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Musiker in Not: Wohnzimmerkonzerte statt Tournee

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Deutschland,

Die Corona-Epidemie trifft auch die Musikszene hart. Konzerte werden verschoben, ganze Tourneen abgesagt. Die einen kämpfen um ihre Existenz. Andere nutzen die Auszeit für Kreatives.

Sasha: «Viele sind am Rande ihrer Existenz.». Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa
Sasha: «Viele sind am Rande ihrer Existenz.». Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • «Egal was kommt, es wird gut, sowieso.» Textzeilen wie diese von Sänger Mark Forster stehen für eine lebensfrohe, gut gelaunte Popwelt.

Doch die Corona-Epidemie liess Musiker hierzulande zunächst verstummen - und eben nichts Gutes ahnen. Konzerte mussten und müssen verschoben oder komplett abgeblasen werden. Viele in der Musikwelt fürchten um ihre Existenz.

«Es ist Wahnsinn, was hier gerade abgeht», sagt Popsänger Sasha (48) im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der Musiker musste seine fürs Frühjahr geplante «Schlüsselkind»-Tour komplett absagen. Neue Termine im Herbst habe er nicht gefunden, schliesslich verschieben unzählige Künstler derzeit ihre Gigs. Ausserdem: Wer kann schon sagen, ob dann wieder gespielt werden kann?

«Es trifft ja nicht nur mich und die Kollegen, sondern vor allem Techniker, Musiker, kleine Künstleragenturen oder Gastronomen», sagt Sasha, der 1972 im westfälischen Soest als Sascha Schmitz geboren wurde. «Wir müssen irgendwie zusehen, wie wir eine Lösung finden, um allen das Leben weiterhin zu erleichtern und überhaupt möglich zu machen.»

Viele stünden am beruflichen Abgrund. «Keine Aufträge mehr zu bekommen, heisst im Zweifel auch, keine Miete mehr zahlen und die Familie nicht ernähren zu können.» Im für Musiker so wichtigen Sommer sind Festivals und Open-Air-Auftritte geplant - noch.

In der heutigen Musikszene, in der die Erlöse durch Plattenverkäufe und Streaminganbieter eher gering sind, hängt ein Grossteil der Einnahmen von Konzerttickets und dem «Merchandising» bei Auftritten ab. Vor allem kleine Independent-Bands leben von Konzerten. «Uns betrifft die Situation direkt auch finanziell», sagt Timothy Lush von der Indieband Kytes. Der Schlagzeuger wäre in einer Zeit ohne Corona mit seinen Kollegen auf «Good Luck»-Tour, die nun verschoben wurde.

«Das heisst: Geld, mit dem wir gerechnet hatten, kommt erstmal nicht. Aber an einer Tour hängen natürlich auch noch viele weitere Ausgaben: Crew, Nightliner, Technik, Plakatierungen und Online-Marketing, welches man leider nicht 'umtauschen' kann.» Die vier Musiker aus München machen es derzeit so wie immer mehr Künstler: Sie streamen von zuhause aus in die Welt. Und hoffen auf Spenden ihrer treuen Fans.

Die Macher der Plattform «dringeblieben.de» veranstalten derzeit regelmässig Events, die eigentlich in gut gefüllten Clubs und Bars stattfinden. Neben Konzerten auch DJ-Sets, Theateraufführungen und sogar Cocktailkurse - Not macht erfinderisch. Internationale Musikgrössen wie Coldplay-Sänger Chris Martin, Gianna Nannini oder John Legend verlagern ihre Konzerte ebenfalls ins heimische Wohnzimmer oder Tonstudio.

Deutsche Popmusiker wie Johannes Oerding, Max Giesinger, Lotte und Nico Santos ziehen nach. Am Sonntag melden sich insgesamt sieben Künstler aus der selbst auferlegten Corona-Quarantäne zum «Wir bleiben zuhause»-Festival. Fans können per Instagram-Livestream dabei sein - sofern die Internetverbindung mitspielt.

Musiker, die sonst von Auftritt zu Auftritt hetzen, versuchen also auch in der Corona-bedingten Entschleunigung kreativ zu sein. Viele dürften derzeit auf dem heimischen Sofa sitzen und an Songtexten feilen - über Ruhe, Einsamkeit und Enthaltung.

«Mit ein wenig Glück werden wir dann, wenn alles überstanden ist, ein Gros an neuer Musik erleben von Künstlern, die in der Zeit fleissig waren», vermutet der Berliner Elektroproduzent und Sänger Fritz Kalkbrenner. «Und das wäre doch sehr wünschenswert.» Und Mark Forster hätte am Ende doch Recht mit seinem Heile-Welt-Szenario: «Egal was kommt, es wird gut, sowieso.»

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