Nicht nur Will Smiths Ohrfeige: Die grössten Aufreger der Oscars
Die bald 100 Jahre umfassende Geschichte der Academy Awards hat einige Aufreger zu bieten – nicht nur die Ohrfeige von Will Smith.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 12. März werden zum 95. Mal die Oscars verliehen.
- Letztes Jahr sorgte die Ohrfeige von Will Smith für einen Aufreger.
- Doch es gab noch viel mehr Skandale und Skandälchen in der Geschichte der Academy Awards.
Am 12. März werden zum 95. Mal die Academy Awards – besser bekannt als die Oscars – verliehen. In der Geschichte der renommierten Preisverleihung kam es schon des Öfteren zu absurden oder gar schockierenden Momenten.
Der Ohrfeigen-Ausraster von Will Smith (54) aus dem vergangenen Jahr, der Komiker Chris Rock (58) neben Schmerzen auch reichlich Material für ein Stand-up-Programm bescherte, toppt sie jedoch alle.
Eine schallende Schelle
Der bislang grösste Aufreger in der Historie der Oscars ist zugleich der jüngste: Als Laudator Chris Rock vergangenes Jahr spontan einen mittelmässigen, letztendlich aber recht harmlosen Witz über die Glatze von Jada Pinkett Smith (51) riss, konnte deren Ehemann Will Smith nicht an sich halten.
Bekanntlich stürmte er auf die Bühne und schlug dem Comedian ohne Vorwarnung ins Gesicht. Der Vorfall war derartig unfassbar, dass das Live-Publikum vor Ort und vor den Fernsehgeräten zunächst noch dachte, es handele sich dabei wohl um eine einstudierte Nummer.
Erst als Smith auch noch von seinem Sitz aus in Richtung des perplexen Rock giftete, wurde klar: Hier ist gerade ein Skandal geschehen, der den gesamten Abend, alle Gewinnerinnen und Gewinner für immer überschatten wird.
Der falsche Film gewinnt
Wie gross war die Freude bei den Machern des Musicals «La La Land», als ihr Werk 2017 zum «Besten Film» des Jahres gekürt wurde. Doch noch während sie die Dankesrede auf der Bühne hielten, folgte der bis dahin noch nie dagewesene Schock: Aus Versehen sind zwei Umschläge vertauscht worden.
Nicht «La La Land», sondern das Drama «Moonlight» war der rechtmässige Gewinner. Die Auflösung sorgte für absolutes Entsetzen bei allen Anwesenden im Dolby Theatre. Diese Peinlichkeit war der bis dato grösste Fauxpas in nun fast 100 Jahren Oscars und dürfte dem einen oder anderen Unglücksraben den Job gekostet haben.
Umstrittene Dankesrede
Michael Moore (68) lieferte ohne Zweifel einen der umstrittensten Auftritte der vergangenen Jahre ab.
Als er im März 2003 für seinen Film «Bowling for Columbine» mit dem Oscar für die «Beste Dokumentation» ausgezeichnet wurde, nutzte er seine Dankesrede für die Beschimpfung seines Lieblingsfeindes, dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush (76): «Wir sind gegen diesen Krieg, Mr. Bush. Schämen Sie sich, Mr. Bush. Schämen Sie sich!»
Den Rest dieser Rede anlässlich des damaligen Irak-Kriegs konnten jedoch sowohl Fernsehzuschauer als auch die anwesenden Gäste kaum hören – das Orchester hatte kurz nach Beginn von Moores Ansprache lautstark angefangen zu spielen, um die politische Brandrede zu übertönen.
Adrien Brody knutscht Halle Berry
Einen wahren Gefühlsausbruch dank des Goldjungen leistete sich Schauspieler Adrien Brody (49). Er wurde 2003 in der Kategorie «Bester Hauptdarsteller» für den Film «Der Pianist» ausgezeichnet. Mit damals 29 Jahren ist er bis heute der jüngste Gewinner in dieser Kategorie.
