New York, die Fashion Week und der Müll
Mit viel Glamour will sich die New Yorker Fashion Week auch in diesem Frühjahr wieder präsentieren. Aber das Mode-Spektakel hat auch eine Schattenseite: Müll. 180 Millionen Kilogramm Stoff schmeissen allein die New Yorker jedes Jahr weg - eine Frau setzt sich nun dagegen ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die aufeinandergestapelten schwarzen Säcke reichen fast bis zur Decke, daneben stehen silberne Tonnen, aus denen bunte Stoffreste quillen.
Mittendrin steht Jessica Schreiber und schaut zufrieden, denn all diese Stoffreste werden nicht im Mülleimer landen.
Seit rund drei Jahren kämpft die 30-Jährige mit ihrer Firma «FabScrap» in New York gegen Mode-Müll - und die am Mittwoch (6.2.) beginnende Frühjahrsversion der Fashion Week in der Millionenmetropole ist für sie jedes Mal Hauptarbeitszeit.
Allein in New York werden den Behörden zufolge jedes Jahr rund 180 Millionen Kilogramm Kleidungsstücke und Stoffreste weggeschmissen. Und auch wenn sich viele Marken wie etwa H&M, Adidas, Nike oder Eileen Fisher umweltschonenden Zielen verschrieben haben, ist es bis zu deren weltweiter Umsetzung noch ein langer Weg, wie das Experten-Gremium Global Fashion Agenda jüngst bilanzierte.
Schreiber wollte nicht warten. Fünf Jahre lang hatte die junge Frau bei der New Yorker Müllabfuhr gearbeitet und sich dort um das Recycling von Kleidung gekümmert. «Viele Marken kamen zu mir und haben mich gefragt: "Was machen wir mit unseren Stoffresten, also dem, was nicht zu Kleidung verarbeitet worden ist?"», sagt Schreiber. «Ich konnte ihnen da keine gute Antwort drauf geben, also haben wir uns zusammengesetzt und heraus kam die Idee für "FabScrap".»
Inzwischen beschäftigt Schreiber drei Mitarbeiter und mehr als 1200 Freiwillige. Gemeinsam sammeln sie fast 6000 Kilogramm Stoffreste im Monat ein - von rund 220 verschiedenen Herstellern, darunter alles von Designerlabels wie Marc Jacobs bis hin zu kleinen Modefirmen. Die Hersteller bekommen grosse, schwarze Säcke, in die sie die Stoffreste schmeissen und bezahlen Schreiber eine Gebühr fürs Abholen.
Die freiwilligen Mitarbeiter sortieren dann im Hauptquartier der Firme in Brooklyn: Stoffreste, die weniger als 90 Zentimeter lang sind, werden gesammelt, geschreddert und zu Isolierungsmaterial verarbeitet. Alle anderen werden weiterverkauft und wiederverwendet - von Modestudenten oder Bastlern beispielsweise. Die freiwilligen Mitarbeiter dürfen sich ihre Lieblingsstücke aussuchen und umsonst mit nach Hause nehmen.
Bei den Resten sei alles dabei, sagt Schreiber: «Wir bekommen Musselin, Spandex und von einem Haute-Couture-Designer, dessen Namen ich nicht verraten darf, sogar ganz teure Spitze. Da sind Stoffreste von ganz hoher Qualität dabei.» Sie wolle vor allem den Müll in der Mode-Industrie bekämpfen, sagt Schreiber - aber sie sei auch ein selbsternannter «Müll-Streber». Ihr nächstes Ziel: Die Westküste der USA. «Ich habe das Gefühl, dass es dort noch viele andere Müll-Streber gibt.»