Mit dem Wolf leben - Hannes Jaenicke in ZDF-Doku
Kommt der Wolf dem Menschen zu nah? Diese Frage versucht Hannes Jaenicke in einer sehenswerten Doku zu beantworten. Dafür trifft er Befürworter und Gegner der Wiederansiedlung des Wolfes.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit seiner Doku-Reihe «Im Einsatz für ...» widmet sich Hannes Jaenicke Tieren, die vom Aussterben bedroht sind.
Für die zwölfte Folge hat sich der als Naturfreund bekannte Schauspieler ein Tier ausgesucht, das zwar auch bedroht ist, sich in Deutschland aber stetig vermehrt: der Wolf.
Kaum ein Lebewesen polarisiert so sehr. Für die Sendung «Im Einsatz für den Wolf» - zu sehen am Dienstag (22.15 Uhr) im ZDF - besucht Jaenicke Regionen, in denen Wölfe leben. Er trifft Forscher, Befürworter und Gegner des streng geschützten Wildtieres und fragt: «Schiessen oder schützen?»
Seit 20 Jahren leben hierzulande wieder Wölfe. Im Monitoringjahr 2019/2020 waren es nach Behördenangaben 128 Rudel, 36 Paare und neun sesshafte Einzelgänger. Angriffe auf Menschen gab es in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland nicht, auf Nutztiere hingegen schon. 2019 wurden 850 Fälle bekannt, heisst es in der Doku. «Der Wolf ist eine Herausforderung», sagt Jaenicke. «Er ist eine Chance, unser Verhältnis zur Natur zu überdenken.»
Im still gelegten Tagebau Spreetal in der sächsischen Lausitz trifft er Naturführer, die Besucher über Wölfe informieren. In der Region siedelte sich vor 20 Jahren erstmals wieder ein Wolfsrudel an, nachdem die Tiere zuvor rund 150 Jahre lang aus Deutschland verschwunden waren. «Ihre Rückkehr ist eine Erfolgsgeschichte für den Artenschutz», so Jaenicke. Manche Landwirte und Jäger wünschen sich dagegen weniger Schutz für den Wolf.
In Garmisch-Partenkirchen in den bayerischen Alpen trifft der Schauspieler einen Nutztierhalter, dessen Herde von einem durchwandernden Wolf attackiert wurde. Würde sich in der Region ein Wolfsrudel ansiedeln, sagt der Schafhalter, könnte er auf der betreffenden Wiese keine Tiere mehr halten. In dem bergigen Gelände wäre es zu aufwendig, die Wiese abzusichern. Eine weitere Schafszüchterin fürchtet um ihre Tiere und fordert den Abschuss von Wölfen. Einen Herdenschutzhund wolle sie sich nicht zulegen, sagt sie. Denn der könnte möglicherweise Hunde von Wanderern angreifen.
In Tirol begleitet Jaenicke einen Schäfer, der es durchaus für machbar hält, auch im abschüssigen Gelände Herden zu sichern. Noch gibt es dort keine Wölfe, aber der Schäfer will vorbereitet sein. «Wenn ich meine Schafe heute nicht schütze und der Gefahr aussetze, dass ich Übergriffe habe, dann darf ich nicht dem Wolf die Schuld geben», sagt der Mann. Der Wolf suche sich das, was er am einfachsten erbeuten könne - und das seien ungeschützte Schafe.
Deutschlands wohl prominentester Förster, Peter Wohlleben, spricht in der Doku von Doppelmoral, wenn es um die Jagd geschützter Tiere geht. Elefanten in Botsuana zum Beispiel trampelten den Bauern die Felder platt. «Und trotzdem würde jeder sagen: "Hey, hör mal, ihr könnt doch keine Elefanten schiessen".» Wenn Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen wolle, dann müsse der Wolf konsequent geschützt werden. Jäger sehen das anders. Der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbands, Torsten Reinwald, spricht sich für die sogenannte Bestandsregulierung von Wölfen aus.
Wie das Miteinander von Wolf und Mensch gelingen kann, sieht sich Jaenicke in Nachbarländern an, wo die Tiere nie weg gewesen waren. In den italienischen Abruzzen und in den Karpatenregionen Rumäniens zeigt sich, dass ein konfliktfreies Zusammenleben durchaus möglich ist - auch wenn die Anwesenheit von Wölfen für die Weidetierhalter mehr Arbeit bedeutet. Jaenicke jedenfalls ist überzeugt davon, dass auch in Deutschland Platz für den Wolf sein kann.