«Sex and the City»-Nachfolger mit Schockmoment
Carrie, Miranda und Charlotte sind zurück. Mehr als 15 Jahre nach dem Ende der Kultserie «Sex and the City» geht die Geschichte der New Yorkerinnen weiter - allerdings ohne Samantha.
Das Wichtigste in Kürze
- Sie sind in die Jahre gekommen, das ist nicht zu leugnen.
Carrie, Miranda und Charlotte haben jetzt mehr Falten und streiten sich in einer ihrer ersten Szenen nach einer langen, langen Durststrecke darüber, ob sich Frauen in ihrem Alter wirklich die Haare färben - oder doch lieber zum ehrwürdigen Grau stehen sollte.
Sie reden über ihre Kinder, über benutzte Kondome im Teenager-Zimmer. «Ich habe noch vor dem Kaffee im Sperma meines Sohnes gestanden», sagt Miranda - einigermassen empört.
Mehr als 15 Jahre nach dem Ende der Erfolgsserie geht «Sex and the City» nun endlich weiter. Am Donnerstag startete der Nachfolger «And Just Like That...» bei Sky und zeigt eine ganz andere Welt. Denn New York hat sich verändert, seit die Freundinnen sich das letzte Mal Cosmopolitan schlürfend ins Nachtleben warfen.
Sie sind nicht mehr die modernen, feministischen Ikonen von einst, sonst längst überholt worden von einer Gesellschaft, die so viel diverser, komplizierter, offener und moderner geworden ist, als sie das um den Jahrtausendwechsel herum war. Und die Freundinnen tun sich schwer damit, sich darin zurecht zu finden.
Carrie (Sarah Jessica Parker) hat ihre Zeitungskolumne aufgegeben, ist Instagram-Influencerin geworden und verzweifelt in ihrem neuen Podcast daran, eine moderne, offenere Sprache über Sex zu finden. «Du bist ein Urgestein», sagt ihre hippe Transgender-Chefin. Doch die Vorreiterin von einst müsse sich anstrengen - wenn sie nicht als «das verklemmte Cisgender-Hetero-Weibchen» rüberkommen will.
Miranda (Cynthia Nixon) tut sich derweil anderweitig schwer mit der Political Correctness - spricht ihre schwarze Professorin an der Uni auf deren Dreadlocks an und springt bei dem Versuch, das zu erklären, mit Anlauf von einem Fettnäpfchen in das nächste. Ach, die alten, weissen Frauen.
Diejenige, die am wenigsten aus ihrer Zeit gefallen zu sein scheint, ist ausgerechnet die zugeknöpfte Charlotte (Kristin Davis) - denn die war ja schon in den 2000er Jahren hoffnungslos unmodern.
Und so kämpfen sich die drei Freundinnen gemeinsam mit ihren mit ihnen gealterten, hörgeschädigten (Steve, gespielt von David Eigenberg), sportfanatischen (Mr. Big, gespielt von Chris Noth) oder skatenden (Harry, gespielt von Evan Handler) Ehemännern durch eine Welt, die ihnen fremd geworden zu sein scheint.
Sie müssen gewissermassen das ausbaden, was der Serie von damals, die Fans auf der ganzen Welt als Kult gilt, heute - wie vielen anderen Serien auch - vorgeworfen wird: zu weiss, zu hetero, insgesamt viel zu wenig divers. Nicht nur New York hat sich verändert in den vergangenen 15 Jahren, das serielle Erzählen auch.
Dabei kommt für die Drei erschwerend hinzu, dass ihnen ein ganz wichtiger Fels in der Brandung abhanden gekommen ist: Zwar war von vornherein klar, dass Kim Cattrall als Samantha nicht mehr dabei sein würde. Doch Carrie, Charlotte und Miranda tun sich schwer ohne die unbekümmerte, starke, selbstbewusste Freundin Nummer vier. Für echte Fans ist ihr Fehlen verdammt schmerzlich.
In der Nachfolgeserie ist Samantha nach London ausgewandert. Vorher hatte Carrie ihr wohl zu verstehen gegeben, dass sie sie nicht mehr als klassische Presseagentin braucht - in Zeiten von Instagram und Podcasts. «Ich habe gedacht, dass wir für ewig Freundinnen bleiben», sagt Carrie, als sie mit Miranda über Samantha redet.
Doch Samantha, deren Darstellerin Cattrall bekanntlich nicht den besten Draht zu Hauptdarstellerin Parker haben soll, hat den Kontakt zu den Freundinnen abgebrochen. «Irgendwie ist es fast so, als sei sie tot», sagt Miranda ganz zu Beginn.
Tot ist am Ende der ersten Folge von «And Just Like That...» allerdings jemand anders - und das ist der weit grössere Schockmoment. Das «Sex and the City»-Universum wird - nicht nur deshalb - nie mehr dasselbe sein.
Aber vielleicht muss es das ja auch gar nicht. Carrie, die früher Klamotten in ihrem Ofen aufbewahrte und inzwischen mit Begeisterung kocht und mit dem Fischhändler über Lachs streitet, sagt irgendwann: «Wir können doch nicht ewig das sein, was wir waren.»