Neuer Film von Johnny Depp in Venedig
An den Filmfestspielen in Venedig ist ein Film von Johnny Depp zu sehen. Das Drehbuch zu «Waiting for the Barbarians» stammt von einem Nobellpreisträger.
Das Wichtigste in Kürze
- In Venedig ist ein Film von Johnny Depp zu sehen.
- «Waiting for the Barbarians» handelt von der Konolialisierung.
Auf den ersten Blick spielten Frauen beim Festival nur eine kleinere Rolle. Doch das täuschte. Nun sieht es so aus, als könnten bei der Preisvergabe einige Frauen triumphieren. Und dann sind da noch eine Mafia-Groteske und Roman Polanski.
Im Wettbewerb der Filmfestspiele Venedig waren in den vergangenen Tagen zwar nur zwei Beiträge von Regisseurinnen zu sehen. Dennoch dominierten auch in den anderen Werken häufig Geschichten über unabhängige, starke oder eigenständige Frauen - selbst wenn dabei ein Mann Regie führte. Deswegen deutet vieles darauf hin, dass bei der Preisverleihung an diesem Samstagabend gleich mehrere Frauen im Mittelpunkt stehen werden.
Zu den Favoriten auf den Goldenen Löwen für den besten Film zählt «Ema», ein energiegeladenes Werk über eine junge Frau, die sich nicht um Konventionen schert: Ema macht, was sie will, liebt, wen sie will, und schläft, mit wem sie will. Der chilenische Regisseur Pablo Larraín hat mit Mariana Di Girolamo nicht nur eine herausragende Hauptdarstellerin gefunden, die diese junge Frau eindrucksvoll verkörpert. Er erzählt zugleich vorurteilsfrei von den Erfahrungen dieser modernen Heldin und ihrer Beziehung zu einem Tanzchoreographen.
«Babyteeth» handelt von einer kranken Jugendlichen
Möglicherweise zeichnet die Jury mit der argentinischen Filmemacherin Lucrecia Martel als Präsidentin auch die Werke der beiden Regisseurinnen im Wettbewerb aus. Immerhin legte die Australierin Shannon Murphy mit ihrem Debüt «Babyteeth» ein eigenwilliges Drama um eine krebskranke Jugendliche vor, während Haifaa Al Mansour in der deutschen Koproduktion «The Perfect Candidate» den Kampf der Frauen in Saudi-Arabien um mehr Gleichberechtigung beleuchtete.
Darüber hinaus gab es in diesem Jahrgang gleich mehrere Beiträge, die das kunstvolle und experimentierfreudige Kino feiern - auch sie könnten am Ende mit einem Preis geehrt werden. Der in Hongkong lebende Yonfan stach dabei mit seinem filigran gezeichneten Animationswerk «No. 7 Cherry Lane» besonders hervor, in dem er von der Liebe zwischen einem jungen Studenten und einer älteren Frau erzählt. Roy Andersson, der schon für «Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach» den Goldenen Löwen gewann, blickte hingegen in «About Endlessness» in die traurigen Seelen der Menschen. Das tat er einmal mehr in streng durchkomponierten Bildern und auf lakonisch-melancholische Weise.
Neuer Film von Johnny Depp
Mutig war zudem Franco Maresco, der in seiner erst am Freitag gezeigten Dokumentation «The Mafia Is No Longer What It Used to Be» den Umgang mit der Mafia bis heute sezierte und das als überdrehte Groteske inszenierte. Vielleicht kann er das Löwenrennen auf den letzten Metern noch für sich entscheiden - anders als «Waiting for the Barbarians», das mit einem Drehbuch von Nobelpreisträger J. M. Coetzee und Johnny Depp in einer der Hauptrollen zwar mit einigen prominenten Namen aufwartete, letztendlich aber mit einer zu bemühten Geschichte um Kolonialisierung enttäuschte.
Zu den Favoriten zählen dafür noch andere Namen aus Hollywood, punktete das Festival dieses Mal doch auch mit jeder Menge Stars: Joaquin Phoenix begeisterte in der Rolle als tieftrauriger und extrem gestörter «Joker» und Noah Baumbach schickte Scarlett Johansson und Adam Driver in «Marriage Story» durch einen bitterbösen Scheidungskrieg - gerade Driver («Star Wars») ist für Phoenix eine starke Konkurrenz um den Preis als bester Darsteller.
Spannend wird ausserdem, wie Lucrecia Martel und die anderen Jurymitglieder mit Roman Polanski umgehen. Martel hatte zu Festivalbeginn ausführlich erläutert, warum die Einladung des Regisseurs, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird, für sie so schwierig ist. Doch der 86-jährige Oscargewinner bewies mit «J'accuse», warum er zu den grössten Regisseuren seiner Generation zählt: Das Drama um die Dreyfus-Affäre und einen politischen Justizskandal in Frankreich erzählt er atmosphärisch und mit einem guten Gespür für subtile Spannung. Eigentlich müsste es auch für dieses Werk eine Auszeichnung geben.