«Megxit» - Rückzug von Meghan und Harry

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Grossbritannien,

Nach dem Brexit ist nun auch der «Megxit» endgültig: Harry und Meghan haben den harten Schnitt von der britischen Krone vollzogen. Sie hinterlassen ein Königshaus, das sich neu finden muss.

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Prinz Harry und Herzogin Meghan ziehen sich zurück. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Man hat sich grösste Mühe gegeben, die Nachricht so unaufgeregt wie möglich aussehen zu lassen: «Ein Statement des Buckingham-Palasts zum Herzog und der Herzogin von Sussex» heisst die unscheinbare Mitteilung, die das Königshaus am Freitag auf Twitter verlinkte.

Doch der Inhalt hat es in sich. Der Tenor: Der «Megxit» ist endgültig vollzogen - Harry und Meghan sind weg, weit weg, und kommen auch nicht wieder.

Die Queen habe nach Gesprächen mit Harry bestätigt, dass es nach dem Rückzug aus der königlichen Familie nicht möglich sei, «die Verantwortung und Pflichten fortzusetzen, die mit einem Leben im Dienste des Volkes» verbunden seien, so die offizielle Erklärung im Wortlaut. Deshalb würden beide auch ihre Schirmherrschaften und militärischen Ehrentitel zurückgeben, die neu in der Familie verteilt werden sollen.

Harry (36) und Meghan (39) hatten sich Anfang des vergangenen Jahres vom Königshaus losgesagt und angekündigt, finanziell unabhängig leben zu wollen. Heute wohnen die beiden mit dem einjährigen Sohn Archie in Kalifornien, produzieren Serien und Podcasts, engagieren sich viel und erwarten ein weiteres Kind. Bald soll ein grosses Interview mit US-Moderatorin Oprah Winfrey veröffentlicht werden.

Von Anfang an war - ähnlich wie beim Brexit - eine einjährige Übergangsphase für den «Megxit» vereinbart worden. Bis dahin sollte in Gesprächen mit Königin Elizabeth II. die zukünftige Rolle des Paares in der Krone geklärt werden. «Obwohl alle traurig über ihre Entscheidung sind, bleiben der Herzog und die Herzogin sehr geliebte Mitglieder der Familie», hielt das Königshaus nun abschliessend fest.

Es dürfte vor allem seine verlorene Rolle im Militär sein, der Prinz Harry besonders nachtrauern wird. Nach seinem jahrelangen Dienst mit Einsätzen in Afghanistan hatte er stets engen Kontakt zur Armee gehalten und auch die «Invictus Games» mit ins Leben gerufen, einen internationalen Sportwettkampf für verwundete und versehrte Soldaten. Doch die neu gewonnene Freiheit hat ihren Preis - so die Botschaft, die der Palast mit seiner klaren Ansage nochmals untermauert.

Überraschend kommt der nun verkündete harte Schnitt nicht. Insider hatten zuvor eine Rückkehr des Paares ins britische Königshaus für fast unmöglich erklärt, nachdem die beiden lukrative Verträge mit den Streaming-Plattformen Netflix und Spotify unterschrieben hatten. Und doch markiert er eine weitere Zäsur in turbulenten Zeiten.

Derzeit sorgen sich die Windsors um die Gesundheit von Prinz Philip, seit mehr als einem halben Jahrhundert feste Stütze der Queen und damit auch der Krone. Am Dienstagabend ist der 99 Jahre alte Gatte der Königin ins Krankenhaus gebracht worden - eine reine Vorsichtsmassnahme und nur zur Beobachtung, wie der Palast schnell betonte. Doch die Entlassung verzögert sich: Der Herzog von Edinburgh werde noch bis in die kommende Woche im Krankenhaus bleiben, berichteten britische Medien am Freitagnachmittag.

Die Queen, Thronfolger Prinz Charles und auch dessen ältester Sohn William samt Gattin Kate bemühten sich in diesen Tagen um «Business as usual» und gute Stimmung: ein Ritterschlag hier, ein Treffen mit medizinischen Beschäftigten dort, keine Krankenhaus-Besuche oder Sorgenfalten.

Dass die Royals nicht unbedingt ihre leichtesten Zeiten durchleben, zeigt sich eher subtil: Den 61. Geburtstag von Skandal-Prinz Andrew bedachte die Königsfamilie öffentlich nicht mit Glückwünschen, sondern einer nüchternen Feststellung: «An diesem Tag im Jahr 1960 hat die Queen einen Sohn zur Welt gebracht, das erste Kind seit 1857, das von einer regierenden Monarchin zur Welt gebracht wurde», hiess es auf dem gleichen Twitter-Account, auf dem das Königshaus wenige Stunden später die «Megxit»-Bombe platzen liess.

Prinz Andrew, das dritte Kind des Königshauses nach Prinz Charles (72) sowie Prinzessin Anne (70) und vor Prinz Edward (56), war wegen seiner Freundschaft zu dem inzwischen gestorbenen Multimillionär Jeffrey Epstein massiv unter Druck geraten. Der vorbestrafte US-Geschäftsmann soll über Jahre hinweg Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben. Eines der Opfer wirft Prinz Andrew vor, er selbst habe sie mehrfach missbraucht. Der Royal bestreitet das. Auch er hat sich inzwischen von seinen offiziellen Aufgaben zurückgezogen - wenn auch aus ganz anderen Gründen als Harry und Meghan.

Auf den verbliebenen Royals, die sich auch im Alltag der Pandemie bemühen, mit tröstendem Lächeln und anteilnehmenden Worten ihr Volk bei Laune zu halten, lastet umso mehr Druck. Herzogin Kate und Eines-fernen-Tages-Thronfolger William sind sichtbar wie selten und werden vom Palast wann immer möglich auf den Präsentierteller manövriert. Dass ihnen dabei die lässige Leichtigkeit, mit der etwa Meghan und Harry vor einigen Tagen per künstlerischem Schwarz-Weiss-Foto ihr zweites Kind ankündigten, manchmal abgeht - geschenkt.

Das nun ganz formell vom Palast geschiedene Paar bekräftigte über einen Sprecher, sein Engagement in Grossbritannien und in aller Welt aufrechterhalten und weiter mit den Organisationen zusammenarbeiten zu wollen. «Wir können alle ein Leben im Dienste der Allgemeinheit leben. Das ist universell», liessen die beiden verkünden. Universell dürfte auch weiterhin die grosse öffentliche Faszination für die vom royalen Pfad abgekommene junge Familie sein, Ehrentitel und zurückgelassenes Königshaus hin oder her. Netflix und Spotify gibt es immerhin auch in good, old Britain - und weit darüber hinaus.

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