Promi-Geburtstag vom 19. September 2020: Karin Baal
Mehr als hundert Filme hat Karin Baal gedreht - vom Nachkriegsklassiker bis zum «Tatort». Dabei erlebte die Schauspielerin viele Höhen und persönliche Tiefen. Jetzt wird sie 80.
Das Wichtigste in Kürze
- Diese Rolle hat ihre Karriere geprägt: Als sie noch Karin Blauermel hiess, bekam Karin Baal einen Part im Film «Die Halbstarken».
Die 15-Jährige aus dem Berliner Arbeiterviertel Wedding, ausgesucht unter 700 Bewerberinnen, stachelt darin ihren Freund Freddy (Horst Buchholz) zu Straftaten an. Der Film beginnt damit, dass Freddy mit seinen Freunden im Hallenbad prüfen will, ob die gestohlenen Armbanduhren wasserdicht sind. Das war 1956.
Für Karin Baal, die heute 80 Jahre alt wird, begann so ihre Karriere im deutschen Film. Das Image der Femme fatale, das auf den «Halbstarken» gründete, ist sie lange nicht losgeworden. Als deutsche Antwort auf Brigitte Bardot wurde sie gefeiert und wie die Französin als blonde Verführerin festgelegt. Der Film über die rebellische Jugend wurde ein Klassiker des deutschen Nachkriegskinos, für Buchholz bedeutete er den Start zu einer Weltkarriere.
Baal drehte danach rund 100 Filme. In «Das Mädchen Rosemarie» (1958) über den wahren Mord an der Prostituierten Rosemarie Nitribitt spielt sie eine Nachtklub-Tänzerin. Als verwahrlostes Mädchen tritt sie in «Der Jugendrichter» (1959) auf, in «Die junge Sünderin» (1960) verführt sie den Vater ihrer besten Freundin. Dann schafft sie den Durchbruch im Charakterfach - etwa in der Satire «Wir Kellerkinder» (1960). Die Filmkritiker wählen sie 1961 zur besten Nachwuchsschauspielerin, später bekommt sie eine Goldene Kamera.
Eine Wendung bekommt ihre Karriere mit dem Neuen Deutschen Film. Für Rainer Werner Fassbinder spielt sie in «Berlin Alexanderplatz», «Lili Marleen» und «Lola» mit, arbeitet mit Reinhard Hauff, Margarethe von Trotta und Wim Wenders zusammen. Daneben spielt sie regelmässig Theater und in TV-Serien. So ist sie in «Liebling Kreuzberg», «Die Schwarzwaldklinik» und «Praxis Bülowbogen» zu sehen.
In Krimis - vom «Tatort» bis zu «Polizeiruf 110» - hat sie ihren festen Platz, allerdings meist in Nebenrollen. Wegen ihrer Herkunft aus Berlin-Wedding sei sie geradezu prädestiniert für «die Asoziale», wie sie einmal sagte - «einen Typ, den sie mir besonders gern geben, weil ich sowas wirklich aus dem Ärmel schüttle. Ich kenne ja das Milieu.»
Und auch in den Klatschspalten ist sie zu finden. Die Mutter von zwei Kindern erlebt immer wieder Krisen und Tiefschläge. Nach einer ersten Ehe trennt sie sich auch vom Schauspieler Helmuth Lohner (1933-2015). Ihr dritter Mann stirbt 1993 an Krebs. Sein Tod stürzt sie für Jahre in Depression und Alkohol. 2000 heiratet sie den von Abschiebung bedrohten, 30 Jahre jüngeren kurdischen Schauspieler Cevdet Celik. Vier Jahre später zerbricht auch diese Beziehung.
Anerkennung bekommt sie aber immer wieder. 2018 wird sie für ihr Lebenswerk mit dem Götz George Preis geehrt. «Ungezähmt. Mein Leben» heisst ihre 2012 erschienene Autobiografie. «Es tut gut zu sehen, dass ich die harten Zeiten überstanden habe, mich nicht habe unterkriegen lassen, im Gegenteil.» In einem Interview sagt sie vor zehn Jahren: «Es war ein schwerer Weg, ein Tal mit viel Tränen.» Zum Geburtstag in diesem Jahr will sich Karin Baal nicht öffentlich äussern.