«1Live Krone»: «Party, was ist das?»
Dem Corona-Blues zum Trotz zeichnete der WDR-Radiosender 1Live beliebte Musiker aus. Es gab zwar keine Gala, aber trotzdem viele Live-Acts. Ältere und neue Sterne am Pophimmel gewannen die Kronen.
Das Wichtigste in Kürze
- Menschen auf Abstand, Greenscreen und Auftritte ohne Applaus: Der WDR-Radiosender 1Live hat Musiker und Entertainer mit begehrten «1Live Krone»-Preisen ausgezeichnet.
Die gebeutelte Kulturbranche feierte sich damit am Samstag nach einem schweren Jahr selbst.
Mit Live-Auftritten, Videobotschaften und Interaktionen mit den Fans in den sozialen Netzwerken wurde trotz der coronabedingten Hygienemassnahmen versucht, Nähe zu schaffen. Die Preisverleihung fand dieses Jahr ohne Gala statt, wurde stattdessen live im Radio und im Internet-Stream aus zuschauerlosen Hallen übertragen.
Sichtlich nervös war die Popsängerin LEA bei ihrer Dankesrede. Sie wurde zur diesjährigen besten Künstlerin gekürt. «Ich hab' mit nichts gerechnet», sagte die Preisträgerin. Streamingzahlen seien ihr egal. Sie habe nur Interesse daran, gute Musik zu machen.
Allroundtalent Fynn Kliemann wurde von den Fans zum besten Künstler gewählt. Er bedankte sich per Video aus seiner Werkstatt. Bester Künstler - «dass ich das bin, von all den Menschen da draussen, ist einfach krass», so der 32-Jährige.
Begrüssungen in Corona-Zeiten können gefährlich sein. Trotzdem will man den Kollegen nach langer Zeit auch mal umarmen. Ihre Chance witterte Moderatorin Tina Middendorf. Ihr Kollege Daniel Danger spazierte von oben bis unten in einen blauen Schutzanzug eingepackt ins Studio. Also sprang sie ihm kurzerhand in die Arme.
Mit dem Sieg in der Kategorie «Beste Single» geriet Mark Forster («Übermorgen») in eine Zwickmühle. Vorab hatten die ebenfalls nominierten Vize & Tom Gregory angekündigt, im Falle ihres Siegs die Krone an Konkurrentin Zoe Wees abzugeben. Forster, der seinen Preis nun nicht an Wees abgeben wollte, entschied sich für den Kompromiss: Er kündigte an, Zoe Wees seine Krone auch mal halten zu lassen.
Die Dancehall-und Reggaeband Seeed («Dickes B») bedankte sich aus dem Home-Office. Leadsänger Peter Fox (49) hielt eine Ansprache im Stil eines Präsidenten. Darin bedankte er sich bei den Rundfunkanstalten dafür, dass sie die Musik von Seeed aus Berlin auch «bis in den Kreis Lippe» übertragen. Die Gruppe gewann die Auszeichnung als beste Band. Als «Bester Hip-Hop-Act» ging Rapper Kontra K aus der Show hervor.
Nach Angaben von 1Live hatten Fans innerhalb von zehn Tagen rund eine Million Stimmen abgegeben, um die Sieger der jeweiligen Kategorien zu küren. Vorab hatte die Redaktion entschieden, dass die sogenannte Comedy-Krone an den Podcast «Gemischtes Hack» von Comedian Felix Lobrecht und Autor Tommi Schmitt geht. Der Podcast gilt als einer der populärsten in Deutschland und wurde zuletzt auch mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet.
Auch ernstere Töne wurden während der traditionell lockeren und jugendlichen Veranstaltung angeschlagen. Etliche Künstler und Veranstalter meldeten sich zu Wort und erzählten, wie schwer es ihnen in der Corona-Zeit gehe. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) diskutierte mit Vertretern der Branche. Über das Thema Rassismus unterhielten sich Teilnehmer einer Gesprächsrunde am Beispiel der Black-Lives-Matter-Bewegung.
Zum besten Newcomer wurde die Band Provinz auserkoren. Der Moderator Andreas Bursche hatte eine coronabedingte Frage zu ihrem Musiktext: «Ihr singt von "Partys" - was ist das, ist das so ein Jugendwort? Erklär mal.»