Seit Wochen laufen in Israels Küstenmetropole Tel Aviv die Vorbereitungen auf den ESC. Die Mittelmeerstadt will sich Musikern und Fans von ihrer besten Seite zeigen. Überschattet wird die einwöchige Party jedoch von der jüngsten Gaza-Gewalt.
Die israelische Sängerin Netta Barzilai gewann mit ihrem Song «Toy» den 63. Eurovision Song Contest. Foto: Jörg Carstensen
Die israelische Sängerin Netta Barzilai gewann mit ihrem Song «Toy» den 63. Eurovision Song Contest. Foto: Jörg Carstensen - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Als Partymetropole ist Tel Aviv schon lange bekannt - mit langen Sandstränden, Traumwetter, guter Mittelmeerküche und wildem Nachtleben will die israelische Küstenstadt jetzt auch als ESC-Gastgeber glänzen.
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«Dare to Dream» (zu träumen wagen) lautet nicht umsonst das Motto des Eurovision Song Contest 2019. «Die Eurovision ist eine Gelegenheit für eine unglaubliche weltweite Präsentation», sagte Bürgermeister Ron Chuldai im Vorfeld. Alle seien so aufgeregt, «wie wenn man ein Baby erwartet».

Überschattet wird die Party jedoch vom jüngsten Ausbruch blutiger Gewalt zwischen Israel und den militanten Palästinenserorganisationen im Gazastreifen. Fast 700 Raketen feuerten militante Palästinenser am Wochenende auf israelische Ortschaften, vier Menschen wurden getötet. Bei israelischen Gegenangriffen kamen seit Samstag mehr als 20 Palästinenser ums Leben. Die Hoffnung ist nun, dass eine Waffenruhe beider Seiten Bestand hat, auch mit Blick auf die bevorstehende ESC-Woche.

Der Wettbewerb wird vom 14. bis 18. Mai in der Veranstaltungshalle Expo im Norden Tel Avivs ausgetragen. Israel ist schon zum dritten Mal ESC-Gastgeber, erstmals findet der Wettbewerb aber in Tel Aviv und nicht in Jerusalem statt. Die Popsängerin Netta Barzilai hatte 2018 in Portugal gesiegt und damit den Wettbewerb in ihr Land gebracht. Auch internationale Stars wie Madonna und Gal Gadot sollen in diesem Jahr auftreten.

Künstler aus 41 Ländern singen diesmal beim ESC um die Wette. Zu den Favoriten zählen der niederländische Sänger Duncan Laurence («Arcade») und der Russe Sergey Lazarev («Scream»), der es mit Platz drei beim ESC 2016 in Stockholm schon einmal auf das Siegertreppchen geschafft hat. Das deutsche Duo S!sters, das mit seinem Song «Sister» für mehr Solidarität unter Frauen werben will, wird dagegen bei Wetten eher im unteren Mittelfeld gesehen. Dies gilt auch für den israelischen Kandidaten Kobi Marimi («Home»).

Kandidatin Carlotta Truman aus Hannover tritt mit der 26-jährigen Laurita Spinelli aus Wiesbaden an. Das Duo singt erst am 18. Mai, weil Deutschland als einer der grossen Geldgeber der Eurovision automatisch für das Finale gesetzt ist.

Mit ihren 19 Jahren gehört die blonde Truman zu den jüngsten Teilnehmern des Wettbewerbs. Noch gut einen Monat jünger ist der französische Kandidat Bilal Hassani. Der schwule Sänger, Sohn marokkanischer Eltern, musste sich nach seiner Qualifizierung gegen rassistische und homophobe Angriffe wehren.

Im Vorfeld der Eurovision in Tel Aviv gab es auch Boykottaufrufe wegen Israels Vorgehen in den Palästinensergebieten. Dutzende Kulturschaffende hatten sich im vergangenen Jahr gegen die Ausrichtung des ESC in Israel ausgesprochen.

Im April drückten dann aber mehr als 100 Künstler, darunter Marina Abramovic, Stephen Fry und Sharon Osbourne, ihre Unterstützung des Events in Tel Aviv aus. «Wir sind der Überzeugung, dass verbindende Veranstaltungen wie Gesangswettbewerbe ein wichtiger Faktor in der Überbrückung kultureller Differenzen sind und Menschen verschiedenster Herkunft aufgrund ihrer Liebe zur Musik zueinander finden lassen», hiess es in ihrer gemeinsamen Erklärung.

Der Wettbewerb ist zwar betont unpolitisch. Während der Proben lud das isländische Team den rechtskonservativen israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu jedoch zu einem traditionellen Ringkampf ein - um politische Meinungsverschiedenheiten auszutragen.

Der Ausbau des Veranstaltungszentrums Expo hat rund zwei Millionen Euro gekostet. Die Küstenstadt bietet parallel zum ESC an verschiedenen Orten Veranstaltungen an. In einem ESC-Dorf am Meer wird es etwa Shows israelischer Künstler geben. Auch frühere ESC-Gewinnerin werden auftreten, darunter der österreichische Künstler Tom Neuwirth, bekannt als Conchita Wurst, und die Israelin Dana International. Dort werden auch die Halbfinalshows sowie das Finale auf Leinwänden übertragen.

Im Hafen von Tel Aviv im Norden der Stadt steigen Partys im «Euro Club». Zudem findet das Tel Aviv Eat Festival mit zahlreichen, verschiedenen Gerichten statt und die Tel Aviv White Night, bei der sich stets Kleinkünstler präsentieren und Museen für besondere Shows abends länger öffnen.

Zur Sicherung der Veranstaltungen in Tel Aviv setzt Israel rund 8000 zusätzliche Polizisten ein, wie Sprecher Micky Rosenfeld erklärt. «Tausende Polizisten werden kommen und wir sind bereit, jeglichen Vorfall in Tel Aviv zu verhindern.» Die Polizisten sollten unter anderem am Strand patrouillieren. «Es gibt keine konkrete Warnung, aber wir kennen die Dynamik in dieser Region, und wissen, dass Dinge sich schnell entwickeln können.»

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