«Pate»-Regisseur Francis Ford Coppola wird 85
Der Oscar-Preisträger, der mit der Mafia-Saga «Der Pate» und dem Antikriegsfilm «Apocalypse Now» Filmgeschichte geschrieben hat, wird am Sonntag 85.
In den vergangenen Jahren ist es ruhig geworden um den US-Regisseur und Drehbuchautor Francis Ford Coppola. Sein Einfluss auf Hollywood ist dennoch unbestritten. Schliesslich hat der Oscar-Preisträger mit der Mafia-Saga «Der Pate» und dem Antikriegsfilm «Apocalypse Now» Filmgeschichte geschrieben. Und trotz seines Erfolgs ist Coppola nie bequem geworden, sondern für seine Kunst immer wieder grosse Risiken eingegangen. Am Sonntag wird der Filmemacher 85 Jahre alt.
Mit Kollegen wie Steven Spielberg und Martin Scorsese gehörte Coppola zu den prominentesten Vertretern der «New Hollywood»-Bewegung, die in den 60er- und 70er-Jahren die Filmbranche aufmischten und die kreativen Grenzen der grossen Filmstudios austesteten. Seine Liebe zum Film hatte er schon als Achtjähriger entdeckt, als er wegen Kinderlähmung monatelang im Krankenhaus lag. Er dachte sich Puppentheater aus und experimentierte später mit einer Super-8-Kamera.
Die künstlerische Prägung eines Regiegenies
Zu seinen künstlerischen Ambitionen trug sicher auch sein Elternhaus bei: Sein Vater war der Dirigent und Filmkomponist, Carmine Coppola, und seine Mutter die Schauspielerin, Italia Coppola. Nach seiner Kindheit in Kalifornien und New York studierte Coppola Theaterwissenschaften an der New Yorker Hofstra University und Film an der UCLA in Los Angeles.
Das Regie-Handwerk lernte er bei Roger Corman, der ihm die Chance gab, mit «Dementia 13» seinen ersten Film zu drehen. Der Horrorfilm von 1963 erlangte Kultstatus und brachte ihn ausserdem mit seiner Frau Eleanor zusammen, mit der er bis heute verheiratet ist. Das Paar bekam drei Kinder, darunter die erfolgreiche Filmemacherin Sofia Coppola.
Coppolas Aufstieg und der Triumph von «Der Pate»
Seinen ersten grösseren kommerziellen Erfolg hatte Francis Ford Coppola 1968 mit der Musical-Verfilmung «Der goldene Regenbogen». Um unabhängiger von den aus seiner Sicht zu konservativen grossen Hollywood-Studios zu werden, gründete er 1969 mit dem späteren «Krieg der Sterne»-Regisseur George Lucas eine eigene Produktionsfirma namens American Zoetrope. Im Jahr darauf bekam er für seine Beteiligung am Drehbuch zu dem Weltkriegsfilm «Patton – Rebell in Uniform» seinen ersten Oscar.
Seinen endgültigen Durchbruch feierte Coppola 1972 mit «Der Pate». Dabei war er gar nicht die erste Wahl für das Mafia-Epos. Er bekam den Job erst, nachdem Kollegen wie Sergio Leone das Angebot ausgeschlagen hatten.
Der Kino-Hit machte Schauspieler wie Marlon Brando, Al Pacino und Robert Duvall zu Legenden. «Der Pate» wurde mit drei Oscars ausgezeichnet, unter anderem als bester Film und für das Drehbuch, das Coppola mit dem Autor der Romanvorlage, Mario Puzo, geschrieben hatte. Die Fortsetzung «Der Pate – Teil II» von 1974 wurde sogar mit sechs Oscars ausgezeichnet, unter anderem als bester Film sowie mit zwei Trophäen für Coppola für das beste Drehbuch und die beste Regie.
Die Odyssee von «Apocalypse Now»
In den folgenden Jahren steckte Coppola viel Energie in das schwierigste Projekt seiner Karriere. Mit «Apocalypse Now» verlegte er die Geschichte von Joseph Conrads Roman «Herz der Finsternis» in den Vietnam-Krieg und gewann ausser den «Paten»-Darstellern Brando und Duvall auch Martin Sheen dafür.
Der Dreh entwickelte sich zu einem Höllentrip: Er sprengte den zeitlichen und finanziellen Rahmen, der damals alkoholkranke Sheen attackierte Coppola während eines Szenendrehs und erlitt schliesslich einen Herzanfall und Brando drohte angesichts der auslaugenden Dreharbeiten mit Suizid. Zu allem Überfluss zerstörte auch noch ein Taifun alle Filmkulissen.
«Mein Film handelt nicht von Vietnam, er ist Vietnam», sagte Coppola damals über die Antikriegsstory. Er steckte schliesslich 16 Millionen Dollar seines Privatvermögens in den Film, um ihn 1979 endlich in die Kinos zu bringen. «Apocalypse Now» wurde mit mehreren Oscars, Golden Globes und der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet.
Coppolas kreative Vielfalt und Rückzug in den 2000er-Jahren
Anfang der 80er-Jahre verhalf Coppola mit «Die Outsider» Schauspiel-Newcomern wie Tom Cruise und Patrick Swayze zum Durchbruch. Anfang der 90er gelangen ihm mit «Der Pate III» und dem Horrorfilm «Bram Stoker's Dracula» wieder kommerzielle Erfolge.
In den 2000er-Jahren zog sich Coppola mehrmals für einige Jahre aus dem Filmgeschäft zurück. Mit dem Weinanbau im kalifornischen Napa Valley und mehreren Restaurants und Hotels schuf er sich aber neue Einkommensquellen, die ihm seine künstlerische Unabhängigkeit sichern. Sein bislang letzter Kinofilm war «Twixt» von 2011, eine eigenwillige und skurrile Geschichte über einen verwahrlosten Schriftsteller und ein untotes Mädchen.
Damals sagte Coppola der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», er müsse auf dem Sterbebett keiner ausgelassenen Chance nachweinen. «Das wird mir nicht passieren – ich habe alles getan, was ich tun wollte.» Und so will Coppola Medienberichten zufolge demnächst sein Science-Fiction-Epos «Megalopolis» in die Kinos bringen. Die Arbeit daran hatte er bereits vor vier Jahrzehnten begonnen.