Taffe Melissa McCarthy in «The Kitchen: Queens of Crime»
Die Frauen übernehmen bei der Mafia im New York der 1970er Jahre die Macht. Doch der Befreiungsschlag der Mauerblümchen, die zu kaltblütigen Killern werden, ist wenig überzeugend.
Das Wichtigste in Kürze
- Es ist das Jahr 1978.
Die irische Mafia hat das heruntergekommene New Yorker Viertel Hell's Kitchen fest im Griff. Die dreckigen Strassen sind von Prostitution und Drogenkriegen geprägt. Mit heulenden Polizeisirenen und überquillenden Mülltonnen zaubert «The Kitchen: Queens of Crime» das atmosphärisch-düstere Szenario auf die Leinwand.
In diesem tristen Milieu müssen sich plötzlich drei Frauen durchboxen. Unfreiwillig nehmen die Ehefrauen von Mafia-Gangstern selbst die Geschäfte in die Hand, als ihre Männer nach einem missglückten Coup in den Knast wandern.
Mit Melissa McCarthy («Ghostbusters»), Tiffany Haddish («Girls Trip») und Elisabeth Moss («The Handmaid’s Tale - Der Report der Magd») schlägt ein auf den ersten Blick vielversprechendes Frauentrio als «Queens of Crime» zu. Sie werden zu den Hausfrauen Kathy, Ruby und Claire, die jede auf ihre Weise aus dem Schatten ihrer Männer heraustreten. «Es geht um Leute, die nie ernst genommen wurden», erklärt die Regisseurin Andrea Berloff im Begleitheft zum Film.
Das klingt nach einem Drama mit Tiefgang, vor allem mit Berloff am Ruder. Die Oscar-nominierte Amerikanerin schrieb die Drehbücher für Oliver Stones Terrorfilm «World Trade Center» (2006) und für das gefeierte Gangsta-Rap-Drama «Straight Outta Compton» (2015). The «The Kitchen» ist ihr Regiedebüt, die Story basiert auf einem Comic-Roman.
Einige «Frauenpower»-Szenen überzeugen, etwa als Kathy (McCarthy) ihrer jungen Tochter auf das Kompliment «Siehst hübsch aus, Mamma» resolut entgegnet: «Hübsch spielt keine Rolle, ist bei Frauen nur Mittel zum Zweck».
Doch der Befreiungsschlag der Frauen, die plötzlich von Mauerblümchen zu kaltblütigen Killern werden, ist wenig überzeugend. Trotz guter Zutaten enttäuscht der Film. Statt einer plausiblen Story tischt Berloff Gangster-Klischees und Leichenteile auf. US-Kritiker teilten gnadenlos aus. Das sei ein Verstoss gegen Feminismus, lamentierte die «New York Times», «ein fürchterliches, dummes Durcheinander».
Dass sie auch ernste Rollen überzeugend spielen kann, hat Melissa McCarthy zuletzt in dem skurrilen Drama «Can You Ever Forgive Me?» bewiesen. Darin mimte sie eine schwermütige Autorin, die als Betrügerin auffliegt. Die Rolle brachte der Vollblut-Komikerin im Frühjahr eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin ein. Dass die taffen Mafia-Frauen in «The Kitchen: Queens of Crime» nicht überzeugen, liegt weniger an den Schauspielerinnen, als am Stoff.