Vermögender Religionsführer Aga Khan stirbt mit 88 Jahren
Das spirituelle Oberhaupt der Ismailiten, Aga Khan, ist mit 88 Jahren gestorben.
Das Oberhaupt der muslimischen Ismailiten, der Aga Khan, ist nach Angaben der Glaubensgemeinschaft sowie der von ihm gegründeten Einrichtung «Aga Khan Development Network» mit 88 Jahren verstorben. Karim Al Husseini, wie der Aga Khan mit bürgerlichem Namen hiess, starb am Dienstag in Portugals Hauptstadt Lissabon im Kreise seiner Familie.
Wer ihm als geistlicher Führer nachfolgt, soll demnach noch verkündet werden. Die Nachfolge bestimme das Testament des Verstorbenen.
Die Ismailiten sind eine liberale Strömung des schiitischen Islams und weltweit verbreitet. Ihre Anhänger leben vor allem in Asien, Afrika und dem Mittleren Osten, aber auch in Europa, Nordamerika und Australien.
Laut Gesellschaft für bedrohte Völker gibt es etwa 18 Millionen Ismailiten. Da ihre Glaubenslehre beträchtlich vom orthodoxen Islam abweicht, sehen sie sich bis heute Anfeindungen anderer islamischer Gruppierungen ausgesetzt.
Wirtschaftlicher Erfolg trotz religiöser Feindseligkeiten
Die Glaubensgemeinschaft ist gut organisiert und wirtschaftlich erfolgreich: Erträge kommen zum grossen Teil Bildungs- und Entwicklungseinrichtungen zugute. Sie sollen die Ismailiten mit den politischen Ideen der westlichen Welt und deren technischen Entwicklungen vertraut machen und zur wirtschaftlichen Entwicklung in Asien und Afrika beitragen.
Der Aga Khan gründete die Entwicklungshilfeorganisation «Aga Khan Development Network» mit Sitz in Genf. Sie umfasst verschiedene wohltätige Einrichtungen, etwa im Gesundheits-, Bildungs- und Architekturbereich.
Al Husseini übernahm seine Rolle als Oberhaupt der Glaubensgemeinschaft zufolge im Jahr 1957 mit 20 Jahren. Der Aga Khan gilt bei den Ismailiten als direkter Nachkomme des Propheten Mohammed.
Zudem galt er als einer der reichsten Männer der Welt. Ein französisches Gericht schätzte sein Vermögen bei einem Rechtsstreit über die Abfindung seiner geschiedenen deutschen Frau vor rund 13 Jahren auf mindestens zehn Milliarden Euro.