Streit um Wiederaufbau der Notre-Dame geht weiter
Das Wichtigste in Kürze
- Im April gab es in der Notre-Dame in Paris einen verheerenden Grossbrand.
- Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat einen Wiederaufbau angekündigt.
- Nun kommt es zum Streit: Soll der Aufbau originalgetreu oder modern gehalten werden?
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hatte nach dem verheerenden Feuer im April eine Restaurierung der Kathedrale innerhalb der kommenden fünf Jahren angekündigt. Aber die Frage nach dem zukünftigen Antlitz des Wahrzeichens der französischen Metropole ist zum Zankapfel der Nation geworden: modern oder originalgetreu?
Seit dem Brand, der am 15. April abends ausgebrochen war, reisst der Streit unter Politikern und Architekten um das über 850 Jahre alte Gotteshaus nicht ab. In die erhitzten Debatten zwischen Modernisten und Traditionalisten hat sich nun die Unesco eingeschaltet und daran erinnert, dass die Kathedrale auf der Liste des Weltkulturerbes steht.
Die Renovierungsarbeiten müssten in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der Konvention des Weltkulturerbes stehen, zitiert die französische Kunstzeitung «Le Quotidien de l’Art» das Unesco-Welterbekomitee vor dessen Jahressitzung in Baku (Aserbaidschan), die am Sonntag beginnt. Man fordere Frankreich auf, mit dem Komitee über den Ablauf der Restaurierung zu diskutieren.
Lockerung der Denkmalschutzvorgaben
Die Wortmeldung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem Macron und seine Mitte-Links-Regierung ein Gesetzesprojekt in die Wege geleitet haben, das die politischen Lager spaltet. Der Text sieht unter anderem Lockerungen bei den Denkmalschutzvorgaben vor, um die Restaurierung zu beschleunigen.
Für viele will Macron damit auch eine Bresche für die Modernisierung des Gotteshauses schlagen. Kurz nach dem Brand hatte er wissen lassen, dass er sich eine zeitgenössische Architektur durchaus vorstellen könne. Im französischen Parlament wurde die Gesetzesvorlage nach erregten Diskussionen in erster Lesung zwar angenommen, im Senat wird sie aber nach einer ersten vergeblichen Runde am 10. Juli erneut die Gemüter bewegen. Eine Einigung ist noch lange nicht in Sicht.
Gründe für Grossbrand noch ungeklärt
Derzeit sind die Gründe für den Grossbrand noch ungeklärt. Einen kriminellen Hintergrund schliesst die Pariser Staatsanwaltschaft bislang aus.
Bereits kurz nach dem Feuer hatte die Regierung einen internationalen Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Die eingereichten Ideen reichen von einem begrünten und begehbaren Dach bis zu einem hochmodernen Spitzturm, der an einen kleinen Wolkenkratzer erinnert oder an eine riesige Flamme - als Mahnmal für den Brand.
Doch nicht nur Politiker und Experten sind gespalten. In einer Bürger-Umfrage im April haben sich 54 Prozent und damit nur eine knappe Mehrheit für einen originalgetreuen Wiederaufbau ausgesprochen.