklich darüber, dass die Ungarn den ersten Stein aus der Berliner Mauer geschlagen haben. Und als Deutscher bin ich unfassbar dankbar, dass die Mauer ohne einen einzigen Schuss und völlig friedlich fiel.»
Für sein aktuelles Projekt geht er nicht zuletzt ein finanzielles Risiko ein. In Zeiten von Streaming und kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspannen für Musik veröffentlicht Mandoki ein Doppelalbum in einem Genre, das viele Jugendliche nur noch aus Erzählungen ihrer Eltern kennen dürften: Progressive Rock. Und nicht nur das: Auf der zweiten Hälfte der Platte verarbeitet er Motive des ungarischen Komponisten Béla Bartók.
Die Motivation für «Living In The Gap/Hungarian Pictures» zieht Mandoki unter anderem aus den «Fridays for Future»-Demonstrationen. Er kritisiert Filterblasen und Kommunikationsunfähigkeit - sein Lieblingsbegriff ist die «Wagenburg der Narrative», aus der man sich befreien müsse. Die vier «Albumvorstellungskonzerte», wie er sie nennt, hat er mit seiner Firma diesmal auf eigene Faust organisiert.
Dabei geizt der 66-Jährige nicht mit Selbstkritik. «Wir leben in Wohlstand und der längsten Friedensperiode der europäischen Geschichte, aber wir haben als Generation auch in vielen Fällen versagt.» Ob er die Jugend mit seiner Musik noch erreicht? «Es ist eine sehr hochmütige Einstellung, zu behaupten, dass die junge Generation nur ein Aufmerksamkeitsfenster von 30 Sekunden hätte. Das hat man gesagt, bevor Rezo kam und Millionen junge Menschen knapp eine Stunde lang zugehört haben.»
Apropos Rezo: Mandoki macht keinen Hehl aus seiner politischen Einstellung, er schrieb Songs für die CDU und kandidierte für die CSU im Landtagswahlkampf 2013. Er verteidigt den umstrittenen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und schimpft auf EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Er kritisiert aber auch den CDU-Mann Friedrich Merz, verurteilt «Finanzspekulanten» und «Kasinokapitalismus». «Viktor Orbán ist hochgebildet, man kann mit ihm gleichermassen über Kant und Deep Purple und auch kontrovers diskutieren. Für mich als Künstler ist es ein Bedürfnis, dort Brücken zu bauen, wo Risse entstanden sind.»
Mandokis eigene Geschichte wurde schon so oft erzählt, dass sie längst eine Art europäische «American Dream»-Variante ist. Nach der Flucht aus Ungarn 1975 hat er sich sein Produzenten-Knowhow quasi ersessen. Als Studiomusiker in München ging er nicht wie die Kollegen nach getaner Arbeit feiern, sondern schlug sich die Nächte mit den Technikern um die Ohren. Die Zeit mit Dschinghis Khan und Touren bis nach Japan und Australien haben ihm die Welt erschlossen.
Die Frage, ob es noch jemanden gibt, mit dem er gerne zusammenarbeiten würde, beantwortet Mandoki mit einem lakonischen «Dann rufe ich ihn an». Nach gut drei gemeinsamen Stunden lädt er zum Mittagessen ein. Kurz vorher hat er begeistert davon erzählt, wie er nach den Aufnahme-Sessions mit «seinen» Stars kocht. Ob nun Al Di Meola oder Till Brönner die bessere Pasta macht? Das immerhin bleibt sein Geheimnis.
Konzerttermine: 31.10. Hamburg, Laeiszhalle, 07.11. München, Circus Krone, 08.11. Dortmund, Konzerthaus, 09.11. Berlin, Konzerthaus