Santiano seit zehn Jahren erfolgreich

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Deutschland,

Sie singen über Fernweh und Heimat, Freundschaft, Trennung, Mut und Abenteuer. Und das schon seit zehn Jahren äusserst erfolgreich. Mit ihren Seemannsliedern treffen Santiano offensichtlich einen Nerv.

Björn Both
Björn Both (l-r), Hans-Timm Hinrichsen und Axel Stosberg von der Band Santiano werben für ihr Buch. Foto: Christian Charisius/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Fünf nicht mehr ganz junge Herren, die alte Seemannslieder singen: Dass sich damit Charts-Erfolge feiern lassen, hätten die Mitglieder von Santiano anfangs selbst nicht gedacht.

Inzwischen gehört die Band zu den erfolgreichsten der vergangenen Jahrzehnte in Deutschland. Zum zehnjährigen Jubiläum bringt die Gruppe ihr erstes Buch heraus - und veröffentlicht bald ein neues Album in einem Genre, das inzwischen sehr im Trend liegt.

Bereits das erste Album «Bis ans Ende der Welt», das im Februar 2012 erschien, katapultierte die Männer an die Spitze der Charts. Und da landeten bisher alle Alben der Band aus dem Norden. In ihren Songs vermischen Santiano verschiedene Genres - Irish Folk, Pop, Rock und Shantys. Sie singen stimmgewaltig, oft hymnisch. Und treffen mit ihren Liedern einen Nerv. Santiano sind aktuell nicht die einzigen sehr erfolgreichen Seemanns-Barden. Man denke nur an den bahnbrechend erfolgreichen Tik-Tok-Hit «Wellerman» von Nathan Evans. Ein Lied, das wie viele andere Seemannslieder mitreissend und melodisch ist und zum Mitsingen einlädt.

Dabei hatten die Schleswig-Holsteiner Björn Both, Axel Stosberg, Hans-Timm Hinrichsen und Andreas Fahnert sowie der Brite Pete Sage, als sie im eher fortgeschrittenen Musikeralter 2011 zusammenfanden, gar nicht mehr damit gerechnet, jemals grosse Hallen zu füllen. Alle waren schon lange mehr oder weniger erfolgreich in der Branche aktiv, doch der ganz grosse Durchbruch kam erst mit Santiano.

Rund vier Millionen Tonträger hat die Band seit ihrer Gründung im Jahr 2011 verkauft, zahlreiche Preise, Gold-, Platin-, Diamantauszeichnungen eingeheimst. Santiano schaffen es über Generationen hinweg, die Fans zu begeistern, egal ob beim Wacken Open Air oder in eher volkstümlichen Fernsehsendungen.

Zehn Jahre nach der Gründung der Band sitzen drei der Santianos - Both, Stosberg und Hinrichsen - für ein Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in der «Hafenküche», einem Restaurant am Flensburger Hafen. Eine passende Kulisse zur Musik: Nebenan das Schifffahrtsmuseum, gegenüber die Museumswerft und der historische Hafen. Zum Bandgeburtstag hat Santiano einiges vor. Am 3. September erscheint bei Eden Books mit «Die Sehnsucht ist mein Steuermann» ihr offizielles Buch zum Bandjubiläum, Anfang Oktober das neue Album «Wenn die Kälte kommt» und dann soll es 2022 wieder auf Tour gehen.

Nun also ein Buch. «Es gab ja auch Skeptiker unter uns. Braucht die Welt jetzt ein Buch über uns?», sagt Hinrichsen. Aber wenn man sich ein bisschen sortiere, überlege für wen das Buch sei, «dann passt das». Both ergänzt, «die Welt braucht das nicht, aber vielleicht die Fans.»

Wer erwartet hat, in dem Bildband viele Geschichten aus zehn Jahren Santiano zu hören, irrt. «Die zehn Jahre finden gar nicht statt», sagt Both. «Oder nur am Rande.» Stattdessen beschreiben die fünf Santianos jeder für sich - «wer wir sind, wie wir sind und warum wir das tun, was wir tun und eigentlich nicht anders können», zitiert Stosberg einen früheren Ausspruch Boths. Auch die Musiker, die die Band bei ihren Live-Auftritten begleiten, stellen sich vor. Daneben stehen viele Fotos auch aus Kindertagen, norddeutsche Lieblingsrezepte, Abbildungen handgeschriebener Liedtexte, Zeichnungen von Meeresgetier und Segelschiffen.

Wenn man sie auf ihren Erfolg anspricht, wirken die Bandmitglieder trotz aller Abgeklärtheit und Professionalität manchmal immer noch erstaunt. «Du machst schon so lange Musik, bist auf sämtlichen Stadtfesten unterwegs gewesen. Und irgendwann kommt da so eine Idee rein», sagt Hinrichsen. Dann überlege man schon, lasse sich das mit der Familie vereinbaren, dem eigentlichen Job. Man müsse ja auch Geld verdienen. «Das ist so eine Flatterzeit erstmal», sagt Hinrichsen. Er habe gedacht, «im Februar kommt das Album, im April spricht keine Sau mehr drüber. Alles klar, hast wieder Zeit.»

«Wir haben zu dem Zeitpunkt nicht einmal darüber nachgedacht, eine Liveband daraus zu machen. Die erste Zeit passierte ja auch überhaupt nichts und dann ging das Ding durch», sagt Both. Er erzählt, wie es war in der Anfangszeit, als Fernsehauftritte dazu kamen, die Touren immer grösser wurden. «Und wir waren immer ein Stück weit beeindruckt, was wir selbst entfacht haben. Da kamen wir manchmal gar nicht hinterher.»

Und gibt es Santiano auch in zehn Jahren noch? «Zu wünschen ist es», findet Stosberg. «Aber du hast ja gerade sein Alter gehört», sagt er mit Blick auf den 56-jährigen Both. «Und unser Ältester ist 72. Der wäre dann 82. Das hätte also nichts mit dem Alter der Band zu tun, sondern mit dem Alter der Bandmitglieder, wenn wir sagen, das weiss keiner.»

- Santiano, Die Sehnsucht ist mein Steuermann, Eden Books, Berlin, 240 Seiten, 28 Euro, ISBN 978-3-95910-291-9

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