Juso Präsidentin Tamara Funiciello und Unia lancieren Kampagne gegen Praktika
Juso und die Gewerkschaft Unia prangern mit einer Aktion heute in Bern Bedingungen bei Praktika an. Diese seien ausbeuterisch und gehörten reglementiert. Gewisse Formen sollen gar verboten werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Juso und die Gewerkschaft Unia Jugend wollen Praktika reglementieren.
- Die Jobs sollen besser entlohnt werden und es brauche Ausbildungspläne.
- Der Arbeitgeberverband hält wenig von einer Reglementierung.
Mit Peitschen werden Praktikantinnen und Praktikanten durch die Strassen von Bern getrieben. Die Aktion der Juso und Unia-Jugend will auf die Arbeitsbedingungen von Praktika aufmerksam machen.
Viele Praktika seien «reine Ausbeute» sagt Juso-Präsidentin Tamara Funiciello. «Viele Junge Menschen sind gezwungen Praktika zu machen, sonst bekommen Sie keinen Job», so Funiciello. Und oftmals würden Praktikanten schlecht bezahlt.
Sie selber habe ein unbezahltes Praktikum bei der italienischen Botschaft gemacht, verrät Funiciello. «Ich musste nach dem Praktikum am Abend noch arbeiten um Geld zu verdienen, das kann es doch nicht sein.» Auf eine Minimalforderung wollen sich die Juso und Unia Jugend nicht festlegen. Aber: Es soll reichen um davon zu leben.
Fürs Kaffee machen missbraucht
In vielen Praktika werden junge Leute fürs Kaffee machen missbraucht, so Funiciello. Von Ausbildung könne da nicht die Rede sein. Das andere Extrem: Die Praktikanten machen einen vollwertigen Job, werden aber mit mickrigem Praktikumssalär bezahlt. «Dann ist es einfach nur Lohndumping», sagt die Juso-Präsidentin.
Sie fordert daher Ausbildungspläne und eine strikte Regulierung der Praktika. Vorlehrpraktika sollen gar ganz verboten werden. Dabei werden Schulabgänger für ein Praktikum angestellt, statt eine Lehrstelle zu bekommen. Der Juso und Unia Jugend ein Dorn im Auge.
Der Schweizerische Arbeitgeber Verband hält wenig von den Forderungen. Praktika seien keineswegs «ausbeuterisch», sondern helfe bei der Berufswahl oder sei «Bestandteil einer arbeitsmarktnahen Weiterbildung», so Fredy Greuter vom Schweizerischen Arbeitgeberverband.
Instrumente vorhanden
Zudem genössen in der Schweiz auch Praktikanten dieselben Schutzbestimmungen wie alle anderen Arbeitsverträge. Instrumente um sich gegen Missbrauch zu wehren seien also vorhanden. Eine einheitliche Regelung sei ausserdem wenig sinnvoll, da es so viele verschiedene Formen von Praktika gebe.
Gerade diese Woche veröffentlichte das Bundesamt für Statistik die neuesten Zahlen zur über die Anstellungsverhältnisse. Diese zeigen: Fast ein Viertel (22 Prozent) der junge Erwachsenen (15-24) haben einen befristeten Vertrag. 40 Prozent dieser befristeten Verträge sind Praktikumsverträge.