Um seine ganze Begeisterung zu zeigen, war es ihm nicht genug, Laudatorin Halle Berry (56) einfach nur zu umarmen, nein, er fiel ihr stürmisch um den Hals und küsste sie ganz ungeniert auf den Mund. Die völlig überrumpelte Schauspielerin spielte zwar mit, enthüllte Jahre später aber, was ihr wirklich durch den Kopf gegangen ist: «Was zum Teufel geschieht hier gerade?»
Der süsseste «Aufreger»
Viele dürften sich sicher noch an Roberto Benignis (70) Freudentanz erinnern, als er 1998 den Oscar für den «Besten fremdsprachigen Film» – «Ist das Leben nicht schön» – verliehen bekam. Als er als Gewinner verkündet wurde, kletterte Benigni vor Begeisterung auf die Stuhllehnen und musste sich an Steven Spielbergs (76) Schulter festhalten.
Daraufhin hüpfte der Italiener durch den Gang auf die Bühne. Damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen konnte, hatte Oscar-Host Billy Crystal (74) im Folgejahr ein Riesen-Schmetterlingsnetz dabei, um ihn einzufangen.
Aus Versehen geoutet
Da hat sich der «Forrest Gump»-Star wohl vorher nicht genug informiert. Als Tom Hanks (66) 1994 seinen ersten Oscar für den besten Hauptdarsteller im Film «Philadelphia» entgegennahm, bedankte er sich in seiner Rede bei seinem schwulen Oberstufenlehrer. Es gab nur ein Problem: Eben dieser hatte seine Homosexualität bis dahin nicht öffentlich gemacht.
Der Lehrer nahm Hanks das Ausplaudern seines Geheimnisses aber zum Glück nicht übel. Im Gegenteil, er nutzte seine neue Bekanntheit und trat einer Organisation bei, die sich um HIV-infizierte Kinder kümmert. Hanks Fauxpas inspirierte Hollywood wenig später sogar zu dem Film «In & Out» mit Kevin Kline (75).
Flitzer-Alarm
Skandal bei den Oscars 1974: Ein Mann rennt splitterfasernackt hinter Co-Moderator David Niven (1910-1983, «Der Fluch des rosaroten Panthers») über die Bühne und zeigt dabei das Peace-Zeichen. Und das im US-Fernsehen! Eigentlich wollte Niven in dem Moment Elizabeth Taylor (1932-2011) ankündigen, die die Nominierten in der Kategorie «Bester Film» vorstellen sollte.
Der Brite reagierte ziemlich gelassen auf den Vorfall. Während sich das Publikum amüsierte, kommentierte er: «Der Mann bekommt den einzigen Lacher in seinem Leben dafür, dass er sich auszieht und der Welt zeigt, wo er zu kurz gekommen ist.» Wie sich später herausstellte, steckte hinter dem Flitzer-Auftritt der Fotograf und Künstler Robert Opel (1939-1979).
Der Anfang vom Ende
Leinwandlegende Marlon Brando (1924-2004) ging 1973 mit seiner Dankesrede in die Oscar-Geschichte ein, als er für seine unvergessliche Leistung als Vito Corleone in «Der Pate» mit dem begehrten Award ausgezeichnet wurde. Anstatt selbst auf die Bühne zu gehen, schickte er damals eine Vertretung.
Sacheen Littlefeather, angeblich eine Frau vom Stamm der Apachen, schritt zum Rednerpult und gab im Namen Brandos und unter Buh-Rufen des Publikums eine ausführliche Erklärung zur Diskriminierung der amerikanischen Ureinwohner ab.
Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei Littlefeather um die New Yorker Jungschauspielerin Maria Cruz, die mit diesem Auftritt ihre Hollywood-Karriere selbst beendete, bevor sie überhaupt begann.
Die somit übrig gebliebene Oscar-Trophäe steckte übrigens Bond-Darsteller Roger Moore (1927-2017) kurzerhand heimlich ein. Später musste er sie jedoch wieder zurückgeben.