Zum 90. Geburtstag: Wer hat Angst vor Roman Polanski?
Roman Polanski gehört wohl zu einer der umstrittensten Personen in der Filmbranche. Vor allem wegen seiner Misshandlungsvorwürfe fiel er bei vielen in Ungnade.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Filmemacher Roman Polanski wurde 90 Jahre alt.
- Er als Person wird von vielen verachtet.
- Sein Talent, erfolgreiche Filme zu drehen, streitet ihm aber keiner ab.
Roman Polanski ist wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs für viele zur Persona non grata geworden. Das Filmfestival lädt ihn dennoch wieder nach Venedig ein. Als Regisseur bleibt er ein Meister seines Fachs.
Polanski, der am Freitag (18. August) 90 Jahre alt wurde, gehört zu den umstrittensten Regisseuren seiner Zeit. Seit dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung im Jahr 2017 haben mehrere Frauen den Filmemacher des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Vorwürfe, die er bestreitet.
Im Zuge von #MeToo wurde Polanski 2018 auch aus der Oscar-Akademie geworfen. Sein Talent, erfolgreiche Filme zu drehen, spricht ihm jedoch kaum einer ab. So hat das italienische Filmfestival Venedig ihn mit der satirischen Komödie «The Palace» eingeladen. Trotz der anhaltenden Debatten um seine Person.
Polanskis Werke werden dennoch honoriert
Bereits 2019 holte das Filmfest «Intrige» in die Lagunenstadt. Das Werk gewann den Grossen Preis der Jury. Nur wenige Monate später zeichnete auch die französische César-Akademie «Intrige» aus.
Sie verlieh der Geschichte über den jüdischen Offizier Alfred Dreyfus, die Trophäe für die beste Regie. Demonstrativ verliessen zahlreiche Filmschaffende die Zeremonie im Februar 2020. Polanski war bei der Verleihung nicht dabei, auch nicht das restliche Filmteam.
In den USA läuft seit über 40 Jahren wegen sexuellen Missbrauchs an der heute 60-jährige Samantha Geimer ein Verfahren. Damals war die Amerikanerin 13 Jahre alt. Polanski hatte damals den unerlaubten Sex mit der Minderjährigen zugegeben. Doch bevor es zum Urteil kam, floh er nach Europa.
Geächtet, geachtet – und gefürchtet
«Qui a peur de Roman Polanski» (Wer hat Angst vor Roman Polanski) heisst das angekündigte Buch von Sabine Prokhoris. Die Philosophin ist Feministin, steht jedoch der #MeToo-Bewegung kritisch gegenüber.
In verschiedenen Interviews erklärte sie, warum: Der anklagende Ansatz reduziere unter anderem den Kampf der Frauen für Gleichberechtigung und Emanzipation auf sexuelle Grenzüberschreitungen.
Das Leben von Roman Polanski
«Der Ekel», «Rosemaries Baby», «Chinatown», «Der Mieter», «Der Tod und das Mädchen» und «Ghostwriter»: Polanskis Meisterwerke sind oft harter Tobak. Horrorfilme, Psychothriller und blutige Dramen, in denen er seine Vergangenheit und seine Tragödien verarbeitet.
Polanski wurde als Sohn eines jüdischen Vaters und einer russischen Mutter 1933 in Paris geboren. Danach zogen sie nach Polen. In Krakau wurden sie dann in das jüdische Ghetto gezwungen. Polanskis Mutter wurde in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo sie 1943 ermordet wurde.
Seine Frau und Kind wurden ermordet
Das zweite grosse Drama ereignete sich 1969. Seine damalige schwangere Lebensgefährtin wurde von Mitgliedern der sogenannten Manson-Sekte bestialisch ermordet.
Seine Kindheit verarbeitete Polanski erstmals 2002 in «Der Pianist». Das Drama handelt von dem polnischen Konzertpianisten Wladyslaw Szpilman, der mit Hilfe eines kunstsinnigen Wehrmachtsoffiziers die deutsche Besatzung Warschaus überlebte. Die Verarbeitung seines Kindheitstraumas brachte ihm einen Oscar für die beste Regie ein und in Cannes eine Goldene Palme.