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Neuer «Joker» glänzt wegen Lady Gaga und Joaquin Phoenix

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Der zweite Teil von «Joker» versucht es mit einem überraschenden Format: als eine Art Musical. Die Hauptrolle neben Joaquin Phoenix hat Lady Gaga übernommen.

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Joaquin Phoenix und Lady Gaga bei der Premiere von «Joker: Folie à Deux» in London. EPA/ANDY RAIN - keystone

Der erste Teil brachte Joaquin Phoenix den Oscar ein. Mit Lady Gaga entwickelt sich die Fortsetzung «Joker: Folie à Deux» zu einer Art Musical. Doch der Film ist deutlich weniger spektakulär als sein Vorgänger. Sehenswert ist er wegen der Hauptdarstellerin und des Hauptdarstellers.

Vielleicht gibt es kein eindringlicheres Film-Lachen als das von Joaquin Phoenix in «Joker». In diesem beängstigenden Lachen, das eigentlich ein Weinen ist, zeigt sich Phoenix' ganze Schauspielkunst. Der 49-Jährige gewann dafür einen Oscar, und Todd Phillips' Drama von 2019 gilt vielen heute als Kultfilm.

«Joker» wurde dafür gepriesen, mehr zu sein als eine Comic-Verfilmung. Viele Filmfans waren von dieser Mischung aus psychologischem Drama, Gesellschaftskritik und düsterer Ästhetik begeistert. Über eine Milliarde Dollar hat der Film laut Box Office Mojo eingespielt. Wie soll eine Fortsetzung das toppen?

«Joker: Folie à Deux» versucht es mit einem überraschenden Format: als eine Art Musical. Die zweite Hauptrolle hat Lady Gaga übernommen. Dem Filmteam gelingt so zumindest schon einmal, keinen Abklatsch von Teil eins zu machen. Ansonsten dürfte der Film vor allem Fans von Lady Gaga und Phoenix gefallen.

Gaga und Phoenix performen zahlreiche musikalische Einlagen

Alleine dafür, Phoenix zuzuschauen, lohnt sich der Film. Wieder spielt er den Joker – mit bürgerlichem Namen Arthur Fleck – völlig einnehmend: ein psychisch kranker, gesellschaftlich isolierter Mann, der in den Wahnsinn abdriftet.

Fleck sitzt nach den Morden, die er in Teil eins begangen hat, in der forensischen Psychiatrie Arkham. Während er auf seinen Prozess wartet, lernt er seine grosse Liebe kennen – verkörpert von Lady Gaga, die eine Variante der Comicfigur Harley Quinn namens Lee spielt.

Während Fleck mit den zwei Seiten seiner Persönlichkeit – als gewalttätiger Joker und als traumatisierter Arthur – kämpft, entdeckt er an der Seite von Lee seine musikalische Seite. In «Joker: Folie à Deux» performen Gaga und Phoenix zahlreiche musikalische Einlagen, einige davon 1960er-Jahre-Big-Band-Songs.

Lady Gaga habe von Anfang an gesagt, die beiden müssten beim Dreh live singen, sagte Phoenix beim Filmfest Venedig, wo er die Musikerin bei ihrem bürgerlichen Vornamen Stefani nannte. «Ich habe entgegnet: »Nein, werden wir nicht! Du kannst live singen, wenn du willst. Aber ich nicht.« Und schliesslich haben wir es doch getan. Es war der einzige Weg.»

Gaga ergänzte: «Wir haben sehr hart an der Art und Weise gearbeitet, wie wir gesungen haben. Für mich ging es vor allem darum, Technik zu verlernen und zu vergessen, wie man atmet, und zuzulassen, dass der Song komplett aus der Figur herauskommt.» Die 38-Jährige selbst erkennt in «Joker: Folie à Deux» übrigens nicht unbedingt ein Musical, wie sie in Venedig sagte.

Todesstrafe für Fleck gefordert

Musik zieht sich jedenfalls durch den Film. Die Duette zwischen Joker und Harley Quinn finden dabei nur in der Fantasie des Protagonisten statt. 60er-Jahre-Klassiker wie das gefühlvolle «What the World Needs Now Is Love» von Burt Bacharach stehen in Kontrast zur finsteren Atmosphäre in Gotham City. «Das Ganze sollte sich anfühlen wie Musik, die Arthur vielleicht mit seiner Mutter gehört hat, als er jünger war, Musik, die sie für ihn gespielt hat», sagte Regisseur Phillips.

Einen grossen Teil des Films nimmt neben der Musik der Prozess gegen Fleck ein. Während seine Anwältin hofft, dass ihr Mandant wegen einer psychischen Krankheit als unschuldig eingestuft wird, fordert die Anklage die Todesstrafe. Je mehr Zeit Arthur mit der manipulativen Lee verbringt, desto mehr kommt seine Joker-Persönlichkeit wieder zum Vorschein.

Doch am Ende erfährt das Publikum in «Joker: Folie à Deux» nicht viel Neues. Die wuchtigen Momente, die den ersten «Joker» auszeichneten, fehlen. Der Film ist deutlich weniger spektakulär als sein Vorgänger. Was nachhallt, sind die Lieder. Und das Spiel zweier herausragender Hauptdarsteller – was auch beim Filmteam Eindruck hinterliess.

Der Schauspieler Harry Lawtey, der ebenfalls in «Joker: Folie à Deux» mitspielt, erzählte neulich dem Magazin «Variety» von der Zusammenarbeit mit Phoenix. Es habe sich angefühlt, wie in einer «Meisterklasse» zu sein, sagte er.

«Ihm dabei zuzusehen, wie er in dieses Lachen verfällt und den Effekt zu sehen, den das auf ihn und seine Aussenwelt hat, hat mich umgehauen», sagte Lawtey. Phoenix habe seine Rolle und das manisch-verzweifelte Lachen seiner Hauptfigur so ernst genommen, dass er nach jeder Szene habe husten müssen.

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